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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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zu jenem Ort zu beleuchten. Ich frage mich, ob wir bei Tageslicht den Weg bis zu dem
ignis fatuus
finden würden. Ich möchte den Boden dort untersuchen.«
    Eadulf erhob sich und schüttelte langsam den Kopf.
    »Im Augenblick würde ich lieber sicher wieder aus diesem Moor herausgelangen, statt weiterzugehen auf der Suche nach einem Irrlicht.« Er sah sich um und erschauerte.
    Die Dämmerung war in Dunkelheit übergegangen, und die Landschaft schien zu einer unfreundlichen Kulisse drohender Schatten zusammenzufließen. Sie konnten nur wenige Anhaltspunkte für den Rückweg ausmachen. Der Pfad, auf dem sie ins Moor gelangt waren, verlief nicht gerade.
    Eadulf ging voran, tat langsam und vorsichtig einen Schritt nach dem anderen und prüfte immer erst die Festigkeit des Bodens. So dauerte es einige Zeit, bis sie wieder auf demHauptweg waren. Sie wollten sich gerade auf dem sicheren Boden erschöpft ausruhen, als Hufschlag an ihre Ohren drang.
    »Vielleicht kommt Cild zurück«, flüsterte Eadulf. »Rasch! Wir verstecken uns hinter den Felsen unter den Bäumen.«
    Fidelma gehorchte, doch sie hatte erkannt, daß sich die Reiter aus der Richtung näherten, die der Abtei entgegengesetzt war.
    Atemlos eilten sie den Hügel hinauf und warfen sich hinter den Felsen nieder. Kaum waren sie dort, da parierten unten ein halbes Dutzend Reiter geräuschvoll ihre Pferde. Einer von ihnen hielt eine Fackel hoch, doch gab sie nicht genügend Licht, um die Gesichter zu erkennen.
    »Niemand hier!« rief eine Frauenstimme. »Bist du sicher, daß dies der Ort ist, an den du sie bestellt hast?«
    »Natürlich«, kam Bruder Higbalds Stimme aus der Dunkelheit. »Hast du die Botschaft auch richtig ausgerichtet, Arwald?«
    Eine Männerstimme antwortete empört: »Wort für Wort so, wie du sie mir aufgetragen hast, Lord Higbald. Ich habe sie Wort für Wort an Bruder Willibrod weitergegeben.«
    Lord Higbald! Im Dunkeln zogen sich Eadulfs Augenbrauen empor.
    »Er hat auch keinen Verdacht gefaßt?« fragte Higbald wieder. Doch die Frauenstimme unterbrach ihn mit einem wollüstigen Kichern.
    »Der alte Trottel? Dem kommt doch gar nichts verdächtig vor. Der hat doch nur das eine im Sinn.«
    »Trotzdem, war er mißtrauisch, als du ihm die Botschaft brachtest, Arwald?« beharrte Higbald.
    »Überhaupt nicht«, lautete die Antwort.
    »Dann soll Gott sie verderben! Vermutlich sind sie zur Abtei zurück, statt auf uns zu warten.«
    »Höchwahrscheinlich, Higbald.« Das war wieder die Frauenstimme mit festem, sicherem Ton.
    »Dann soll Gott sie verderben!« wiederholte Higbald.
    Die Frau kicherte noch einmal. »Das ist aber keine anständige Ausdrucksweise für einen frommen Bruder, Higbald. Gib dir mal Mühe, deinen geistlichen Stand noch eine Weile beizubehalten. Außerdem hast du keinen Grund, dich zu ärgern. Ich denke, wir haben genug getan, um die Räder in Gang zu setzen.«
    »Aber wenn ich jetzt zur Abtei zurückkehre, Lioba, dann muß ich mir irgendeine Entschuldigung wegen Gadra ausdenken.«
    »Das ist doch leicht«, erklärte Lioba. »Außerdem hätten wir heute vielleicht den Bogen überspannt.«
    »Na gut«, kam wieder Higbalds Stimme. »Ich gehe in die Abtei zurück und bringe meine Ausreden an. Wir werden ja sehen, ob der alte Sigeric wirklich so scharfsinnig ist, wie man behauptet. Wir treffen uns morgen abend in der Kapelle.«
    »Ist das klug?«
    »Niemand hat Verdacht geschöpft. Rühren wir den Topf noch etwas mehr um, und dann ist König Ealdwulf gezwungen, gegen Aldhere zu Felde zu ziehen, da bin ich mir sicher.«
    Die Reiterschar setzte sich in Trab und verschwand auf dem Weg zur Abtei.
    Eadulf erhob sich und half Fidelma auf.
    »Kannst du dir das irgendwie zusammenreimen? Es wird anscheinend von Stunde zu Stunde geheimnisvoller.«
    »Im Gegenteil, Eadulf, ich sehe zum erstenmal etwas Licht. Wir werden noch einen anderen Besuch machen, ehe wir uns in die Abtei schleichen. Wie weit ist es von hier bis zu Muls Bauernhof?«
    »Muls Bauernhof?« Eadulf war verblüfft. »Wieso …?« Er hielt inne. Zwar konnte er Fidelmas Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen, aber er wußte, es würde ihren Ärger über seine halb formulierte Frage spiegeln. »Es ist weniger als eine Stunde zu reiten. Es geht noch schneller, wenn die Wolken den Mond freigeben und wir besser sehen können. Den Weg von hier nach Frig’s Tun kenne ich gut.«
    »Das ist ausgezeichnet«, sagte Fidelma. »Meinst du, Mul kennt die Pfade durch Hob’s Mire so gut, daß er

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