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Verräterherz (German Edition)

Verräterherz (German Edition)

Titel: Verräterherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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Trümpfe in der Hand. Und sie nutzen diese überlegenen Fähigkeiten, um zu argumentieren, dass wir Vampire mit Menschenwurzeln gar keine richtigen Vampire seien. Wenn sie es könnten, würden sie uns aus ihrer Gesellschaft ausschließen. Vielleicht hegen sie sogar manchmal den Wunsch, uns alle miteinander auf einen Schlag zu vernichten. Aber wer wäre dann noch da, um sie anzuhimmeln und ihnen Ehre zu erweisen? Es wäre ungefähr so, als blieben im Dschungel nur noch die Schlangen übrig, die mit gespaltenen Zungen und betont geschmeidigen Bewegungen versuchen, sich gegenseitig anzugiften. Das ist der wahre Grund, warum sie nicht härter gegen uns vorgehen – sie brauchen ihr Publikum und jemanden, auf den sie hinabsehen können, um sich selbst zu erhöhen.
    Ich weiß nicht, was du bislang über unsere Welt gedacht hast, aber Tatsache ist, dass wir in zwei große Klassen eingeteilt sind, die allein durch unsere Herkunft festgelegt wird. Dann kommen natürlich noch die, die selbst die Vampire mit Stammbaum übertrumpfen. Und das sind die Hüter – womit wir wieder beim eigentlich Thema wären. Kehren wir also zurück ins Büro von Morlet.

    ~ღ~

    Ich hatte die Bücher erkundet und einige wenige Fotos betrachtet. Zuletzt nahm ich mir die Holzkiste vor. Ich öffnete sie und fand einen kleinen goldenen Schlüssel darin, sonst nichts. Einen Moment lang zögerte ich, dann nahm ich ihn von dem schwarzen Samt, mit dem die Kiste ausgeschlagen war. Ich durchforstete das Büro mit meinem Blick. In einer Ecke stand ein Kleiderschrank, dem ich bislang noch keine Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Nun ging ich zu ihm und öffnete die Türen. Eine alte Jacke, ein karierter Schal, mehrere freie Bügel. Ansonsten war nichts zu sehen. Beinahe wollte ich den Schrank schon wieder schließen, als mir auffiel, dass der Boden etwa zwanzig Zentimeter höher war, als die Unterkante vermuten ließ. Ich ging in die Hocke und tastete nach dem Holz. Tatsächlich ließ sich die Bodenplatte abnehmen und darunter kam ein weiterer Boden zum Vorschein - darin lag eine Schatulle. Vorsichtig nahm ich sie heraus, stellte sie auf den Fußboden und schob den Schlüssel ins Loch. Er ließ sich problemlos drehen und schon sprang die Schatulle auf. Ich stutzte, als ich erneut eines der in schwarzes Leder gebundenen Bücher darin fand. Es schien sich in nichts von denen zu unterscheiden, in denen die Morde und die entwendeten Gegenstände verzeichnet waren. Anders jedoch, als bei den Büchern, die ich zuvor in den Händen hatte, fühlte sich das Leder diesmal nicht warm, sondern eiskalt an. Es war, als hätte ich es direkt aus einem Grab geholt.
    Ich hielt wohl den Atem an, als ich es aufschlug. Nicht, dass es einen Unterschied machen würde, ob ich atme oder nicht, aber eigentlich simuliere ich jene Körperfunktion eigenständig. Nun jedoch begann die erste wirkliche Veränderung in meinem bisherigen Dasein. Na ja, die zweite, seit ich ein Vampir war. Die erste hatte ich selbst mit dem Mord an Morlet eingeleitet. Die zweite leitete er ein – mit dem, was er dem Buch anvertraut hatte, das ich in den Händen hielt und nun zu lesen begann.

    ~ღ~

    Mein Name ist Nicolas Morlet. Ich bin einer jener Hüter unserer Vampirgesellschaft, die ihr Dasein für die Erhaltung unserer überlegenen Rasse opfern. Niemand ahnt, wie viel ich gegeben habe. Niemand ahnt, auf wie vieles ich verzichte. Niemand ahnt, wie ich leide. Die Gier treibt mich an. Ich schütze ... meist. Manchmal töte ich auch. Menschen, Tiere und sogar Vampire. Ich töte jene, die ich schützen soll. Niemand weiß es. Niemand darf es wissen. Ich bin allein. Jahrelang glaubte ich, der Drang würde schwächer mit der Zeit, aber das wurde er nicht. Ganz im Gegenteil. Von Opfer zu Opfer nahm er zu. Ich sorge mit meinen Mächten dafür, dass wir unentdeckt bleiben. Ich bin ein Richtender, wenn es darum geht, einen der unseren aus der Vampirgesellschaft auszustoßen und der Hinrichtung preiszugeben.
    Und dabei bin ich doch selbst der Schlimmste. Ich verstoße gegen die Regeln, die ich als Hüter befolgen müsste. Und ich habe etwas getan, das der größte Frevel ist, den überhaupt jemand begehen kann. Ich habe mich mit dem Tod angelegt. Es gibt keine Beweise, aber ich bin ein Hüter, ich weiß, dass es wahr ist.
    Da war dieses Kind, das zu mir gebracht wurde. Der Vampir, namens LeBlanc, der sich an mich wandte, war nicht in der Lage, es zu beißen. Ein kleines Mädchen, das die seltene Gabe hatte, uns

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