Verraeterisches Herz
beschützen. Alicia, weil sie den Trost brauchte, den nur seine Nähe ihr schenken konnte. Schließlich löste sie sich aus seinen Armen. „Gib mir fünf Minuten, dann komme ich nach.“
„Va bene“ , murmelte er zärtlich.
Zia Luisa und Bianca begrüßten sie herzlich, als sie kurz darauf die Terrasse betrat.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Luisa. „War es ein schwieriger Morgen für dich?“
„Ich hatte ihn mir schlimmer vorgestellt.“ Sie nahm sich von dem Tomaten-Mozarella-Salat, der mit Olivenöl angemacht und mit Basilikum aus Antonios Kräutergarten gewürzt war. „Signor Raimundi war sehr liebenswürdig und unkompliziert.“
„Er ist ein charmanter Mann“, stimmte Bianca ihr zu. „Und sehr tüchtig. Wir haben unseren Erbteil schon erhalten.“
Alicia erstarrte.
Zia Luisa nippte an ihrem Wein. „Sophia war sehr großzügig. Sie hat alle bedacht, sogar die junge Teresa.“ Sehr langsam wandte Alicia sich um und schaute Francesco an. „Ich war als Einzige noch übrig?“ „Davvero“ , bekannte er, ohne auch nur das geringste Zeichen für Reue zu zeigen.
„Was hat sie dir hinterlassen, cara ?“, fragte Luisa.
„Ihre Perlenkette.“
„Die Perlen?“
„So stand es in dem Brief, ja.“
„Wie wundervoll“, sagte Bianca. „Zu Ihrem Teint müssen sie hervorragend passen. Allerdings müssen Sie vorsichtig sein und in der Sonne einen Hut tragen. Ihre Sommersprossen sind wieder da.“ „Die waren nie fort“, warf Francesco ein. „Alicia versteckt sie nur.“ „Aber warum denn, mein Kind?“, empörte sich Zia Luisa. „Ich finde sie bezaubernd.“ „Genau das sage ich ihr auch immerzu“, meinte Francesco.
Nach dem Essen bestand Alicia darauf, Bianca und Zia Luisa in ihre Räumlichkeiten zu begleiten. Luisa wirkte nach ihren üblichen zwei Gläsern Wein ein wenig schläfrig, und Bianca freute sich über ihre Hilfe. Anschließend wollte sie die von Francesco angeordnete Nachmittagsruhe antreten. „Du bleibst hier und trinkst deinen Kaffee“, wies sie ihn im Gegenzug an.
Als Alicia ihr Schlafzimmer erreichte, erwartete sie fast, Francesco dort vorzufinden. Ein wenig enttäuscht wusch sie ihr Gesicht und zog sich aus. Gähnend legte sie sich ins Bett. Insgeheim musste sie zugeben, dass sie dem Nickerchen, das Francesco befohlen hatte, gar nicht mehr so abgeneigt war. Tyrann! Sie kuschelte sich tiefer in die Kissen und richtete sich abrupt wieder auf, als die Tür geöffnet wurde und Francesco mit einem unmissverständlichen Funkeln in den Augen ins Zimmer schlenderte. Ohne ein Wort zu sagen, zog auch er sich aus und schlüpfte zu ihr ins Bett.
„Wir ruhen zusammen aus“, erklärte er und zog Alicia in seine Arme. „Obwohl du wütend auf mich bist.“
„Das wird dich wohl kaum überraschen“, erwiderte sie angespannt. Das Bett mit einem nackten Mann zu teilen, fühlte sich schon grandios an; es bei hellem Tageslicht zu tun, war eine atemberaubende Erfahrung. „Das ganze Gerede über die Menschen, die auf ihren Erbteil warten! Du hast mich mit falschen Behauptungen nach Montedaluca gelockt, Francesco da Luca.“
„ Davvero , Alicia da Luca“, stimmte er in einem Tonfall zu, der einen sinnlichen Schauer über ihren Rücken jagte. „Aber ich empfinde keine Schuld, nur Triumph, weil mein Plan funktioniert hat.“ Er hob den Kopf und schaute ihr in die Augen. „Bist du sehr böse?“
Sie seufzte. „Nein. Du bist ein Teufel mit einer geschmeidigen Zunge.“
„Kein Teufel. Francesco war ein Heiliger.“ Er küsste sie mit plötzlich aufflammender Leidenschaft. „Aber auch das bin ich nicht. Ich bin ein Mann.“
„Heißt das, du willst jetzt Liebe machen?“ So eng an ihn geschmiegt, hätte sie eigentlich nicht zu fragen brauchen.
„Nein“, erwiderte er zu ihrer Verwunderung, streichelte jedoch aufmerksam ihren Rücken. „Ich möchte mit dir Liebe machen. Meine Kenntnisse deiner Sprache sind gut genug, um den Unterschied zu wissen, oder?“
„Das scheint mir auch so, Francesco.“
„Warum sagst du so häufig meinen Namen? Ich mag es, wenn du mich so nennst wie heute morgen.“
„Liebling?“
„Esattamente.“ Er hob ihr Kinn an und ließ unzählige schmetterlingszarte Küsse auf ihr Gesicht regnen. Dann schlug er plötzlich die Decke zurück. „Ich will dich ganz sehen, wenn wir uns lieben“, murmelte er. „Sei nicht schüchtern, amore . Ich bin dein Ehemann, erinnerst du dich?“
„Du bist ein Mann, den man nur schwerlich vergessen kann“, versichert
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