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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Mir blieb keine Zeit, meinen Sprachführer zu zücken oder zu feilschen. Also fischte ich ein Bündel Baht aus der Tasche, drückte es ihm in die Hand und rannte zum Boot. Er warf einen verächtlichen Blick auf das Geld und schüttelte den Kopf. Ich zog ein dickeres Bündel Scheine heraus und schleuderte es in seine Richtung. Er nickte. Ich sprang ins Boot, das sofort gefährlich zu schaukeln begann. Eilig krallte ich mich an eine Sitzbank.
    Wenn ich mit dem Computer im Rucksack ins Wasser fiel, konnte das katastrophale Folgen haben.
    Hinter mir jagten zwei weibliche Gestalten über den Kai auf mich zu. Die eine war Thai, die andere hellhäutig. Ihre Gesichter wirkten unheimlich ausdruckslos.
    »Fahren Sie los«, rief ich dem Bootsbesitzer zu. »Karunaa.« Bitte.
    Schnell, bevor mich diese Monster erwischen, meinte ich eigentlich, aber das stand nicht in meinem Sprachführer. Er warf seine Zigarette ins Wasser und stieg ohne übertriebene Hast ins Boot.
    Diese Langboote erinnerten an eine Mischung aus überdachter Kutsche und hochgezüchtetem Rennwagen. Der geschwungene Bug war mit Girlanden und Orchideen geschmückt, aber am Heck saß der größte Motor, den ich je gesehen hatte.
    Ich sprach in mein Handy. »Jesse, bist du noch da?«
    »Ja. Bist du unterwegs?«
    »So gut wie.« Komm schon, Mann, fahr los. »Der Motor sieht aus wie ein V8.«
    »Vermutlich ein Lkw-Motor aus einem Sattelschlepper. Ich höre gar nichts davon.«
    Der Motor war am Deck montiert und ließ sich drehen. An seiner Vorderseite war eine Pinne aus Metall befestigt, von der Rückseite führte eine verlängerte Gelenkwelle zum Propeller.
    Meine Verfolgerinnen flitzten über den Pier. Die erste rief meinem Fahrer etwas auf Thailändisch zu. Die Gestik war eindeutig: Die beiden wollten auf mein Boot.
    »Los«, brüllte ich. »Fahren Sie!«
    Der Motor sprang mit ohrenbetäubendem Lärm an. Heiße Abgase schlugen mir ins Gesicht, als wir uns mit vibrierendem Auspuff vom Pier lösten.
    »Red mit mir, Delaney«, sagte Jesse an meinem Ohr.
    »Wir sind zu langsam.« Die Kobolde feilschten mit dem anderen Bootsführer. »Los, Junge, gib Gas!«
    »Du weißt genau, was ich meine.« Jesses Worte wurden vom Dröhnen des Motors nahezu verschluckt, aber die Absicht war klar. Sein Ton war eisig.
    »Das Zeug, das ich brauche, um Dad zu befreien, ist hier in Bangkok. Aber wenn wir nicht bald schneller werden, bin ich erledigt.«
    Der Fahrer schob sich an einer schaukelnden Hotelfähre vorbei, warf sich mit der Schulter gegen den Motor, bis dieser sich um seine Achse drehte, und röhrte auf den Fluss hinaus.
    Die beiden Kinder des Zorns hüpften an Bord des anderen Bootes zwischen den deutschen Touristen herum, als wären sie schwerelos. Mit aufgeregten Rufen zeigten sie auf mein Boot. Offenbar wollten sie den Bootsführer überreden, sich die Panoramaroute zu schenken und stattdessen die Verfolgung aufzunehmen. Der ließ sich nicht beeindrucken, bis eines der kleinen Monster eine Platin-Kreditkarte zückte. Er nahm sie. Plastikgeld schlug Baht.
    »Schneller«, brüllte ich dem Fahrer zu und zeigte flussabwärts. »Bitte. Jetzt.«
    Er warf mir einen undurchdringlichen Blick zu und gab Gas.
    Das Dröhnen des Motors wurde nahezu unerträglich, und das Langboot beschleunigte unter der gewaltigen Kraft. Ich wurde nach hinten geschleudert und musste mich an der Sitzbank festklammern, um nicht vollends den Halt zu verlieren. Der Bug hob sich aus dem Wasser, Girlanden und Orchideen peitschten durch die Luft. Hinter uns spritzte das Kielwasser in einer weißen Gischtfontäne in die Höhe. Nach einer scharfen Kurve rasten wir flussabwärts.
    Als ich mich umdrehte, legte das zweite Boot gerade ab und folgte uns.
    Wie ein Kieselstein flogen wir über das im Sonnenlicht glitzernde grüne Wasser. Am Ufer huschten Bäume, edle Restaurants und verfallene Lagerhäuser aus dem 19. Jahrhundert vorüber. Der Wind, die Geschwindigkeit, die Kraft des Motors stiegen mir zu Kopf. Wenn ich Rios Trollen entkommen wollte, musste ich sie abhängen und hinter einer Flussbiegung an Land gehen. Doch als ich mich umwandte, erhob sich hinter uns eine zweite Gischtfontäne, die immer näher kam.
    Wie war das möglich, mit einer ganzen Blaskapelle an Bord? Die Platin-Kreditkarte bewirkte offenbar Wunder. Wir passierten andere Schiffe. Die Gischt flog mir ins Gesicht wie Sprühnebel.
    Ich brauchte Deckung. Eine Biegung, ein Schiff, egal was. Vor uns in der Ferne erhob sich ein riesiger Lastkahn,

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