Vermisst: Thriller (German Edition)
Druckverfahren setzt ihr ein?«
»Top-Qualität«, erwiderte Daw. »Eine eigene Platte für jede verwendete Farbe.«
»Wasserzeichen?«
»Simuliert, aber unter UV-Licht sichtbar.«
»Die Farbstrukturen stimmen auch. Genial.« Jax nickte zufrieden und wandte sich an Pete. »Hast du den Code?«
Er hielt den Blick unverwandt auf seinen Bildschirm gerichtet. »Algorithmus und Zeitstempel.«
»Gut.«
Er warf eine DVD aus und legte sie ihr hin. Daw drückte mir den Führerschein in die Hand.
Ich lächelte. »Danke für die Verjüngungskur.«
Pete blickte auf. »War mir ein Vergnügen, meine Liebe.«
»Erzähl ihm von deinem Zusammenstoß mit Rios Zwerginnen«, drängte Jax.
Ich beschrieb die Kobolde: faunartige, muskulöse Gestalten von der Größe einer Zwölfjährigen mit unheimlich ausdruckslosen Augen.
»Diminuendos?«, fragte Pete.
»Wie hat Rio das zustande gebracht?«, wollte Jax wissen.
Er fuhr sich mit der Hand über den rasierten Schädel. »Sie muss einen Hypopituitarismus ausgelöst haben, als die Mädchen noch Kinder waren. Durch den Mangel an Wachstumshormonen werden Wachstum und körperliche Reifung unterbunden.«
»Wie ist das möglich?«
»Medikamente, operative Eingriffe …« Er wirkte plötzlich bekümmert. »Jakarta, Wachstumshormone sind an sich ein Segen. Sie können das Leben von Kindern mit angeborenen Wachstumsproblemen verändern. Der Gedanke, dass Rio ohne Not in das Wachstum eingreift …«
Ich starrte Jax an. Jetzt fiel mir ihre Warnung auf dem Riverbend-Video wieder ein: Rio hatte diese Mädchen immer noch. »Das heißt, dass diese Wesen seit über einem Jahrzehnt für Rio Sanger arbeiten.«
Jax erwiderte meinen Blick. »Ich hab dir ja gesagt, du sollst wachsam sein.«
Pete schien uns mit neuen Augen zu betrachten. Plötzlich ging es nicht mehr nur ums Geschäft oder um alte Loyalitäten unter Spionen. »Ich hoffe, ihr könnt sie aufhalten. Und ich hoffe, ich konnte euch helfen.«
Daw trat vor. »Ich wünsche euch, dass sich alles zum Guten wendet und Tim bei eurem nächsten Besuch dabei ist.«
»Das wünsche ich mir auch«, sagte Jax.
Christian lief auf dem Balkon auf und ab. Am Hang unter ihm pulsierten die Lichter von Los Angeles. Eigentlich war das die Stunde, die er am meisten liebte: die Zeit vor dem Morgengrauen, wenn er die Mädchen abkassierte. Trotzdem hielt es ihn nicht an seinem Platz. Schließlich schlurfte Eden mit dem Telefon in der Hand nach draußen.
»Shiver hat Delaneys Zimmer im Gästehaus durchsucht. Ohne Erfolg.«
»Nichts? Verdammt noch mal.«
Ihm war so kalt, dass er die Hände aneinanderrieb, um sich zu wärmen.
Eden bewegte sich, als hätte sie Nierenschmerzen. Das Geburtstagskind hatte ihr ein paar kräftige Schläge mit seinem Polizeiknüppel verpasst.
»Keine Sorge. Shiver und Bliss finden sie«, sagte sie.
Er tigerte an ihr vorbei. »Wie denn? Bangkok ist Bangkok.«
»Die beiden haben ihre Mittel und Wege.«
Sie redete mit ihm wie mit einem Kind. Das Engegefühl in seiner Brust wurde unerträglich. Wieder einmal drängte sich ihm der Eindruck auf, dass Eden ihn für einen Schwächling hielt. Diese Nutte, deren Körper zur Karikatur einer Heranwachsenden erstarrt war, behandelte ihn mehr und mehr wie das Nesthäkchen der Familie.
Im Haus wurde das Klappern von Absätzen laut. Dann rauschte Rio auf den Balkon. »Stand der Dinge?«
Er strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Für heute Nacht rechnen wir neunzehn fünf ab.«
»Gut. Was ist mit der Delaney?«
»Shiver und Bliss sind ihr auf der Spur«, sagte er.
Ihr Parfüm senkte sich wie eine Wolke über ihn. Er war erschöpft und sehnte sich nach einer Dusche. Das Hoch war definitiv am Abklingen.
Nichts half mehr, nicht EPO, nicht Meth, nichts. Er musste wach bleiben, dabei war er so müde und fror so furchtbar. Seine Mutter und Eden starrten ihn an, als wüssten sie etwas, das ihm entgangen war.
»Was?«, fragte er.
Rio runzelte die Stirn. »Du siehst furchtbar aus. Geh ins Bett.«
»Ich kann nicht schlafen, solange sie das Mädchen nicht haben.«
Sie legte ihm den Handrücken an die Stirn, fühlte einen Augenblick lang seine Temperatur und atmete dann deutlich vernehmbar aus. »Keine Widerrede. Du hast dir irgendwas eingefangen.« Sie schob ihn Richtung Tür und wandte sich dann an Eden. »Was wissen wir?«
»Die beiden haben Delaneys Foto in der näheren Umgebung der in Frage kommenden Anlegestellen herumgezeigt.«
Als er auf das Haus zuging, entdeckte er in den
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