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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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woran er gerade arbeitete. Der Job meines Vaters war es gewesen, herauszufinden, wer unsere Gegner waren und was sie in der Hand hatten. Er hatte ihre Technologie ausspioniert.
    Damals beherrschten Diktatoren, Militärcoups, Drogenbarone, Massaker, Kartelle und blutige Fehden das Leben in Lateinamerika und Südostasien. Mir sank das Herz, wenn ich ihn davon reden hörte. Technologien waren sauber und präzise, Dschungelkriege dagegen blutig und chaotisch. Vergiss nicht, was für Zeiten das waren, sagte er . Es stand viel auf dem Spiel. Der Kalte Krieg. Kommunisten. Kriegsherren, die ihre Armeen mit Drogen finanzierten. Terroristen. In Venezuela oder Burma hatten wir keinerlei Autorität. Wir konnten nicht einfach mit einem Durchsuchungsbefehl in den Urwald marschieren und uns die nötigen Informationen besorgen.
    Ich verstehe, sagte ich. Ich bin ja kein kleines Kind mehr.
    Er starrte auf das Wasser hinaus. Nein. Du bist hart im Nehmen, Kit, aber trotz allem, was du in letzter Zeit erlebt hast, kannst du es nicht verstehen.
    Und jetzt war es vielleicht für immer zu spät.
    Halb elf: nichts. Keine Spur von meinem Vater, trotz des Rettungshubschraubers, trotz meiner gestammelten Gebete. Nur die überall mit Kameras und Messgeräten herumwuselnden Verkehrspolizisten und regenschwere Wolken. Bockig weigerte ich mich, den Ort des Geschehens zu verlassen. Erst als Jesse auf einen Übertragungswagen des Fernsehens deutete, der sich uns näherte, ergriff ich in meinem Mustang die Flucht.
    Als ich in Santa Barbara eintraf, waren die Wolken aufgerissen, und mir bot sich ein geradezu mediterranes Bild: grüne Berge vor blauem Himmel, rote Ziegeldächer, die bis hinunter zum Meer durch die Palmen schimmerten. Ich ließ das Auto bei mir zu Hause stehen und steig bei Jesse ein.
    »Willst du dir das nicht lieber ersparen?«, fragte er.
    »Auf keinen Fall.« Ich brauchte keine Ruhe und wollte auch nicht nachdenken. Ich wollte was tun. Ganz egal was. »Und du?«
    Er sah hundemüde aus. Zum letzten Mal war er vor dem Schwimmwettbewerb am Vortag zu Hause gewesen.
    »Eins nach dem anderen«, erwiderte er.
    Zuallererst mussten wir Lavonne Marks, seine Chefin, finden und sie informieren. Also fuhren wir zum Belchiesa Resort an der Landseite des Cabrillo Boulevard, wo die kalifornische Anwaltskammer ihre Frühjahrskonferenz zum Thema Prozessanwaltschaft abhielt.
    »Du weißt, dass wir vermutlich Gray in die Arme laufen werden«, warnte Jesse.
    »Wenn er nicht gerade für die Kameras posiert.«
    Nicholas Gray, der Staatsanwalt, der wie ein Geier um meinen Vater kreiste, hielt die Einführungsrede. Am Wochenende hatte er es tatsächlich geschafft, in eine Besprechung zwischen meinem Vater, Lavonne und Jesse in einem Restaurant des Konferenzzentrums des Hotels zu platzen. Wenn es darum ging, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen, war er allgegenwärtig.
    Jesse ließ seine Krücken im Auto. Die Wege im Konferenzzentrum waren lang, und mehr als hundert Meter schaffte er nicht. Er holte den Rollstuhl vom Rücksitz, und ich schloss den Wagen ab. Auf dem Weg in die Lobby kamen wir an einem Plakat vorbei, auf dem die Einführungsrede angekündigt wurde.
    »Zum Teufel mit Gray. Der wird bloß wieder versuchen, Profit aus der Sache zu schlagen«, sagte ich.
    »Aufgepasst«, warnte Jesse, kaum dass sich die Türen hinter uns geschlossen hatten. »Da ist er schon.«
    Als ich einen Blick über die Schulter warf, erkannte ich drei Männer in dunklen Anzügen.
     
    Der Große war Nicholas Gray, Bundesanwalt für den Central District of California. Mit lässigen, aber entschlossenen Schritten marschierte er, gefolgt von zwei Untergebenen in passenden blauen Nadelstreifenanzügen, auf uns zu. Das Trio wirkte für Santa Barbara, wo die halbe Bevölkerung selbst zu ihrer eigenen Hochzeit in Flipflops und Surfer-T-Shirts antrat, völlig overdressed.
    »So ein Zufall. Sie habe ich gesucht«, sagte Gray.
    Einer der Nadelstreifenmenschen riss eine Getränkedose auf und reichte sie ihm. »Cola light.« Dann nickte er Jesse zu. »Hallo, J-Man.«
    »Hallo, Drew«, erwiderte Jesse.
    Gray nahm die Dose, ohne auch nur hinzusehen. »Ms. Delaney, ich habe von dem Unfall gehört. Tut mir wirklich leid.«
    »Danke«, antwortete ich.
    Er warf Jesse einen Blick zu. »Sind Sie wegen meiner Rede hier?«
    »Wegen der Margaritas. Was gibt’s?«
    Gray zeigte seine langen weißen Zähne, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht. »Ich würde mich gern mit Ms. Delaney über

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