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Verräterische Lippen

Verräterische Lippen

Titel: Verräterische Lippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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fiel es schwer zu glauben, daß in einer derart eng
sitzenden Hose eine Waffe gesteckt haben sollte. Erst dann wurde mir bewußt,
daß sie direkt auf mich zugekommen war und mir ihre Rückfront kein einziges Mal
zugewandt hatte.
    »Wenn
Sie mich jetzt erschießen wollen, warum haben Sie dann die ganze Zeit damit
vergeudet, mir einzureden, daß die Welt voller Entführer ist ?«
    »Ich
will Sie gar nicht erschießen .« Sie lächelte und fuhr
sich mit der Zunge über die von der Hitze ausgetrockneten Lippen. »Es sei denn,
Sie versuchten, mir diese Waffe abzunehmen, oder Sie weigerten sich, in Ihr
Auto zu steigen und wegzufahren .«
    »Einfach
so? Ins Auto steigen und wegfahren ?« Ich sah mich um.
»Und was, wenn ich nur bis hinter diese Kurve fahre, dann wende und zurückkomme ?«
    »Wenn
Sie zurückkommen, Señor Roberts, weiß ich, daß Sie auf der anderen Seite
stehen, und werde Sie mit großem Vergnügen erschießen .«
    »Ich
nehme an, Sie schießen gut ?« murmelte ich
nachdenklich.
    »Ich
gelte als Scharfschützin, ja .«
    »Lassen
Sie mich mal raten, was das alles soll«, sagte ich und stützte mich auf die
Autotür. »Wenn ich zurückfahre und dem General sage, was Sie mir erzählt haben —
daß Ihnen seine Verschwörung gegen die Regierung bekannt ist — , wissen Sie,
daß Sie mir nicht trauen können und einen anderen Weg suchen müssen, um Ihren
Vater zu erreichen. Einen Weg, der Ihr Leben nicht dadurch gefährdet, daß
General Ortez Ihren Aufenthaltsort erfährt. Wenn ich
andererseits zurückfahre, Rodriguez informiere und mich mit ihm gemeinsam an
Ihren Vater wende, um ihn davon zu überzeugen, daß Ortez gefährlich ist, können Sie Ihr Versteck verlassen .«
    »Sie
verfügen doch über einen gewissen Scharfsinn, Señor Roberts«, meinte sie
anerkennend. »Für einen Amerikaner sind Sie sogar ganz schön gerissen. Wenn Sie
auch manchmal versuchen, den Begriffstutzigen zu
spielen .«
    »Vielen
Dank.« Ich setzte mich hinter das Lenkrad. Mit einem Mädchen zu reden, das eine
Waffe in der Hand hält, macht mich immer nervös. Außerdem wollte ich jetzt weg,
um in Ruhe darüber nachzudenken, was sie mir erzählt hatte. Es paßte alles ganz
gut zusammen, und es war offenkundig, daß ich mich schnellstens mit Präsident
Mendez in Verbindung setzen mußte. Trotzdem konnte es nicht schaden, wenn ich
mir die ganze Geschichte noch ein paarmal durch den Kopf gehen ließ. Nur für
den Fall, daß das Problem doch nicht ganz so einfach war, wie es schien.
    Sie
trat zur Seite, ohne die Waffe zu senken. »Sie werden mir helfen ?« fragte sie ausdruckslos. »Sie werden mit meinem Vater
sprechen ?«
    »Betrachten
Sie das als Preisrätsel«, stieß ich unwillig hervor, während ich den Motor
anließ und rasch wendete. Selbst wenn sie die Tochter des Präsidenten war, ließ
ich mich nur ungern von ihr als Botenjunge benutzen.
    Beim
Gasgeben wirbelte eine dichte Staubwolke hinter mir auf. Als ich die Kurve
erreicht hatte, war Marguerita Mendez verschwunden.
    Es
war eine schweißtreibende Fahrt zurück zur Hauptstraße. Die Ebene erstreckte
sich über mindestens drei Meilen, und der Feldweg verlief schnurgerade. Den
Jeep sah ich schon aus einer halben Meile Entfernung. Er stand quer über dem
Weg, etwa dreißig Meter vor der Einmündung in die Hauptstraße.
    An
ihm vorbeifahren konnte ich nicht. Dazu waren die knorrigen Baumstämme am
Wegrand zu widerstandsfähig. Also bremste ich ab und stieg, von einer roten
Staubwolke eingehüllt, aus dem Wagen.
    General Ortez verließ den Jeep und kam auf mich zu. »Señor
Roberts«, sagte er jovial. »Schrecklich heiß heute, wie ?«
    Ich
wischte mir mit einem roten Taschentuch den Schweiß ab, der mir vom Kinn in den
Hemdkragen tropfte. In diesem Punkt zumindest mußte ich dem General zustimmen.
     
     
     

9
     
    Es
saß noch ein zweiter Mann in dem Jeep. Er trug Uniform, rauchte eine Zigarette
und hielt eine Maschinenpistole auf dem Schoß.
    »Sie
haben sich mit Señorita Mendez getroffen ?« fragte
General Ortez .
    »Sie
war nicht da«, erwiderte ich mit, wie ich hoffte, überzeugend klingendem,
enttäuschtem Unterton.
    »Oh,
Señor Roberts!« Ortez warf mit theatralischer Geste
die Arme in die Luft. »Sie wollen doch nicht etwa sagen, die Señorita hätte sie
wieder versetzt ?«
    »Ihr
falsches Grinsen verrät mir, daß Sie mir nicht glauben«, antwortete ich sauer.
    »Vielleicht
können Sie uns verraten, warum Sie uns nicht mitgeteilt haben, daß Sie mit der
Señorita

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