Verräterische Gefühle
immer an mich erinnerst, wenn du zum Kaminsims schaust und dir dieses Schmuckstück ansiehst.“
Hinter sich hörte Katie mehr als eine Frau leise seufzen und Männer, die sich umständlich räusperten. Für den Rest der Welt mochte es eine rührende Geste sein, doch sie wusste, was dahinterstand, und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Nathaniels Abgang wurde von noch mehr Applaus begleitet als sein Auftritt. Katie schenkte ihm ein zittriges Lächeln, als er sich wieder neben sie setzte. Doch statt Stolz oder Genugtuung sah sie nur Anspannung und Schmerz in seinen Augen.
„Sieht sie sich die Preisverleihung an?“, fragte Katie leise.
„Ja, auch wenn es in England bereits sehr spät ist, besteht sie jedes Jahr energisch darauf und macht sich dafür sogar extra festlich zurecht.“
„Dann hast du ihr heute eine ganz besondere Nacht beschert.“
Er antwortete nicht, und Katie wünschte, sie wären zu Hause, damit sie wenigstens versuchen könnte, ihn zum Reden zu bringen.
Stattdessen verlief der Rest des Abends inmitten glanzvoller Menschen, Kleider und Juwelen, exquisiten Amuse-Gueules und spritzigem Champagner.
Als Katie sich in einen der Toilettenräume flüchten wollte, wurde sie von einem attraktiven Mann aufgehalten, der sie freundlich anlächelte. „Sie müssen Katie sein.“ Er streckte ihr die Hand entgegen. „Howard Kennington.“
„Oh …“ Katie brauchte einen Moment, um klar zu denken, weil ihre Gedanken immer noch bei Nathaniel waren. „Ach ja, Nathaniel hat Ihnen Skizzen von mir geschickt, aber …“
„Sie sind fantastisch, wie das Kleid, das Sie tragen. Gratulation! Selbst Alicia ist von Ihrem Talent überwältigt, und sie ist wirklich eine harte Nuss.“
Mehr brauchte es nicht, um die Schleusen von Katies Mitteilungsbedürfnis zu öffnen. Innerhalb von Sekunden waren sie in ein lebhaftes Gespräch vertieft, das Howard Kennington schließlich lachend abbrach.
„Verzeihung“, murmelte Katie mit scharlachroten Wangen. „Ich habe mal wieder geredet und geredet.“
„Sie sind sehr offen, nicht wahr?“
„Ich versuche, mich zu ändern.“
„Tun Sie das auf keinen Fall!“, rief er entsetzt. „Ihre Offenheit ist faszinierend und macht Sie zu etwas ganz Besonderem, ebenso wie ihr herausragendes Talent.“ Sie plauderten noch einen Moment, dann gab Howard Kennington ihr seine Visitenkarte und lud Katie zu einem Meeting ein, bei dem auch Alicia anwesend sein würde.
Wie in Trance machte Katie sich auf die Suche nach Nathaniel, um ihm die aufregende Neuigkeit mitzuteilen. Sie fand ihn in einem der Räume, die für Einzelinterviews benutzt wurden, auf einem roten Sofa. Der Sapphire Award lag unbeachtet auf dem Boden neben seinen Füßen.
„Du siehst völlig erschöpft aus“, stellte sie ruhig fest. „Wollen wir gehen?“
„Machst du Witze?“ Nathaniels Stimme klang verschwommen. „Die Party fängt doch gerade erst an. Ich habe den Sapphire gewonnen!“
„Ich weiß.“ Ihr Blick glitt zu der leeren Champagnerflasche auf dem Boden. „Nathaniel …“
„Sieh mich nicht so mitleidig aus deinen engelsgleichen Augen an. Das Leben ist kein Kinderspiel, wie du selbst weißt. Trotzdem träumt Katie Field immer noch von einem Happy End!“
„Für das ich bereit bin, eine Menge zu tun“, erwiderte sie leise. „Möchtest du reden, Nathaniel?“
„Absolut nicht! Ich will feiern, Sweetheart . Und für die Party, nach der mir der Sinn steht, sollten wir lieber die Tür abschließen.“
„Nein danke!“, wehrte Katie ab. „Du fängst schon wieder an, eine Rolle zu spielen, wie immer, wenn dich etwas emotional überfordert.“
Nathaniel erhob sich etwas unsicher vom Sofa und kam zu ihr. Katies Herz klopfte rasend schnell, als sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte und seinem Blick begegnete, der von unverhohlenem Verlangen sprach. „Du denkst also, ich schauspielere?“
„Nicht beim Sex“, sagte sie rau, „aber das ist auch schon alles. Du kannst nicht immer nur davonlaufen, Nathaniel. Hast du auch nur einen von Jacobs Anrufen erwidert?“
Abrupt wandte er sich um und ließ sich wieder aufs Sofa fallen. „Was geht dich das an?“
„Nichts. Gar nichts. Das fange ich langsam an zu begreifen …“
„Ach, hör auf zu schmollen, Freitag, heute ist Partytime, sonst nichts!“
„Ja, du hast recht, Nathaniel“, bestätigte sie mit tödlicher Ruhe. „Sonst nichts. Und darum gibt es auch nichts mehr zu sagen.“
„Katie …“
Abwehrend hob sie die Hand. „Nein, ich
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