Verplant verliebt
sonst nie unangemeldet auf. Ich muss dich hier unauffällig rausschaffen. Meine Eltern wären geschockt, wenn sie wüssten, dass ich dich gestern erst kennengelernt habe.“
„Ist ja auch schockierend.“ Karlo grinste, setzte die Katze ab, ließ das Handtuch fallen und stieg langsam in seine Unterhose.
„Ich habe jetzt keine Zeit für Scherze. Beeil dich!“ Marie drehte Karlo den Rücken zu, schlüpfte aus ihrem Morgenmantel und zog sich rasch an. Sie spürte, dass er sie dabei beobachtete. Doch darum konnte sie sich jetzt nicht kümmern. Sie überdachte noch einmal ihre Strategie: Sie würde Karlo – vorausgesetzt die Luft war rein – vom Bad über den langgestreckten Flur und vorbei an der Küchentür zum Ausgang schleusen. Eine Sache von zehn Sekunden. Karlo zog seinen dunkelblauen Pullover über das Matrosenshirt. Die Mütze steckte er in die Hosentasche und sah Marie erwartungsvoll an.
Marie öffnete die Tür einen Spalt breit. Niemand zu sehen. Auf Zehenspitzen betrat sie den Flur und zog Karlo hinter sich her. Sie machte einen großen Schritt über die knarrende Diele und Karlo tat es ihr gleich.
Als sie fast die Wohnungstür erreicht hatten, hörte sie die Stimme ihrer Mutter durch die geschlossene Küchentür rufen: „Schätzle, mir wisset net, wie mer Expressos mit dem neumodische Ding da mache könnet."
Die Tür flog auf und ihre Mutter winkte mit einem Kaffeefilter. Dann stoppte sie in der Bewegung und musterte Karlo ungläubig. „Da guck a mal o.“
Marie erstarrte mit der Hand an der Klinke. Sie öffnete den Mund, doch es wollte beim besten Willen keine plausible Erklärung für Karlos Anwesenheit herauskommen.
Karlo indes begrüßte ihre Mutter mit einem fröhlichen „Moin, Moin“.
Maries Mutter blickte verzückt zu Karlo hinauf. „Grüß Gott, junger Mann. Gisela, kommsch amol?“
„Was isch denn, Magret?“
Tante Gisela bog um die Ecke, hielt inne und starrte Karlo an. Dann fand sie ihre Sprache wieder: „N’ Mann!“ Ihr Gesicht leuchtete.
„Sissi, magsch uns deinen Gascht net vorstelle?", fragte ihre Mutter. Marie hasste diesen Kosenamen.
„Klar. Ähh. Das ist Karlo. Karlo ...“ Marie drehte sich hilfesuchend um.
Karlo sprang ein: „Winterfeld. Freut mich sehr, sie kennenzulernen.“
„Das sind meine Mutter Magret Rebmann und meine Tante Gisela Breuer.“
Die Rebhühner schnatterten munter weiter: „Schau amol an, da hat's Mädel an hübsche Freund und sagt uns koi Sterbenswörtle.“
„Un mir machet uns Sorge, dass des Mädle scho so lang alloi isch.“
Marie merkte, wie sie rot wurde, und wich Karlos Blick aus. Sie versuchte, ihn zur Tür zu schieben. Doch ihre Mutter hatte andere Pläne. „Sie müsset ohbedingt mit uns frühstücke. Gisela, legsch du no a Gedeck mehr auf de Tisch?“
„Mama, daraus wird leider nichts. Karlo muss dringend los. Er hat, äh, einen Friseurtermin.“
Mist, was Blöderes war ihr wohl nicht eingefallen. Ihre Mutter stürzte sich direkt auf die Schwachstelle in Maries Argumentation: „Friseur? Am Sonntag?“
„Ja, hier in der Stadt haben einige Friseure das ganze Wochenende geöffnet.“
„Und was soll der Friseur da no wegschneide?“ Ihre Mutter starrte auf seine Haare, die so aussahen, als wäre er erst vor einigen Tagen von der Bundeswehr eingezogen worden.
Karlo, der bislang nur grinsend zugehört hatte, schaltete sich ein: „Ach, für eine Tasse Kaffee sollte die Zeit schon reichen. Da muss sich mein Friseur eben noch ein bisschen gedulden.“
In Karlos Augen blitzte der Schalk, als er sich Marie zuwandte. Die funkelte wütend zurück. Er wollte sich also einen Spaß daraus machen. Den würde er haben. Sie gingen in die Küche, wo ihr Vater und Max schon am gedeckten Tisch saßen.
„Papa, darf ich dir meinen ... äh Freund ... Karlo Winterfeld vorstellen?“
Karlo legte seinen Arm um Maries Schultern.
Ihr Vater sah sie verdutzt an. Dann erhob er sich und schüttelte Karlo die Hand. „Erfreut. Gustav Rebmann.“
Marie zeigte auf ihren siebenjährigen Neffen. „Und das ist Max, der Sohn meiner Schwester.“
Der Kleine musterte Karlo interessiert und fragte: „Du bischt Maries Freund? Wohnscht du hier?“
„Nein, noch habe ich meine eigene Wohnung.“
Marie knuffte Karlo in die Seite. Wie sollte sie aus diesem Schlamassel je wieder herauskommen? Wenn ihre Eltern glaubten, Karlo würde bald mit ihr zusammenziehen, stünde ihre Mutter morgen vor der Tür des Pfarrers, um das Aufgebot zu bestellen. – Jetzt
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