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Verräter der Magie

Verräter der Magie

Titel: Verräter der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Wild
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ihres Volkes: Trolle und Kobolde. Dryaden und Nyaden standen inmitten von Banshees und Rotkappen.
    Zwei Nixen badeten in einem kleinen Teich in einer abgelegenen Ecke. Spielerisch zupften sie sich gegenseitig an den teichgrünen Haaren, tuschelten aufgeregt miteinander und richteten dabei immer wieder ihre funkelblauen Augen auf sie.
    Es gab bleiche Vampire, Werwölfe, denen vor Hunger Speichel aus dem Maul tropfte, und sogar Arten, denen Kira noch nie begegnet war.
    Umgeben von so vielen unterschiedlichen, besonderen Wesen, kam sich Kira mit ihrem gewöhnlichen braunen Haar und den fast menschlichen Gesichtszügen selbst schon wie ein Mensch vor. Zum ersten Mal wünschte sie sich sehnlichst, mehr nach ihrer Mutter gekommen zu sein.
    Wie bereits die Tunnel auf dem Weg hierher war auch dieser Saal von einem magischen Licht erhellt. Es strahlte durch riesige Fenster herein. Fenster, die es unter der Erde natürlich nicht geben konnte. Wenn man durch die leuchtenden Scheiben blickte, sah man bunte Blumenwiesen und weite Wälder, die so einladend wirkten, dass man vor Verzückung am liebsten gleich nach draußen gerannt wäre.
    Doch sie waren nichts als Zauberei, eine perfekt gewobene Illusion der Sidhe. Für Menschen gefährlich, denn sie würde ihnen die Sinne vernebeln. Kira war sehr darauf bedacht, ihren Blick nach vorne gerichtet zu halten.
    »Ares, mein Lieber«, erklang Sinas Stimme, so hell und süß wie Vogelgesang. »Du warst lange fort. Was ist passiert?«
    »Kingsley ist uns entwischt«, sagte Ares und stieg über die sich am Boden windenden Wurzeln hinauf bis zum Fuße des Throns.
    Mit einer eleganten Bewegung streckte Sina ihm die Hand entgegen, anscheinend in der Erwartung, Ares möge sie als Zeichen seiner Ehrerbietung küssen. Das hieße für den Werwolf, den Blick zu senken und den Kopf zu beugen – eine Haltung der Demut und Unterwerfung. Kira konnte sich nicht vorstellen, dass der dominante Ares sich dazu herablassen würde.
    Ares verzog zwar das Gesicht, was man mit viel Fantasie als Lächeln deuten mochte, doch er beugte wortlos den Kopf und küsste Sinas blasse, zarte Haut.
    Ein triumphierendes Grinsen huschte über die rosigen Lippen der Sidhe, als Ares sich wieder aufrichtete.
    »Du sagst, Kingsley sei euch entwischt?« Sinas Tonfall wurde von Wort zu Wort eisiger. »Dabei wurde mir heute erst mitgeteilt, dass der Magier tot sei.« Sina ließ ihren Blick bedrohlich über die Menge schweifen, wahrscheinlich auf der Suche nach demjenigen, der es gewagt hatte, ihr falsche Informationen zu überbringen.
    »Sein Körper ist auch tot«, beeilte sich Ares, sie zu beruhigen. »Aber sein Geist konnte entkommen und steckt nun in dieser Sidhe.«
    Er nickte mit dem Kopf in Kiras Richtung und auf einmal war sie der Mittelpunkt Hunderter unfreundlicher Blicke.
    »Ach, wirklich?«, fragte Sina und richtete ihre violetten Augen auf sie. Wie konnten solch schöne Augen so finster wirken? »Wie überaus … interessant. Doch sag mir, Ares, weshalb ist sie dann noch am Leben?«
    Kira lief es kalt den Rücken herunter. Hatte sie wirklich richtig gehandelt?
    Diese Zweifel kommen dir aber reichlich spät , mokierte sich Kingsley. Mit Mühe und Not kämpfte er sich aus dem hintersten Winkel, in den sie ihn verbannt hatte.
    »Ich wollte keine Unschuldige aus Eurem Volk töten«, erklärte Ares. »Kingsleys Geist lebt in ihr, aber sie hat ihn ganz gut unter Kontrolle.«
    Sina hob fragend eine ihrer perfekt geformten Augenbrauen. »Also würdest du ihn nicht als eine Gefahr für uns einschätzen?«
    »Nicht unbedingt, auch wenn er vorhin Rona und die anderen Sidhe angegriffen hat. Doch …«
    »Gut, dann wäre das ja geklärt«, fuhr ihm Sina herrisch ins Wort. »Conan, sei so gut und erledige das für mich.«
    Kira begriff nicht gleich, was Sina mit »erledigen« meinte, doch dann traf sie die Erkenntnis mit voller Wucht. Entsetzt taumelte sie zurück. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Ohne Anhörung, ohne ein Recht auf Verteidigung. Sollte so die Gerechtigkeit der Sidhe aussehen?
    Mit Grauen sah sie, wie Conan erneut seinen Dolch zückte. Sie wollte zurückweichen, aber Rona und Flynn hielten sie an den Oberarmen fest.
    Großartig, Kira! Wie war das doch gleich mit den Tricks im Ärmel?
    Sina bedachte Kira mit einem falschen Lächeln. »Diese Unannehmlichkeiten tun mir wirklich von Herzen leid«, sagte sie, als wäre sie ihr gerade auf den kleinen Zeh getreten und hätte nicht ihr Todesurteil ausgesprochen.

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