Verräter der Magie
verbrannt.
»Du wagst es!«, brüllte er und stürzte erneut auf sie zu. Doch wie von einer unsichtbaren Macht gelenkt, wagte er es nicht, sie auch nur anzufassen.
Kira zitterte wie Espenlaub, verharrte jedoch in ihrer Haltung. Sie hatte sich ihm offen unterworfen. Solange sie ihn nicht irgendwie herausforderte, konnte er sie nicht töten.
Der Werwolf war außer sich. In dem engen Raum auf und ab gehend, schnappte er immer wieder in ihre Richtung oder machte Anstalten, sich auf sie zu werfen, nur um sich dann im allerletzten Moment wieder zurückzuziehen.
Kira begriff, dass nicht viel fehlte und er würde sich in eine wütende Bestie verwandeln. Jetzt n ur keine falsche Bewegung machen , schärfte sie sich ein. Sonst bist du verloren.
Nach einer Weile schien der Werwolf sich einigermaßen beruhigt zu haben. Schnaubend und mit zuckenden Gliedern setzte er sich auf die Bank ihr gegenüber, von wo aus er sie verärgert und wachsam beobachtete.
Millimeter für Millimeter beugte sie den Kopf wieder nach vorne, stets darauf bedacht, seinem Blick auszuweichen. Die kleinste Herausforderung konnte nun all ihre Bemühungen zunichtemachen.
»Du weißt, ich könnte die Sidhe einfach hereinbitten und ihnen befehlen, dich zu erschießen«, erklärte der Werwolf boshaft grinsend.
Furcht lähmte ihre Glieder. Daran hatte sie nicht gedacht.
»Ich bin kein Magier«, sagte sie so selbstsicher wie möglich. Dabei fühlte sie sich alles andere als selbstsicher.
Der Werwolf schnaubte. »Da haben mir die Sidhe draußen aber etwas ganz anderes erzählt.«
»Das war nicht ich, sondern Kingsley. Ihr hattet verdammt Glück, dass ich ihn zurückgepfiffen habe, sonst hätte er euch allesamt gegrillt.«
Der Werwolf runzelte verständnislos die Stirn. »Was soll das heißen?«
Nervös knabberte Kira an ihrer Unterlippe. Wie sollte sie ihm das bloß erklären?
Wie wäre es mit: gar nicht? , schlug Kingsley vor. Lass mich raus und ich sorge dafür, dass wir hier wegkommen.
»Wie ich bereits sagte: Ich bin nicht Kingsley. Er hat meinen Körper nicht gestohlen, sein Geist hockt bloß in mir drin – in meinem Kopf. Er hat sich dort eingeschlichen, nachdem man auf ihn geschossen hatte. Und seitdem habe ich Megaschwierigkeiten, ihn wieder loszuwerden. Manchmal macht er sich bemerkbar, aber momentan habe ich die Kontrolle über ihn. Also wieso befreist du mich nicht endlich von diesen Handschellen und wir vergessen dieses ganze Theater? Ich kann Eisen wirklich nicht gut leiden.«
Ihre Bitte um Freiheit ignorierend, hob der Werwolf skeptisch die Augenbraue. »Unter Kontrolle, ja? Und was war das dann vorhin?«
»Eine Art Unfall«, gestand sie verlegen.
Die Augenbraue wanderte noch ein Stück höher. »Ich kann nicht besonders gut Auto fahren und als wir dann plötzlich verfolgt wurden …«
»Wir?« , unterbrach er sie.
»Kingsley und ich. Wie auch immer, als wir verfolgt wurden, ließ ich Kingsley raus, damit er für mich das Steuer übernimmt.«
Natürlich hatte Kira keine positive Antwort erwartet, aber die Heftigkeit seiner Reaktion erwischte sie dennoch kalt. Es erinnerte sie mal wieder daran, wieso sie den Werwölfen schon immer misstrauisch gegenübergestanden hatte. Viel zu unberechenbar und brutal für den Geschmack der Sidhe.
»Du hast ihn rausgelassen? Freiwillig?«, brüllte er. Ehe sie sichs versah, hatte er sie erneut an die Wand gedrückt. Mit Entsetzen sah sie auf die nun krallenbesetzten Hände hinab, die sich schmerzhaft in das Schulterfleisch gruben. Ein weiterer Grund, weshalb sie Werwölfe mied: Sie machten ihr Angst.
Kira, komm schon! Er wird dich noch umbringen! , rief Kingsley außer sich.
Seine Gesetze verbieten es ihm, mich zu verletzen , erwiderte sie, nicht sicher, ob sie ihn oder vielmehr sich selbst beschwichtigen wollte. Ich habe das hier unter Kontrolle!
Die Wüstenspringmaus, in die Pooka sich verwandelt hatte, quiekte protestierend. Der Deamhan hatte sich in ihre Hosentasche zurückgezogen und bis jetzt stillgehalten. Kira beeilte sich, die gefesselten Hände auf ihren zappelnden Freund zu legen, damit er sich ja nicht verwandelte. Das würde ihr nur noch mehr Ärger einhandeln.
»Ich habe Kingsley doch wieder zurückgedrängt, als er gefährlich wurde«, verteidigte sie sich.
»Er ist eine Gefahr für unsere Gesellschaft und du hast ihn einfach auf uns losgelassen!«, knurrte der Werwolf mit gefletschten Zähnen. Bildete sie sich das nur ein oder waren seine Zähne tatsächlich größer und
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