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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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geführt?«
    »Es dauert noch ein bißchen, bis wir das klar überblicken«, wehrte Fidelma ab.
    Mul hatte ihnen mit einer Miene zugehört, die sein völliges Unverständnis verriet. Fidelma wandte sich lächelnd an ihn.
    »Du warst uns eine große Hilfe, Mul. Es könnte sein, daß wir dir zur Belohnung eine größere Summe verschaffen können als die paar Münzen, die wir dir geben konnten. Wenn meine Auffassung sich als richtig erweist, wird auch der Mord an deiner Frau und deinen Kindern gesühnt.«
    Mul schenkte ihr ein düsteres Lächeln.
    »Um der Rache für meine Familie willen bin ich bereit, das wenige, was ich in der Welt besitze, restlos herzugeben«, sagte er ruhig.
    »Dann möchte ich dich bitten, uns noch einen Gefallen zu tun, Mul. Wir wollen zur Abtei und diesen Herrn aufsuchen, diesen …« Sie sah Eadulf fragend an.
    »Lord Sigeric«, ergänzte er.
    »Sigeric. Er ist gestern zur Abtei gefahren, und falls Bruder Eadulf richtig vermutet, ist er der einzige, der uns helfen kann. Wenn er dazu bereit ist, brauchen wir noch einmal deine Unterstützung. Gibt es irgendwo in der Näheder Abtei einen Ort, wo du warten kannst, bis wir dich benachrichtigen?«
    »Ja«, stimmte er zu. »Dicht südlich der Brücke steht eine Schmiede. Da warte ich auf ein Wort von euch. Wenn es darum geht, Cild zu verderben, warte ich bis zum Weltuntergang. Dort findet ihr mich.«
    Fidelma blickte zum Himmel auf. Es gab noch keine Sonne, an deren Stand man die Tageszeit ablesen konnte, aber sie schätzte, daß es nur noch zwei Stunden bis zum Mittag waren.
    »Wenn du bis Mitte des Nachmittags nichts von uns gehört hast, kannst du davon ausgehen, daß wir Sigeric nicht überreden konnten, uns zu helfen.« Sie hielt inne und verzog das Gesicht. »Und jetzt, Mul, kannst du uns aus diesem Sumpf herausführen und uns auf den richtigen Weg zur Abtei bringen.«
    Während Mul ein wenig später in Richtung auf die Brücke weiterritt, bogen Fidelma und Eadulf ab durch den Wald hinter den Abteigebäuden. Sie fanden den Weg, den sie bei ihrer Flucht aus der Abtei benutzt hatten, und entdeckten nun ein Wäldchen, in dem sie ihre Ponys ließen, angebunden für den Fall, daß sie sie schnell brauchten.
    Eadulf ging voran zu dem Eingang des unterirdischen Ganges. Er erinnerte sich besser an den Weg als Fidelma, die noch krank gewesen war, als sie die Abtei auf diese Weise verließen. Der Eingang war von immergrünen Pflanzen überwachsen, doch Eadulf fand ihn ohne große Mühe.
    Fidelma war überrascht, als Eadulf draußen stehenblieb und aus seinem Tragebeutel eine Kerze hervorholte, die er mit Hilfe seines Feuersteins und Zunders anzündete. Er schaute auf und lächelte.
    »Ich hatte das Gefühl, daß wir vielleicht durch diesen Gang zurückkehren würden, deshalb nutzte ich die Gelegenheit, mir in Muls Bauernhaus eine Kerze einzustecken.«
    Er schob sich in den feuchten und kalten Gang hinein. Schon nach wenigen Schritten hüllte sie eine bedrückende Dunkelheit ein. Die Kerze gab nicht viel Licht, und das war so flackernd und unsicher, daß man nicht weit sehen konnte.
    »Merkwürdig«, sagte Fidelma nach einer Weile. »Ich dachte, wir kämen bald zu dem Raum voller Waffen. Den wollte ich mir noch einmal anschauen.«
    »Wir sind an ein paar dunklen Eingängen vorbeigegangen«, antwortete Eadulf vor ihr. »Vielleicht hat man das Licht in dem Raum gelöscht, und wir sind schon daran vorbei.«
    Fidelma gestand ein, daß diese Vermutung wahrscheinlich richtig war.
    »Findest du den Weg zurück zum Gästezimmer? Ich denke, dort könnten wir Sigeric antreffen.«
    Eadulf beantwortete ihre Frage mit einem Brummen. Er schritt langsam weiter und versuchte, sich an die Abzweigungen, die sie benutzt hatten, in umgekehrter Reihenfolge zu erinnern. Als er kurz darauf um eine Ecke bog, sah er vor sich einen schwachen Lichtschein, der durch ein hängendes Tuch fiel. Es war ein Wandvorhang.
    Er blieb stehen und flüsterte Fidelma zu: »Ich glaube, wir kommen zu dem Gästezimmer, in dem wir waren. Es ist wahrscheinlich hinter dem Wandvorhang.«
    »Das hast du gut gemacht, Eadulf«, sagte sie und trat zu ihm.
    Er hielt sie am Arm zurück.
    »Als wir das Zimmer verließen«, flüsterte er, »habe ich die Tür hinter dem Wandvorhang geschlossen, das weiß ich noch. Jemand muß sie geöffnet haben.«
    Sie ließ sich nicht beunruhigen. »Sicherlich hat Bruder Higbald den Fluchtweg geprüft, als wir fort waren.«
    »Vielleicht«, erwiderte er zögernd.
    »Bist du

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