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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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uns bei Tageslicht führen könnte?«
    »Das weiß ich nicht. Ich nehme an, daß er Wege durchs Moor kennt. Warum soll er uns da hindurchführen?«
    »Das habe ich dir schon gesagt. Ich möchte mir die Stelle genauer anschauen, an der wir das
ignis fatuus
gesehen haben. Ich fange an, Stücke zusammenzusetzen, und wenn dieses besondere Stück paßt – nun, ich glaube, dann habe ich das vollständige Bild von dem, was hier vor sich geht.«
    »Wahrhaftig?« Eadulf staunte.
    »Wahrhaftig«, erwiderte Fidelma fest. »Aber zuerst müssen wir Mul dazu überreden, daß er uns noch eine Nacht Gastfreundschaft gewährt.«
    »Für eine Münze läßt sich Mul wahrscheinlich zu allem überreden«, meinte Eadulf spöttisch. »Dann hast du also nicht vor, zur Abtei weiterzureiten und mit Sigeric zu reden?«
    »Noch nicht. Ich denke, was sich hier so etwa in der letzten Stunde ereignet hat, verleiht unserem Problem eine neueDimension, und ich brauche noch dieses endgültige Beweisstück, um Sigeric eine glaubhafte Version vorzutragen.«
    »Sollten wir es nicht vorher besprechen?« Eadulf klang beinahe verärgert über ihre rätselhafte Ankündigung.
    »Wann habe ich denn etwas nicht mit dir besprochen?« konterte sie gereizt. »Natürlich reden wir darüber. Aber brechen wir lieber zu Muls Hof auf, statt hier herumzustehen und Zeit zu vertrödeln.«
     
    Der Morgen war schon vor einer Stunde angebrochen, doch der Tag war grau und düster, fast wie eine Abenddämmerung. Weiße Wolken mit grauen Rändern hingen niedrig und fast bewegungslos am Himmel. Es bestand keine Hoffnung, daß die blasse Wintersonne jemals dieses Gewölk durchdringen würde, das mit der grauen Schneedecke auf der Landschaft zu verschmelzen schien. Es war ein trübseliger Anblick.
    Mul ritt voraus auf einem seiner Maultiere, auf dem er auch ohne Sattel locker saß. Ihm folgten Fidelma und Eadulf auf ihren geliehenen Ponys. Die Gegend, die sie durchquerten, erschien ihnen wie ein phantastisches Traumland. Die schneebedeckte Umgebung war größtenteils flach mit gelegentlichen kleinen dunklen Flecken immergrüner Waldstücke und einem grauen, gezackten Berggipfel in der Ferne, der sich jäh aus der Ebene erhob, als hätte die Riesenhand eines Gottes einen Felsklotz mitten ins Land hineingeworfen. Es war ein düsterer und wilder Anblick, und die einzige Bewegung war das Strömen eines vom Schmelzwasser geschwollenen Baches über ihren Weg. Die kahlen, blattlosen Bäume wirkten fast unheimlich in der finsteren Landschaft. Kaum etwas hob sich ab in diesem flachenStück Moorland. Außer den dunklen Schatten ab und zu vorbeifliegender unerkennbarer Vögel schien es keine Tiere zu geben, es waren auch keine zu hören.
    Mul hielt sein Maultier an, drehte sich um und wartete, bis Fidelma und Eadulf zu ihm aufgeschlossen hatten.
    »So, das hier ist Hob’s Mire.« Er machte eine ausholende Armbewegung. »Da vorn seht ihr die Reihe von Bäumen. Die stehen am Fluß, am Alde. Ungefähr eine Meile weiter, hinter dem baumbestandenen Hügel, liegt Aldreds Abtei.«
    Eadulf runzelte die Stirn.
    »Wir nähern uns dem Sumpf aus der falschen Richtung«, beklagte er sich. »Ich kann nicht abschätzen, wo sich das
ignis fatuus
befand.«
    Mul verzog spöttisch das Gesicht. »Ich führe euch auf dem sichersten Weg in den Sumpf,
gerefa.
Wenn ihr euch das Leben nehmen wollt, ist das eure Sache. Ihr habt mich gebeten, euch in den Sumpf zu bringen, und das tue ich, aber verlangt nicht von mir, daß ich mich irgendeiner Gefahr aussetze.«
    Fidelma lächelte beruhigend. »Das würden wir nie von dir verlangen. Wir müssen uns aber zurechtfinden. Es ist wichtig, daß wir genau zu der Stelle gelangen.«
    Mul schnaubte angewidert und wies mit dem Finger auf eine Reihe von Bäumen in der Ferne.
    »Seht ihr die Bäume da? Dort verläuft der Weg, der zum Flußufer und weiter zur Holzbrücke über den Alde und zur Abtei führt. Ich denke, das ist der Weg, auf dem ihr gestern abend wart, wie ihr sagt.«
    Eadulf kniff die Augen zusammen und musterte das entfernte Gelände.
    »Ich glaube, ich erkenne die Stelle jetzt«, gab er langsamzu. »Siehst du den kleinen Hügel mit den Bäumen darauf? Dort waren wir gestern abend.«
    Fidelma folgte seinem Blick.
    »Dann müssen wir unsere Schritte dorthin richten. Mul, gibt es einen Pfad von hier aus hinüber zu diesem Punkt?«
    »Keinen direkten, aber ich kann euch hinüberbringen. Es ist aber ein ganz schmaler Pfad. Es hat immer nur ein Pferd Platz. Wollt ihr

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