Vermisst: Thriller (German Edition)
Fenstern sein Spiegelbild. Er wirkte völlig transparent.
»Shiver hat was rausgefunden«, berichtete Eden. »Offenbar war die Delaney in eine Schlägerei mit einer Motorradfahrerin verwickelt.«
»Die schwarze Texanerin?«, fragte Rio.
»Vermutlich.«
»Dann können wir uns ja denken, wo die beiden zu finden sind.«
Christian verfolgte von drinnen das Gespräch. Sie mussten die Delaney erwischen. Eine Niederlage war keine Option.
Die Sig wartete in seinem Schlafzimmer. Er musste überprüfen, ob sie geladen und einsatzbereit war. Bei der Reinigung hatte er sich in den Finger geschnitten, als er den Schieber wieder aufsetzen wollte. Es hatte eine Viertelstunde lang geblutet. Diesmal würde er sich nicht schneiden. Er starrte auf seine Hände. Sie waren kalt. Er musste sich beschäftigen, musste alles in Ordnung bringen.
»Wir gehen davon aus, dass die Rivera ein Fünf-Sterne-Hotel nimmt«, sagte Eden.
Rio nickte. »Irgendein Haus, wo sie auf die Diskretion des Personals zählen kann. Gut. Sehr gut, Eden. Sag ihnen, sie sollen die Sache zu Ende bringen.«
Eden wählte eine Telefonnummer. Rio legte ihr die Hand in den Nacken und beugte sich zu ihrem Ohr. »Und sie sollen sich beeilen.«
Jax sperrte die Tür auf. »Ah, sehr gut«, sagte sie, als sie die Suite im Shangri-La betrat.
Ich blieb wie angewurzelt stehen. Es war, als hätte uns der Weihnachtsmann einen Besuch abgestattet. Meine neue Garderobe war geliefert worden. Auf dem Couchtisch drängten sich Einkaufstaschen mit grünen, goldenen und knallblauen Blusen, einem eng anliegenden Hosenanzug, einem schwarzen Kaschmirpullover und einer Wollhose. Schuhe, Gürtel, Ohrringe und Halsketten ergänzten mein neues Outfit. Kein Vergleich mit den Jeans und T-Shirts, die ich normalerweise trug.
»Kit Larkin hat ja deutlich mehr Klasse als ich.« Vor allem, was die Dessous anging. Die schwarze Spitze passte ausgezeichnet zu meinem dramatischen Augen-Make-up.
Jax fuhr den Laptop hoch, der für sie geliefert worden war. »Kit Larkin arbeitet für eine Werbeagentur und hat sich ein Jahr unbezahlten Urlaub genommen, um sich eine Weltreise zu gönnen.«
»Laut Pass war sie in den letzten sechs Monaten in Japan, Italien und Spanien.« Ich schaute auf die Uhr. »Und jetzt würde sie gern aufbrechen.«
Sie sah mich aus dem Augenwinkel an. »Immer mit der Ruhe. Der Computeranzeige zufolge hast du noch fünf Stunden, um den Stick aus Singapur runterzuladen. Bis dahin habe ich ihn längst entschlüsselt und unseren Bedürfnissen angepasst.«
»Und wenn mein Vater bis dahin verdurstet oder erstickt ist? Ich will keine fünf Stunden warten.« Ich rieb mir die Augen. »Wieso hast du die Aufzeichnungen eigentlich überall auf der Welt verteilt?«
»Um mich abzusichern. Wer das Dossier haben will, muss erst seine Motivation unter Beweis stellen. Außerdem wollte ich mir die Möglichkeit zum Eingreifen offenhalten, falls sich die falsche Person auf die Suche nach den Unterlagen machen sollte. Die Schnitzeljagd sollte mir die Zeit verschaffen, die USB-Sticks verschwinden zu lassen oder einen Hinterhalt zu legen, weil ich immer weiß, wo ich den Betreffenden zu gegebener Zeit finden kann.«
»So wie mich.«
»Es ist zwanzig Uhr. In einer Stunde sind wir hier weg.« Sie platzierte meinen Computer neben ihren Laptop auf den Schreibtisch. »Dieses Hotel ist keine Fluchtburg. Ich kann mich auf die Diskretion des Personals verlassen, aber wir dürfen keine Zeit verlieren. So, und jetzt befasse ich mich mit deinem Laptop.«
Sie legte die DVD ein, die Pete Kongsangchai ihr ausgehändigt hatte. Auf meinem Monitor erschien ein Bild des Weltraums, ein blauer, mit Sternen gesprenkelter Nebel.
»Wie kommst du an einen sicheren Server bei Lawrence Livermore?«
»Pete war Sicherheitsanalyst bei Sandia und Livermore. Im Laufe der Jahre haben sich unsere Wege mehrfach gekreuzt.«
Ihre ausweichende Antwort trug nichts zu meiner Beruhigung bei. Das Lawrence Livermore Laboratory ist ein Zentrum der amerikanischen Rüstungsforschung und hat unter anderem die Sprengköpfe für die Polaris-Raketen entwickelt.
»Was ist ein Type-One-Code?«
»Die ultimative Verschlüsselung. Der Code wird durch die Aufzeichnung von Statikgeräuschen aus dem Weltall generiert. Pulsare, von Schwarzen Löchern erzeugte Röntgenstrahlen …« Sie wechselte hektisch tippend zwischen verschiedenen Programmen hin und her. »Für einen nicht dechiffrierbaren Code benötigt man absolut zufällige Zahlen. Bei
Weitere Kostenlose Bücher