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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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damit hängt der Mord an meinem Freund Botulf zusammen.«
    »Wirst du meinem Bruder erzählen, daß du mich getroffen hast?«
    »Es gibt ein altes Sprichwort«, überlegte Eadulf laut. »Laß dir von deiner Zunge nicht die Kehle durchschneiden.«
    Aldhere lächelte trübe. »Du hast recht. Ich nenne dir noch einen anderen alten Spruch unseres Volkes, an den du denken solltest, solange du dich in der Abtei meines Bruders aufhältst: Fürchte dich, dann bist du sicher.«
    Eadulf blickte durch das offene Fenster zum Himmel auf. Die Dunkelheit setzte früh ein in diesen Wintermonaten, und er schätzte, daß sie in weniger als einer Stunde hereinbrechen werde.
    »Da wir gerade von Sicherheit reden, es wird Zeit, daß ich zur Abtei zurückkehre.«
    Er erhob sich und Aldhere mit ihm.
    »Ich gebe dir Wiglaf mit, der bringt dich auf den richtigen Weg. Wenigstens ist der Himmel klar, und der Schneefall hat aufgehört. Dein Rückweg wird leicht.«
    »Wenn ich wieder mit dir in Verbindung treten möchte …?« Eadulf ließ die Frage unbeendet.
    Aldhere lächelte. »Ein paar hundert Meter flußaufwärtsvon der Abtei steht eine Baumgruppe. Dort lasse ich Wiglaf auf Posten, und der weiß, wo ich zu finden bin. So hielten wir auch die Verbindung zum armen Botulf. In dem Wäldchen sollte ich mich gestern mit Botulf treffen.«
    Eadulf streckte die Hand aus. Der Geächtete gefiel ihm, und er traute ihm.
    »Gott sei mit dir, Than von Bretta’s Ham.«
    »Und das Glück folge dir auf deinem Wege, heiliger
gerefa

    Der Rückweg zog sich länger hin, als Eadulf gedacht hatte, und Wiglaf, der einstige Honigdieb, erwies sich als ein geschwätziger Reisegefährte. Er plauderte unentwegt. In einem verzweifelten Versuch, das Gespräch von müßigem Tratsch zu etwas Wesentlicherem zu lenken, unterbrach ihn Eadulf und fragte ihn, wie er zu Aldheres Schar gekommen sei.
    Er lachte schallend, beugte sich zu Eadulf hinüber und öffnete seinen Kragen. Leichte rötliche Male waren an seinem Hals zu erkennen.
    »Siehst du das? Solche Male hinterläßt ein Sklavenhalsband,
gerefa.
Das war der Lohn für den Weg, den ich in meiner Jugend eingeschlagen habe. Ich fürchte, deine Prügelstrafe hat mich nicht dazu gebracht, mich zu ändern. Ich trieb es so weiter, wurde gefaßt und zum Sklaven gemacht. Als Aldhere die Burg des Königs an der Mündung des Yar überfiel, um seine Männer zu befreien, war ich zufällig auch dort und mit einem von ihnen zusammengekettet. Deshalb bin ich jetzt hier. Er konnte seinen Mann nicht wegholen, ohne mich mitzunehmen.«
    Eadulf schaute ihn mißtrauisch an. »Und du bereust nicht, was du früher getan hast? Bist du immer noch ein Dieb?«
    Der Mann grinste über das ganze Gesicht. »Und immer noch ein geschickter. Aldhere braucht keine Mönche, er braucht Diebe, die ihm helfen, in diesem Moorland zu überleben. Es hört sich gut an, wenn man sich gegen Unrecht wehrt, aber solange man für gesetzlos erklärt ist, muß man eben ohne Gesetze leben.«
    Er lachte schallend über seinen eigenen Witz.
    »Hast du denn keine Grundsätze, Wiglaf?« fragte Eadulf mißbilligend.
    »Na klar,
gerefa.
Am Leben bleiben und sich nicht noch mal erwischen lassen«, erwiderte der Dieb unverfroren.
    »Aldhere ist zwar ein Geächteter, allem Anschein nach aber ein anständiger Mensch. Ich frage mich, wieso er sich trotzdem mit dir abgibt.«
    Wiglaf wandte sich ihm zu. In der Dunkelheit des hereinbrechenden Abends verschwamm alles, aber Eadulf war sich sicher, daß er ihm zublinzelte.
    »Anschein? Denk daran, daß nicht alle Heilige sind, die Weihwasser benutzen,
gerefa.
«
    Eadulf schüttelte traurig den Kopf. »Ich wünschte, du hättest die Lektion gelernt, die ich dir geben ließ, als ich noch
gerefa
war, Wiglaf.«
    »Ich mache mir keine falschen Vorstellungen darüber, wer ich bin und was mein Schicksal sein wird«, erwiderte der Dieb.
    »Wirklich nicht? Das frage ich mich. Du mußt doch wissen, daß der Weg des Verbrechens nur zu einem Ende führen kann? Es gibt keinen Sonnenschein ohne Schatten.«
    »Gut gesagt,
gerefa «
, pflichtete ihm Wiglaf humorvoll bei. »Aber es gibt ein Sprichwort, wonach einer, der zum Gehängtwerden geboren ist, nicht ertrinken kann. Ichzweifle nicht daran, daß ich wahrscheinlich mal gehängt werde, doch vorher werde ich nicht ertrinken.«
    »Dann sei es so. Du sagtest, du wurdest von Aldhere und seinen Männern nur deshalb befreit, weil du mit einem, den er retten wollte, zusammengekettet warst. Stimmt

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