Verräterische Gefühle
dem Weg schaffen und hoffen, dass sie bald neue, lohnende Opfer finden.“
„Das ist aber keine nette Einstellung.“
„Dann ist es Ihnen lieber, wenn diese Kanaillen vor Ihrem Haus campieren? Winzige Kameras in Ihren Briefkasten schmuggeln, Ihre Nachbarn interviewen und jeden einzelnen Boyfriend ausgraben, mit dem Sie je liiert waren?“
„Das würde sie keine fünf Minuten kosten“, murmelte Katie und versuchte, nicht allzu frustriert zu klingen. „Das mit den Bildern ist viel schlimmer. Ich hasse es, fotografiert zu werden.“
„Aber warum?“
Ein Schulterzucken. „Das ist einfach so. Außerdem wüsste ich nicht, weshalb sich die Leser für mein Liebesleben interessieren sollten.“
„Weil Sie mit mir zusammen sind und weil die Menschen nichts lieber als Skandalgeschichten über andere beim Frühstück lesen.“
„Ich nicht! Ich mag nur Geschichten mit Happy End. So wie Feuerwehrmann rettet verängstigte Katze von hohem Baum. “
„Dass Sie kein Durchschnittstyp sind, war mir von Anfang an klar. Und genau das ist unser Problem. Packen Sie eine Tasche und vergessen Sie Ihren Pass nicht. Sie kommen mit mir.“
„Das kann unmöglich Ihr Ernst sein.“
„Wenn ich Sie hierlasse, könnte ich Sie genauso gut in einen Teich mit gefräßigen Piranhas werfen. Also keine Widerrede und vergessen Sie den Pass nicht!“
Empört stellte Katie sich in Positur. „Ich denke gar nicht daran! Sie haben mein Leben schon genügend durcheinandergewirbelt. Ich habe meine Arbeit, Freunde und Familie, die ich …“ Sie brach ab, als sein Handy klingelte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie es immer noch umklammert hielt. Stumm gab sie es ihm zurück.
„Das ist mein Agent“, sagte Nathaniel nach einem kurzen Blick aufs Display. „Ich muss das Gespräch annehmen. Packen Sie endlich, und ich sorge inzwischen dafür, dass wir hier rausgelotst werden.“
Während Katie nervös in ihrem winzigen Schlafzimmer auf- und ablief, überlegte sie, wie lange es dauern konnte, bis die Presse eine Verbindung zwischen ihr und ihrer göttlichen Schwester herstellte. Dann würden wieder diese ätzenden Vergleiche beginnen, unter denen sie von klein auf gelitten hatte.
Inzwischen bin ich eine erwachsene, souveräne Frau und kein verletzlicher Teenager mehr! Auch, wenn es sich nicht so anfühlt …
Sie durfte sich nicht in die Enge treiben lassen, sondern musste einfach mit ihrem gewohnten Leben fortfahren. Am besten war es, sie packte sich wirklich eine Tasche und campierte für eine Weile im Theater, bis der Sturm im Wasserglas sich gelegt hatte. Die Sicherheitsleute dort waren immer ausgesprochen nett zu ihr gewesen.
„Was ist? Haben Sie Ihren Pass?“
Langsam wandte sie sich um. „Den brauche ich nicht, weil ich direkt ins Theater gehen und mich im Garderobenraum einschließen werde“, erklärte sie hoheitsvoll.
„Sie werden nichts dergleichen tun!“
„Und ob! Immerhin habe ich dort einen Job zu erledigen.“
„Welchen?“, fragte er grob. „Ich bin gestern von der Bühne abgetreten und werde nicht dorthin zurückkehren. Das Theater wird vorübergehend geschlossen bleiben.“
„Sie … Sie meinen, ich habe bereits meine Arbeit verloren?“
„Ja, und zwar durch meine Schuld!“, knurrte Nathaniel gereizt. „Würden Sie mich bitte nicht so anstarren, als hätte ich Ihr Lieblingshündchen überfahren? Ich sorge dafür, dass Sie einen neuen, besseren Job bekommen.“
„Aber diese außergewöhnliche Shakespeare-Aufführung sollte die erste große Sprosse meiner Karriereleiter werden!“
„Es werden noch andere Theaterstücke aufgeführt.“
„Wissen Sie eigentlich, wie viele Kostümbildnerinnen sich für diesen Job beworben hatten? Achthundert! Sie haben ja gar keine Ahnung …“
„Ich leihe Ihnen mein Adressbuch aus.“
„Danke, nein! Ich will es allein schaffen.“
„Seien Sie doch nicht so schrecklich naiv!“, forderte er gereizt. „Die richtigen Beziehungen bedeuten alles in diesem Gewerbe.“
Abweisend schüttelte Katie die dunklen Locken. „Ich habe bereits ein Vorstellungsgespräch bei einer Kostümdesignerin. Jetzt, wo ich offenbar arbeitslos bin, ist dieses Treffen wichtiger denn je.“
Nathaniel seufzte. „Wie heißt die Designerin?“
„Meredith Beynon.“
„Nie von ihr gehört. Wenn Sie jetzt brav sind, verschaffe ich Ihnen ein Treffen mit Alicia Brent. Ist Ihnen der Name ein Begriff?“
„Wie wohl jedem aus der Branche! Und Sie kennen sie?“
„Ja, und wenn wir das hier
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