Verräter der Magie
unter die Erde geflohen. »Und weißt du, was das Beste ist? Solange ich mich nicht verwandle, bin ich nicht magisch. Und da dieser Ort kaum Magie enthält, wirst du wahrscheinlich zum ersten Mal in deinem Leben fair kämpfen müssen.«
»Ares …«, sagte sie sanft, doch er knurrte nur.
Alles in ihr schrie wegzurennen. Einen verzweifelten Moment lang hatte sie keine Ahnung, was sie tun sollte. Umgeben von Stahl war ihre eigene Magie so gut wie machtlos. Und wie Ares gesagt hatte, gab es hier nichts, aus dem sich welche ziehen ließ. Es blieben also nur noch körperliche Kraft und Geschicklichkeit, zwei Bereiche, in denen ihr der Werwolf haushoch überlegen war. Also tat sie das, was jede gut erzogene Sidhe in einer solchen Situation tun würde: Sie spielte unfair.
»Tu ihm nicht weh«, befahl sie, dann ließ sie Pooka los.
Mit freudigem Gejaule stürzte sich der Dalmatiner auf den nahenden Werwolf. Noch während er lief, ließ er seine Gestalt größer werden, fügte hier und da ein paar Muskeln hinzu, bis er die Größe eines Mammuts und die Statur eines Bullen erreicht hatte. Mit seinem aufgeregt wedelnden Schwanz und den bunten Punkten sah Pooka zwar lächerlich aus, dennoch würde es Kira in diesem Moment nicht mit ihm aufnehmen wollen.
Ares schien das Gleiche zu denken, denn er warf einen angesäuerten Blick in ihre Richtung. »Anderen die Drecksarbeit zu überlassen, ist nun wirklich nicht die feine Art.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe nie behauptet, fair zu sein.«
Geschwächt von der großen Gestalt, die er angenommen hatte, war Pooka langsamer als sonst, dennoch hielt er sich gut gegen den Werwolf. Er tat ausnahmsweise einmal, wie ihm geheißen, und richtete so wenig Schaden wie möglich an. Statt den Werwolf mit dem messerscharfen Gebiss zu attackieren, nutzte er seine Masse wie einen Rammbock.
Ares aber bewegte sich sehr flink, die harte Linie seines Körpers war nicht mehr als eine verwischte Kontur vor der Abendsonne, während er gekonnt Pookas Monsterpfoten auswich. So ging es eine Weile, ohne dass einer von ihnen einen bedeutenden Treffer landete. Schließlich blieben sie erschöpft stehen und funkelten einander böse an.
Kira atmete schon erleichtert auf, als sich die Muskeln der beiden erneut zum Angriff anspannten und sie aufeinander losgingen.
Diesmal schenkten sie sich nichts mehr. Pookas Zähne schnappten nach Ares, kratzten gefährlich nahe über seinen Brustkorb und schlossen sich dann über leerer Luft, als der Werwolf sich nach hinten wegrollte. Die Beine zum Sprung angezogen, griff Ares nach einer großen Eisenstange, die wahrscheinlich doppelt so viel wog wie Kira selbst.
Zähnefletschend und knurrend standen sich die Kontrahenten gegenüber. Ares schwang seine Eisenstange und Pooka, der es mit seiner großen Körpermasse nicht mehr schaffte, rechtzeitig auszuweichen, wurde an der Hüfte getroffen. Der Deamhan jaulte auf vor Schmerz und wirbelte zu Ares herum. Bevor dieser sich ducken konnte, packte er ihn mit den Zähnen an der Schulter und riss ihn in die Höhe.
»Pooka, nein!«, schrie Kira und rannte auf die beiden zu. Ares schrie nicht, aber sie sah Blut unter seiner Lederjacke hervorsickern. »Pooka! Lass ihn los!«
Der Deamhan knurrte missmutig und ließ den Werwolf auf die Erde fallen. Besorgt ließ sich Kira neben Ares sinken und griff nach seiner verletzten Schulter. Noch ehe sie ihn berühren konnte, wirbelte er herum und stürzte sich mit gebleckten Zähnen auf sie.
Sie schlug mit dem Kopf hart auf dem Betonboden auf, der Werwolf eine bedrohliche Gestalt über ihr. Mit einer Hand hielt er ihre Arme gefangen.
»Ares, lass mich los!«, rief sie und versuchte erfolglos, sich aus seinem Griff zu befreien.
Ares knurrte sie bloß mit gefletschten Zähnen an. Zähnen, die ihrer Kehle immer näher kamen …
Dann erschien der Kopf eines überdimensional großen Dalmatiners, packte Ares am Nacken und zog ihn von ihr herunter. Der Werwolf jaulte wütend auf und kratzte mit seiner krallenbesetzten Hand quer über Pookas Gesicht. Kira hatte ihren Deamhan noch nie so schreien hören. Es war ein schrecklicher Laut, der ihr durch Mark und Bein ging. Sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Alles lief so entsetzlich schief.
Die Lösung liegt näher, als du denkst. Alles, was du tun müsstest …
Sie blendete Kingsleys Stimme krampfhaft aus. Ihre Finger tasteten über die harte Erde. Sie verfingen sich in etwas Weichem, Zartem. Ihr Blick glitt nach unten. Hier
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