Verräterische Gefühle
sie ungnädig.
„Dann können Sie immer noch nackt rumlaufen, Freitag. Wir sind ja ganz allein auf der Insel.“
Katie presste die Lippen zusammen, reckte das Kinn vor und wandte sich um. „Zu den Schlafzimmern geht es hier lang, vermute ich?“ Vor einer geschlossenen Tür blieb sie stehen.
„Das ist der Masterbedroom“, klärte Nathaniel sie auf. „Wenn Sie nicht das Bett mit mir teilen wollen, müssen Sie sich links halten.“
Darauf wechselte Katie so abrupt die Richtung, dass sie fast gestolpert wäre, und taumelte ins benachbarte Zimmer, dessen Tür nur angelehnt gewesen war. Es war ein heller kühler Raum mit einem riesigen Bett, auf dessen weißer Seidenüberdecke duftende Rosenblätter verstreut lagen.
Was für ein ungeheuer femininer, romantischer Raum … ein Liebesnest!
„Miss Katie?“, rief eine junge Frau, die ihr freundlich zulächelte. „Ich bin Rosa. Wenn Sie während Ihres Aufenthalts irgendetwas brauchen, wenden Sie sich einfach an mich.“
Irritiert krauste Katie die Stirn. „Ich dachte, er sagte … ich nahm an, wir wären hier ganz allein“, stammelte sie.
Rosa lachte amüsiert. „Dieses Anwesen verfügt über zwanzig Angestellte, aber wir wohnen alle auf dem Festland. Wir sind rechtzeitig da, um Ihnen das Frühstück zu servieren, und ziehen uns nach dem Dinner zurück. Ich habe Ihnen etwas leichtere Kleidung zurechtgelegt. Wenn Sie damit nicht zufrieden sind, lassen Sie es mich wissen.“
„Ich bin sicher, alles ist perfekt“, behauptete Katie höflich und entgegen ihrer Überzeugung. „Vielen Dank für Ihre Mühe, Rosa.“
Perfekt oder nicht, es war eine Erleichterung, endlich die verschwitzten Jeans abstreifen zu können. Nach einer erfrischenden Dusche in dem luxuriösen Bad, dessen Fenster zum Strand hin lagen, wickelte Katie sich in ein schneeweißes weiches Badelaken und inspizierte den begehbaren Schrank, der auch zu ihrem Zimmer gehörte. Wie es wohl sein mochte, immer so leben zu können?
Auf einem schmalen Tisch lagen etliche farbenfrohe Bikinis zur Auswahl. Katie gönnte ihnen nur einen kurzen, entsetzten Blick und griff dann nach einem leichten primelgelben Strandkleid. Nicht gerade ihre Lieblingsfarbe, aber immer noch besser, als sich Nathaniel Wolfe in winzigen Stofffetzen zeigen zu müssen. Sie schlüpfte hinein und stellte erleichtert fest, dass es wie angegossen passte.
Es war ein umwerfendes Kleid, wenn nur die Farbe nicht so auffällig gewesen wäre! Katie seufzte. Sie zog es vor, mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Mit einem weiteren tiefen Seufzer schlüpfte sie in ein Paar leichte Flip-Flops und trat durch die hohe Glastür hinaus auf die Terrasse.
Dort wurde sie bereits erwartet. Nathaniel lag auf einer der Sonnenliegen, mit nichts an seinem atemberaubenden Körper als schlichten schwarzen Badeshorts. „Kein besonders günstiges Outfit, um zu schwimmen, Freitag“, bemerkte er kritisch.
Katie senkte rasch den Blick und setzte sich zimperlich, mit geschlossenen Knien, auf die Kante der Sonnenliege, die am weitesten entfernt von ihm stand. „Ich schwimme nicht.“
„Können Sie nicht schwimmen?“
„Doch, aber ich will nicht.“
„Warum nicht? Es ist die beste Art, sich abzukühlen.“
„Mir ist nicht heiß.“
Sein dunkles, wissendes Lachen ließ sie nur noch mehr erröten. „Was war falsch an der Bikini-Auswahl, die Rosa Ihnen hingelegt hat?“
„Nichts.“
„Und warum tragen Sie dann nicht eines von den Prachtstücken?“
„Weil nichts mich dazu bringen könnte, unter Ihren Augen einen Bikini zu tragen“, gestand sie aufrichtig.
„Aber warum?“
„Soll das eine ernsthafte Frage sein?“ Ein Blick in sein irritiertes Gesicht bewies ihr, dass es tatsächlich so war. „Mr Wolfe, es gibt zwei Arten von Frauen“, klärte sie ihn auf, „gepolsterte und ungepolsterte. Sie bevorzugen bekanntermaßen die zweite Version, während ich zur ersten gehöre.“
Nathaniel brauchte offensichtlich einen Moment, um sich von seinem Schock zu erholen. „Und deshalb wollen Sie keinen Bikini anziehen?“, fragte er nach einer Pause. „Weil Sie sich Gedanken über Ihre Figur machen?“
„Halten Sie mich ruhig für eitel, aber ich habe nun mal keine Lust, den ganzen Tag mit eingezogenem Bauch herumzulaufen.“
Er lachte. „Dann lassen sie es! Frauen haben ohnehin seltsame Vorstellungen, was ein Mann tatsächlich sexy findet. Wenn ich von dem ausgehe, was ich bisher von Ihnen zu sehen bekommen habe, möchte ich behaupten, Sie haben
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