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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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könnten uns zusammentun, wo wir doch beide allein sind. Vor allem, weil wir im gleichen Gästehaus wohnen. Schutz in der Gruppe und so.«
    War das die Wahrheit? Im Grund spielte es keine Rolle. Ich hatte ohnehin keine Möglichkeit, sie loszuwerden. Achselzuckend betrat ich den Tempel.
    Und rang nach Luft. Ich hatte einen offenen Raum erwartet. Stattdessen stand ich vor einer gigantischen goldenen Statue, die das Gebäude vollständig ausfüllte.
    »Der liegende Buddha«, erklärte Terry.
    Das war nicht der lustige kleine Kerl, der bei meinen Eltern auf dem Tisch gehockt hatte. Dieser Buddha war etwa fünfundvierzig Meter lang, fünfzehn Meter hoch und schimmerte in strahlendem Gold. Er lag auf der Seite und stützte den Kopf auf den rechten Arm.
    Die Menge zog langsam um die Statue herum. Ehrfürchtig schloss ich mich an. So etwas hatte ich noch nie gesehen.
    Entlang der Statue reihten sich von Blumen umgeben kleinere Buddhas, die die Besucher mit Blattgold in Briefmarkengröße beklebt hatten. Touristen ließen ihre Kameras klicken und zündeten Räucherstäbchen an. Thais beteten mit aneinander gelegten Händen. Die Luft war schwer vom Weihrauch. Dann drängten die Schulkinder herein, die am Stand draußen Eis gegessen hatten. Ihre Münder leuchteten immer noch in Neonfarben.
    Die Fußsohlen hoch über meinem Kopf waren mit Perlmutt belegt. Am Rücken des Buddhas warteten Bettelschalen auf Spenden. Manche Touristen warfen Münzen hinein. Dem aufgekratzten Lächeln auf ihren Gesichtern entnahm ich, dass es für sie etwa so viel bedeutete, wie eine Münze in einen Brunnen zu werfen. Vielleicht brachte es ja Glück. Gutes Karma. Ich verzichtete darauf. Religiöse Rituale sind kein Spiel. Wer sich daran beteiligt, öffnet sich einer Macht, die stärker ist als er selbst.
    In der Nähe des Eingangs stand ein junger Mann mit einem Päckchen in der Hand, der mich nicht aus den Augen ließ.
    Ich trat zu ihm und zeigte ihm das Medaillon. Er händigte mir das Päckchen aus. Es war etwa so groß wie ein Ziegelstein, in braunes Papier eingewickelt und wog vielleicht ein paar hundert Gramm.
    »Kop khun kap«, sagte ich. Danke.
    Als er ging, spürte ich warmen Atem auf meiner Schulter. Terry stand direkt hinter mir.
    »Ich beteilige mich«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ich zahle meinen Anteil.« Ihre Augen funkelten aufgeregt. »Das muss echt guter Stoff sein. Komm schon, ich zahl jeden Preis.«
    Das hatte mir gerade noch gefehlt. Sie hielt mich für eine Drogendealerin. »Du bist total auf dem Holzweg.« Kopfschüttelnd schob ich mich an den Kindern mit den Eismündern vorbei auf die Tür zu.
    Ein Mädchen, dessen Lippen im Gegensatz zu denen der anderen Kinder nicht verschmiert waren, löste sich mit der Geschwindigkeit eines fliegenden Messers aus der Gruppe. Sie sah aus wie zwölf und hatte taillenlanges Haar. Instinktiv klemmte ich mir das Päckchen fester unter den Arm.
    Ihre Augen leuchteten auf, und ihre Kindlichkeit wich sehniger Gewandtheit. Lautlos schnellte sie auf mich zu wie eine Peitsche.
     
    Im nächsten Moment hing sie mir um den Hals und grapschte mit starr ausgestreckten Fingern nach dem Päckchen. Sie fletschte völlig verfaulte Zähne.
    »Her damit!« Sie sprach reinstes Unterschichtamerikanisch, und im Gegensatz zu dem kindlichen Körper wirkten ihre Augen uralt. Den Arm um meinen Hals geschlungen, angelte sie nach dem Päckchen.
    Plötzlich flog von irgendwoher ein dunkler Gegenstand: Terry hatte zu einer Bettelschale gegriffen.
    Münzen flogen durch die Luft, als die Schale gegen den Schädel meiner Angreiferin knallte. Ihre Augen wurden glasig, aber sie blieb an mir kleben. Kurzerhand packte Terry ein Bündel brennender Räucherstäbchen und steckte sie ihr hinten ins T-Shirt. Schlagartig ließ die kleine Frau los und fiel auf die Knie, wobei sie verzweifelt nach ihrem Hemdrücken angelte.
    Ich packte Terry am Ärmel. »Los!«
    An entsetzten Touristen vorbei stürzten wir aus dem Tempel. Terry schlug einen Haken, um ihre Schuhe zu holen. Ich griff nach den meinen, nahm mir aber nicht die Zeit, hineinzuschlüpfen. Drei Stufen auf einmal nehmend, raste ich die Treppe hinunter.
    »Warte«, rief Terry mir nach.
    Als ich mich umschaute, kämpfte sie immer noch mit ihren Stiefeln. Hinter ihr tauchte aus der Dunkelheit das Mädchen auf, das in Wirklichkeit ein Kobold war, ein Wechselbalg. In ihrer Hand schimmerte ein scharfer Gegenstand.
    Wie bei dem Angriff auf Tim in Los Angeles.
    »Lauf, Terry!«
    Ich dachte

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