Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
wenig. Als ich hörte, daß Cild aus Connacht zurückgekehrt war, wollte ich ihn als lange verschollenen Bruder willkommen heißen. Wie gesagt, ich ging zur Abtei. Cilds Frau erwies mir mehr Freundlichkeit und Höflichkeit als er. Sie war sehr lieb und reizend, aber zart und sanft. Ich verstand nicht, wie es mein Bruder fertiggebracht hatte, solch eine Frau zu gewinnen …«
    Er schwieg eine Weile, in Erinnerung versunken, dann fuhr er fort: »Als ich meinen Bruder gesehen und erkannt hatte, welche Feindschaft er weiterhin gegen mich hegte, beschloß ich, daß ich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Dann kamen die Schlacht und mein Sturz. Nachdem ich geächtet worden war, ging mein Bruder zum König und forderte meinen Rang und meine Besitzungen für sich. Ealdwulf ist ein verschlagener Herrscher. Er äußerte sein Verständnis, bestätigte die Ernennung meines Bruders zum Abt, sagte aber, er könne ihn nicht zum Than von Bretta’s Ham machen und ihm auch nicht alle meine Besitzungen überlassen. In Wahrheit wollte Ealdwulf sie für sich, aber er gab Cild ein Achtel des Erbes meines Vaters. Damit war Cild nicht zufrieden, doch er konnte sich nicht weiter mit dem König darum streiten.«
    Aldhere hielt inne, langte nach der Kanne Met auf demTisch, goß sich einen Becher ein und leerte ihn mit zwei raschen Zügen.
    »Das, heiliger
gerefa,
ist meine unselige Geschichte, und es ist zugleich die unselige Geschichte meines Bruders.«
    Eine Weile schwiegen beide.
    »Daraus ergeben sich noch ein paar Fragen«, meinte Eadulf.
    »Nämlich welche?«
    »War es Cilds oder Botulfs Anwesenheit in der Abtei, die dich veranlaßte, dein Lager in diesem Moorland aufzuschlagen?«
    Aldhere lachte. »Ehrlich gesagt, es war eine Mischung aus beidem.«
    »Wie könnte man Garb und seinen Vater Gadra von Maigh Eo finden? Denn daß Garb gestern abend im Schneesturm in die Abtei kommen und dieses rituelle Fasten verkünden konnte, deutet darauf hin, daß sich die irischen Krieger in der Nähe aufhalten müssen. Ich möchte mit ihnen sprechen und sie vielleicht vor Cilds Zorn bewahren.«
    Der geächtete Than preßte nachdenklich die Lippen zusammen.
    »Eine Schar irischer Krieger kann sich in dieser Gegend schlecht verbergen. Aber es gibt noch ein paar Klöster, in denen die irischen Missionare sich geweigert haben, sie den römischen Klerikern zu übergeben. Das könnte die Antwort auf deine Frage sein.«
    Eadulf schöpfte plötzlich Hoffnung.
    »Kennst du solche Klöster?«
    Aldhere nickte langsam.
    »Aber ich verstehe nicht, was dich das alles angeht, heiliger
gerefa
«, entgegnete er. »Dir sind doch diese Dinge sämtlich fremd – welches Interesse hast du daran?«
    »Ich habe ein Interesse daran«, erwiderte Eadulf, »den oder die Mörder meines Freundes Botulf vor Gericht zu bringen. Wenn ich zu diesem Zweck ein ganzes Knäuel Fäden aufräufeln muß, dann muß das eben sein, und ich werde es tun.«
    »Du klingst entschlossen, mein Freund. Bist du es auch? Und hast du keine Furcht?«
    »Du kannst sicher sein, daß ich dazu entschlossen bin, und du sollst selbst beurteilen, ob ich Furcht habe oder nicht.«
    »Nicht ich habe das zu beurteilen. Ich meine, du nimmst es mit einigen seltsamen Geheimnissen auf, mein Freund. Mit seltsamen Geheimnissen und bösen Menschen. Laß dich warnen.«
    »Die nächstgelegenen Klöster mit irischen Missionaren – du wolltest mir sagen, wo ich sie finde?«
    »Ich habe gehört, es gebe ein paar ältere Missionare aus Éireann nördlich von hier in Domnoc’s Wic, aber das könnte zu weit entfernt sein …« Aldhere hielt inne, dann lächelte er. »Da ist noch der Wald von Tunstall, dem Bauernhof, der liegt viel näher, gleich südlich vom Fluß. Dort sollen sich ein Mönch namens Laisre und noch ein paar Brüder versteckt halten.«
    Eadulf horchte auf.
    »Den Wald von Tunstall kenne ich. Er liegt in Reichweite der Abtei, aber er ist groß und von einem allein nicht zu durchkämmen. Das ist, als wollte man eine Nadel im Heuhaufen suchen.«
    »Es gibt nur einen Ort in dem Wald, an dem sich Laisreaufhalten könnte, und das ist der alte Bauernhof selbst. Der ist leicht zu finden. Das ist aber keine Gewähr dafür, daß auch die irischen Krieger dort sind. Doch es ist der nächstgelegene Ort, wo sie Unterschlupf finden könnten.«
    »Es ist einen Versuch wert«, meinte Eadulf zuversichtlich. »Ich denke, Garb und sein Vater könnten viel über das Geheimnis der Frau deines Bruders wissen. Und ich glaube,

Weitere Kostenlose Bücher