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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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bekehrt hat. Du hast recht. Ich bin Mul von Frig’s Tun, und wie ich Cynric schon sagte, habe ich vor, heute nacht in meinem eigenen Bett zu schlafen.«
    »Aber die Straßen sind doch unpassierbar«, warf der Wirt Cynric ein.
    Der Bauer lachte rauh. »Unpassierbar für Leute, die keinen Mut besitzen. Noch einen Becher Met, Cynric, dann mache ich mich auf den Weg.«
    Fidelma klopfte Eadulf auf den Arm.
    »Virtutis fortuna comes«
, flüsterte sie auf lateinisch. Das Glück war wirklich der Begleiter des Mutes, aber was sie meinte, und so verstand es Eadulf auch, war, daß man die Gelegenheit beim Schopfe packen mußte.
    Eadulf bemühte sich, die Frage so zu stellen, daß Mul sie günstig aufnahm.
    »Dein Weg führt dich doch in die Richtung von Aldreds Abtei, nicht wahr?«
    Mul verhielt mit dem Becher an den Lippen und sah Eadulf forschend an.
    »Und wenn?« konterte er.
    »Meine Gefährtin und ich, wir möchten die Abtei unbedingt noch heute abend erreichen. Falls du Platz hast auf deinem Wagen, würde ich dich gut dafür bezahlen, wenn du am Tor der Abtei vorbeifährst.«
    Cynric, der Wirt, fand das gar nicht gut.
    »Ich rate euch davon ab, weiterzufahren. Es ist zu gefährlich. So einen Schneesturm haben wir die letzten zehn Jahre nicht erlebt. Dieser bitterkalte Wind treibt den trockenen Schnee, türmt ihn hinter Mauern und Hecken und Gräben auf und füllt die Senken damit. Ihr könnt leicht den Weg verfehlen und in einen See oder überfrorenen Fluß stürzen und euch dabei ein Bein brechen oder euch noch schlimmer verletzen. Und dann ist da noch das Moor.«
    Mul leerte seinen Becher und fuhr sich mit dem Handrückenüber den Mund. Nachdenklich kraulte er einen Moment seinen dichten, groben Bart. Schließlich seufzte er und wandte sich an den Wirt.
    »Du bist ein altes Weib, Cynric. Ich kenne die Wege wie die Linien auf meiner Handfläche.« Er schaute Eadulf an. »Mein Weg führt dicht am Tor der Abtei vorbei. Mögen die Götter diesen Sitz des Übels verfluchen. Wenn du bezahlen kannst, nehme ich euch mit. Aber ich habe nur einen unbequemen Bauernwagen mit einem Gespann Maultiere davor.«
    Eadulf wechselte einen raschen Blick mit Fidelma.
    »Ich höre es nicht gern, daß du ein Haus des christlichen Glaubens einen Ort des Übels nennst, Freund, und daß du falsche Götter anrufst, um es zu verfluchen.«
    Mul grinste säuerlich. Das machte ihn noch häßlicher als sonst.
    »Es ist klar, daß du Aldreds Abtei nicht kennst und nicht weißt, was heutzutage daraus geworden ist. Aber deine Meinung geht mich nichts an.«
    Eadulf zögerte und fragte dann: »An was für einen Fuhrlohn hast du gedacht?«
    »Wenn ihr euch entschließt, bei mir mitzufahren, werdet ihr mir wohl einen Penny für meine Mühe gönnen.«
    Eadulf schaute Fidelma an, die rasch nickte.
    »Einverstanden, mein heidnischer Freund«, erklärte Eadulf befriedigt.
    Der Bauer stand auf und griff sich seinen Pelzumhang.
    »Wann könnt ihr fertig sein?« wollte er wissen.
    »Wir sind fertig.«
    »Dann kümmere ich mich um mein Gefährt. Kommt zu mir nach draußen, wenn ihr soweit seid.«
    Sie zogen sich schon ihre Wollmäntel an, als der Bauer durch die Tür verschwand.
    Cynric sah ihnen besorgt zu. »Überlegt euch das bitte noch mal. Der Weg ist gefährlich. Nur ein Blödmann wie Mul wagt so eine Fahrt. Hier in der Gegend nennen ihn alle den verrückten Mul. Es ist viel sicherer, wenn ihr wartet, ob sich der Sturm morgen legt.«
    »Und wenn er es nicht tut?« Eadulf lächelte und drückte dem Gastwirt ein paar Münzen für die Mahlzeit in die Hand. »Den Versuch wollen wir wenigstens heute abend noch machen.«
    »Es ist schließlich euer Leben, das ihr riskiert«, meinte der Wirt achselzuckend und gab sich geschlagen.
    Draußen saß Mul bereits auf seinem Wagen, vor dem zwei geduldige Maultiere an der Deichsel standen und den Kopf leicht gegen den eisigen, heulenden Wind gesenkt hielten. Die Winternacht war hereingebrochen, doch der Bauer hatte an jede Seite seines Wagens eine Sturmlaterne gehängt, und im Widerschein ihres Lichts auf dem Schnee konnte man etwas sehen. Die Windstöße häuften große Schneewehen auf. Eadulf half Fidelma auf den Wagen, warf ihre Reisetaschen hinterher und kletterte dann selbst hinauf.
    »Setzt euch dort hin«, schrie ihnen Mul durch das Jaulen des Windes zu und deutete auf den geschützten Platz hinter dem Kutschbock. »Eure Wollmäntel schützen euch kaum vor der Kälte. Da liegen ein paar Pelze. Wickelt euch ein, dann

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