Verraeterisches Herz
Alicia vor ihm zurück. „Was würde der Anwalt wohl sagen, wenn er uns beim Liebesspiel auf deinem Schreibtisch erwischt?“
Francesco zog sie in seine Arme. „Er ist ein Mann und Italiener … er würde es verstehen.“
„Ach, ja?“ Sie küsste ihn flüchtig, dann entzog sie sich seiner Umarmung. „Schluss jetzt, du bringst meine Haare durcheinander.“
Ein vieldeutiges Funkeln erschien in seinen Augen. „So mag ich es am liebsten.“
„Ich habe es extra für Signor Raimundi glatt gefönt, also Finger weg, bitte.“
„Für den Moment hast du gewonnen. Aber“, warnte er, „wir kommen später noch einmal auf das Thema zurück.“ Dann wies er auf den zweiten Stuhl, der bereits neben seinem hinter dem Tisch stand. „ Allora , setz dich neben mich, damit Signor Raimundi uns beide ansehen kann.“
„Ich bin ein bisschen nervös.“
„Vor einem Anwalt zu sitzen?“
„Nein. Davor, herauszufinden, was deine Mutter mir hinterlassen hat.“
„Vergiss das andere Geschenk, das uns auseinandergebracht hat. Ich schwöre dir, Alicia da Luca, ich werde nicht zulassen, dass das noch einmal geschieht.“ Er nahm ihre Hand und küsste sie.
Dann klopfte es auch schon an der Tür, und Giacomo führte Signor Raimundi herein.
„ Buongiorno , Eduardo“, begrüßte Francesco den Anwalt. „Darf ich Ihnen meine Frau vorstellen?“
Der Mann verbeugte sich leicht vor Alicia. „Piacere, contessa“ , sagte er und schüttelte dann Francesco die Hand. Nach einigen weiteren Höflichkeitsbezeugungen setzte er seine Brille auf und legte die Aktentasche auf den Tisch. Er entnahm ihr einen Umschlag und eine längliche Schachtel. „Contessa Sophie da Luca hat mir das Versprechen abgenommen, Ihnen Ihren Erbteil persönlich auszuhändigen“, meinte er und schob den Umschlag und die Schachtel vor Alicia.
Alicia betrachtete den Umschlag, der mit La Contessa Alicia da Luca beschriftet war. Unbehaglich schaute sie den Anwalt an. „Muss ich ihn auch in Ihrer Gegenwart öffnen?“
„Nein, nein, contessa , das ist nicht notwendig. Ich benötige nur Ihre Unterschrift, dass ich Ihnen die Hinterlassenschaft ausgehändigt habe.“ Er reichte ihr ein dickes Dokument.
Alicia griff nach einem silbernen Füllfederhalter, der auf einem schmalen Tablett auf dem Schreibtisch lag, und schrieb – nach einem kurzen Seitenblick zu Francesco – Alicia Cross da Luca auf die gepunktete Linie. Dann reichte sie das Dokument zurück an den Anwalt. „Grazie.“
„Prego, contessa.“
Alicia stand auf. „Darf ich Ihnen nun einen Kaffee anbieten, Signor Raimundi?“
„Sehr gerne“, bedankte er sich.
„Giacomo wird ihn uns auf der Terrasse servieren.“ Auch Francesco erhob sich, um ihnen die Tür zu öffnen. „Wenn du deinen Brief alleine in Ruhe lesen möchtest, carissima , verstehen wir das natürlich.“
„Danke.“ Sie griff nach dem Brief und der Schachtel und trat vor den beiden Männern in den Flur. „In diesem Fall werde ich mich in unsere Räumlichkeiten zurückziehen, Liebling.“ Sie bot dem Anwalt die Hand. „Danke, dass Sie gekommen sind, Signor Raimundi.“
„Es war mir eine Ehre, contessa .“
In Francescos Räumen angekommen, setzte sie sich auf den ledernen Sessel am Fenster und wickelte die Schachtel aus. Sie enthielt ein Etui aus Leder. Alicia atmete tief ein und öffnete es. Dann saß sie sehr still da und starrte eine wunderschöne Perlenkette an, deren Verschluss mit Diamanten besetzt war. Es waren herrliche Naturperlen, perfekt geformt und absolut einzigartig. Die contessa hatte diese Kette immer getragen, außer am Tag nach der Hochzeit, als sie ihren Sohn und ihre Schwiegertochter in die Flitterwochen verabschiedet hatte.
Behutsam schloss Alicia das Etui und öffnete den Umschlag. Er enthielt zwei Blätter, eines war mit „zuerst lesen“ beschriftet. Es trug das Datum ihrer Hochzeit.
Meine liebe Alicia,
ich bedaure zutiefst, dich nicht herzlicher willkommen geheißen zu haben, aber es ist mir, außer bei meinem Sohn und meinem geliebten Ettore, nie leichtgefallen, Zuneigung zu zeigen.
Um die Wahrheit zu sagen, du bist nicht die Braut, die ich für meinen Sohn ausgewählt hätte. Aber du bist seine Wahl, deshalb müssen wir lernen, in Harmonie zusammen zu leben. Nun, da du Francescos Ehefrau bist, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, dir ein glückliches Leben im castello zu bereiten.
Die Halskette ist mein persönliches Brautgeschenk an dich, Alicia. Ich hoffe, du wirst sie mit derselben
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