Verräterische Gefühle
aufrichtige Besorgnis. „Sie klammern sich ja regelrecht an Ihrem Sitz fest.“
Nathaniel lockerte seine verkrampften Finger. „Ich bin ein extrem nervöser Flugpassagier.“
„Soweit ich weiß, besitzen Sie einen Pilotenschein und sind in Ihrem letzten Film sogar selbst eine Maschine geflogen“, erwiderte Katie.
Er nickte. „Exakt. Ich hasse es nur, von jemand anderem geflogen zu werden. Lieber übernehme ich selbst die Kontrolle und Verantwortung für mein Leben. Aber nach der qualvollen Nacht auf Ihrem unbequemen Sofa würde ich unser beider Leben damit nur leichtsinnig aufs Spiel setzen.“
Katie zog es vor, diese erneute Unverschämtheit zu überhören, und wechselte lieber das Thema. „Diese Insel … wo liegt die überhaupt? Und warum glauben Sie, dass wir da vor den Paparazzi sicher sind?“
„Es ist eine tropische Insel vor der Küste Südamerikas, und außer uns gibt es dort niemanden.“
„Nur wir beide?“, quiekte Katie entsetzt. „Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich vierzehn Tage durchhalte, ohne mit irgendjemandem kommunizieren zu können?“
„Dort leben verschiedene Spezies von Papageien. Wenn Sie Ihre Karten richtig ausspielen, lässt sich der eine oder andere Vogel vielleicht zu einem Schwätzchen überreden“, spöttelte Nathaniel.
„ Sie mögen das witzig finden, ich nicht! Und zwar weil ich ohne menschliche Gesellschaft schlichtweg verdorre. Sollte ich also tatsächlich mit Ihnen vorlieb nehmen müssen, rede ich eben mit Ihnen“, warnte sie Nathaniel.
Darauf zuckte er nur lässig mit den breiten Schultern. „Solange ich nicht antworten muss …“ Dann erhellte ein herausforderndes Lächeln seine angespannten Züge. „Aber was Ihr Verlangen nach menschlicher Gesellschaft betrifft, fällt mir bestimmt noch eine angenehmere Art ein, sich die Zeit zu vertreiben, als miteinander zu reden …“
Er war arrogant, anmaßend und … unglaublich sexy! Sogar, wenn er schlief. Katie presste eine Hand auf ihr wild hämmerndes Herz und schaute rasch zur Seite.
Nein, nein, nein! Noch einmal werde ich mir das nicht antun!
Schluss mit wilden Fantasien über unerreichbare Traumprinzen! Sie war endlich erwachsen und hatte zu sich selbst gefunden. Das änderte auch kein leichtfertiger Fünfminutenflirt mit einem Hollywoodstar.
Todmüde, aber unfähig, sich zu entspannen oder gar zu schlafen, starrte sie ausdruckslos aus dem Fenster aufs türkisblaue Meer unter sich. Doch angesichts der verstreut liegenden grünen Inseln, die eingebettet in weißen Sand und Korallenriffe wie kostbare Smaragde funkelten, erwachten ihre Lebensgeister schlagartig.
Ein Paradies! lautete Katies spontanes Urteil. Allerdings eines mit Tücken …
Sie schaute zur Seite auf ihren friedlich schlummernden Begleiter. Was für Geheimnisse verbarg Nathaniel Wolfe hinter seiner attraktiven Fassade? Wer waren Annabelle und Carrie? Warum musste er sich auf einer einsamen Insel verstecken?
Fragen über Fragen wirbelten in Katies Kopf und machten sie ganz schwindelig, bis sie schließlich doch noch vor Erschöpfung einschlief. Als sie aufwachte, war es Nathaniel, der aus dem Fenster schaute. Sekundenlang sah sie Angst und Schmerz in seinen Augen, doch sobald er merkte, dass sie ihn beobachtete, wurde sein Blick neutral.
Katie tat so, als bemerke sie es nicht. „Sind wir bald in Rio de Janeiro?“
„So gut wie. Und Wolfe-Island liegt nur einen kurzen Helikopterflug entfernt.“
„Wenn ich das richtig verstanden habe, gehört die Insel Ihrem Bruder?“
„Er ist Hotelier, was manchmal durchaus von Vorteil sein kann.“
„Wolfe …“, murmelte Katie sinnend und machte dann große Augen. „Sebastian Wolfe ist Ihr Bruder?“
„Korrekt.“
„Natürlich habe ich schon von ihm gehört. Ich dachte nur nicht …“ Abrupt wandte sie sich ihrem Sitznachbarn zu. „Sie erzählen nie von Ihrer Familie.“
„Und ich habe es auch jetzt nicht vor“, kam es wenig ermutigend zurück.
„Stehen Sie einander nicht nah?“
Sein Mundwinkel zuckte. „Sie lieben die Gefahr, oder?“
„Wenn wir die nächsten zwei Wochen allein auf einer Insel verbringen müssen, sollten wir wenigstens ein paar Eckdaten aus dem Leben des anderen wissen.“
„Ich kann wirklich gefährlich werden, wenn ich unter Druck gesetzt oder ausgehorcht werde“, warnte er noch einmal.
„Genau wie ich, wenn man mich am Reden hindert!“, erwiderte sie unerschrocken.
Nathaniels herausforderndes Lächeln jagte Katie abwechselnd heiße und kalte
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