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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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die Gesichter um mich herum. Vielleicht waren diese Menschen noch einen Augenblick zuvor auf dem Weg zur Arbeit oder unterwegs zum Einkaufen gewesen, und jetzt waren sie plötzlich hier, ohne zu wissen, wie und warum.
    »… beruflich?«, drang Terences Stimme wieder in mein Bewusstsein.
    »Sie arbeitet fürs Theater, Terence. Sie hat eine Schauspielagentur.«
    Wieder schaltete ich ab.
    »… stimmt das, Sandy? Sie haben eine eigene Agentur?«
    »Ja«, antwortete ich abwesend, während ich zusah, wie die Frau den kleinen Jungen neben mir an der Hand nahm und ihn durch eine Tür hinter dem italienischen Schreibtisch führte.
    Seine großen sorgenvollen Augen beobachteten mich unablässig, aber als ich ihm freundlich zulächelte, entspannte er sich ein bisschen. Dann schloss sich die Tür hinter ihm.
    »Wohin führt diese Tür?«, fragte ich abrupt mitten in eine von Terences Fragen hinein.
    Er hielt inne. »Welche Tür?«
    Als ich mich umsah, merkte ich zum ersten Mal, dass es viele Türen gab – hinter jedem Schreibtisch befand sich eine davon.
    »Alle diese Türen. Wo führen die hin?«, wiederholte ich meine Frage leise.
    »Dort werden die Leute über alles informiert, was wir wissen – wo wir sind und was hier passiert. Es gibt Beratungs- und Jobangebote, und jeder Neuankömmling bekommt einen Alteingesessenen zugeteilt, der ihn willkommen heißt und herumführt, solange er das braucht.«
    Ich betrachtete die dicken Eichentüren und schwieg.
    »Da Sie Helena bereits kennen, kann sie Ihre Mentorin sein«, erklärte Terence sanft. »Jetzt kommen wir zu den letzten Fragen, dann sind Sie fertig und können gehen, wohin es Ihnen beliebt.«
    In diesem Moment öffnete sich die Haupttür, und Sonnenlicht erfüllte den Raum. Alle blickten auf. Ein kleines Mädchen kam herein, mit wippenden blonden Locken und großen blauen Augen voller Tränen. Vor ihr her ging ein Mädchen im Teenageralter.
    »Jenny-May«, flüsterte ich, und mir wurde wieder schwindlig.
    »Und wie heißt Ihr Bruder?«, fragte Terence, der unermüdlich das Formular durchging.
    »Nein, Moment mal, sie hat keine Schwester«, unterbrach Helena. »Sie hat mir vorhin erst erzählt, dass sie Einzelkind ist.«
    »Nein, nein«, erwiderte Terence ein bisschen ärgerlich. »Ich hab sie gefragt, ob sie eine Schwester hat, und sie hat ›Jenny-May‹ geantwortet.«
    »Dann hat sie dich wahrscheinlich nicht richtig verstanden, Terence«, entgegnete Helena ruhig, und wieder verwandelte sich der Rest dessen, was die beiden sagten, in meinen Ohren in einen unverständlichen Klangbrei.
    Meine Augen verfolgten das kleine Mädchen, das durch den Raum geführt wurde, und mein Herz schlug schneller, wie immer, wenn Jenny-May Butler nur wenige Meter von mir entfernt war.
    »Vielleicht könnten Sie das aufklären«, sagte Terence und schaute mich an. Einen Moment sah ich ihn ganz deutlich, dann verschwamm wieder alles vor meinen Augen.
    »Ich glaube, sie fühlt sich nicht so gut, Terence, sie sieht ziemlich blass aus.« Helenas Stimme war ganz dicht an meinem Ohr. »Sandy, Schätzchen, möchtest du …«
    In diesem Moment wurde ich ohnmächtig.

Neunzehn
    »Sandy!« Ich hörte, wie mein Name gerufen wurde, und spürte warmen Atem im Gesicht. Der Geruch kam mir bekannt vor – süßer Kaffee, der wie üblich mein Herz zum Flattern brachte und mir einen wohlig aufgeregten Schauer über den Rücken jagte.
    Sanft strich Gregorys Hand mir die Haare aus dem Gesicht, als würde er behutsam den Sand von einem soeben ausgegrabenen antiken Fundstück wegbürsten, das garantiert wertvoller war als ich. Aber irgendwie war das passend, denn er hatte mich ja gefunden, und er hatte alle meine verborgenen Gedanken ausgegraben. Er legte die eine Hand in meinen Nacken, als wäre ich das Zerbrechlichste, was er jemals angefasst hatte, und zog mit der anderen zärtlich die Umrisse meines Kinns nach, strich über meine Wangen und durch mein Haar.
    »Sandy, Schätzchen, mach die Augen auf«, flüsterte er ganz nah an meinem Ohr.
    »Bleiben Sie bitte zurück!«, rief plötzlich eine barsche Stimme. »Ist alles in Ordnung mit ihr?« Die Stimme wurde lauter und kam näher.
    Die tröstliche Hand glitt von meinem Haar zu meiner Hand und hielt sie fest. Der Daumen strich beruhigend hin und her, und mein Retter antwortete: »Sie reagiert nicht, ruf einen Krankenwagen.« Es klang verzerrt und hallte unangenehm in meinem Kopf wider.
    »Oh, Herr des Himmels«, brummte die barsche Stimme.
    »Sean, bring

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