Verraeterisches Herz
sich.
Francesco drehte den Wasserhahn an. Als er sich vorbeugte, fiel sein Blick auf einen kleinen silbernen Gegenstand, der zwischen den Kosmetikartikeln lag, die Alicia zurückgelassen hatte. Ihr Handy. Alicia hatte ihr Handy vergessen.
Froh, dass der turbulente Flug endlich vorüber war, eilte Alicia zum Gepäckband, um ihre Reisetasche zu holen. Anschließend machte sie sich auf die Suche nach dem nächsten öffentlichen Telefon. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie ihr Handy im castello hatte liegen lassen. Sie schob ihre Kreditkarte in den Schlitz und wählte.
„Alicia?“, antwortete eine raue Stimme.
„Ja, Liebling, ich bin es. Ich konnte mich nicht früher melden, weil ich mein Telefon vergessen habe. Der Flug war furchtbar, und ich hatte so große Angst, und ich liebe dich so sehr …“ Unvermittelt brach sie in Tränen aus.
„Innamorata!“ , rief er verzweifelt. „Es tut mir in der Seele weh, dich weinen zu hören.“
Alicia schnäuzte die Nase und nahm sich zusammen.
„Und jetzt ruf deine Mutter an, sie hat sich bereits bei mir gemeldet.“
„Bron hat dich angerufen? Ach du meine Güte! Was ist mit Zia Luisa?“
Francesco gab ihr eine kurze Zusammenfassung. „Und jetzt melde dich bei deiner Mutter, amore . Wir sprechen später miteinander.“
Als Alicia eine halbe Stunde später am Haus ihrer Mutter eintraf, fiel die Begrüßung mit Bron ungewöhnlich emotional auf. Sogar der sonst so zurückhaltende George Hughes umarmte sie fest.
Er schenkte allen ein Glas von dem erlesenen Burgunder ein, den er für besondere Gelegenheiten aufgehoben hatte. „Aber zuerst meldest du dich noch einmal bei Francesco“, wies er Alicia augenzwinkernd an. „Bron hat gesagt, er wartet schon sehnsüchtig darauf.“
„Geh in Georges Arbeitszimmer, mein Schatz. Dort könnt ihr ungestört reden.“
Alicia umarmte beide noch einmal, dann hastete sie in das Heiligtum ihres Stiefvaters. „Francesco?“, sagte sie atemlos, als er abnahm. „Ich bin zu Hause.“
„Deo gratia!“ , rief er aus. „Nun kann ich heute Nacht beruhigt schlafen … obwohl mir mein Bett ohne dich sehr einsam vorkommen wird.“
„Geht es Zia Luisa gut genug, dass du schnell zu mir in meines kommen kannst?“
„Ich werde noch einen oder zwei Tage hierbleiben, nur um sicherzugehen, dass wirklich alles in Ordnung ist.“
„Ich kann George mit dem Essen nicht länger warten lassen. Ruf mich gegen zehn Uhr heute Abend an, dann möchte ich dir von der Idee erzählen, die mir gekommen ist, während ich in Pisa gewartet habe.“
„Ich kann es kaum erwarten, sie zu hören. Ich melde mit später. Ciao, amore .“
Beim Dinner erzählte Alicia ihrer nicht sonderlich überraschten Mutter, dass sie vorhabe, wieder zu Francesco zurückzukehren. Und sie gab ihr einen – nur leicht geschönten – Bericht über die Ereignisse vor fünf Jahren, die zu ihrem Zerwürfnis geführt hatten.
„Ist das alles?“, fragte Bron erstaunt. „Ich hatte mir viel Schlimmeres ausgemalt.“
„Eigentlich wurde ich nur meiner Illusionen beraubt“, gestand Alicia betrübt und lächelte George an. „Du kanntest mich damals nicht. Ich war wirklich reichlich grün hinter den Ohren … der ahnungsloseste Teenager auf diesem Planeten.“
„Und daran bin ich nicht ganz unschuldig“, meldete Bron sich. „Wegen dem, was mir passiert ist, wollte ich dich vielleicht ein bisschen zu sehr vor der Welt beschützen. Allerdings muss ich der Fairness halber sagen, dass das Nonnenkloster in schulischer Hinsicht einen ausgezeichneten Ruf genoss.“ Sie lächelte schief. „Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als Alicia verkündet hat, nach Florenz in Urlaub zu fliegen?“
„Wäre ich nicht geflogen, hätte ich Francesco nie getroffen“, warf Alicia ein und erschauerte plötzlich.
„Was ist los, mein Schatz?“
„Es gab so viele Turbulenzen während des Flugs, ich hatte Angst, die Maschine könnte abstürzen. Das hat mich eine wertvolle Lektion gelehrt. Das Leben ist zu kurz, um auch nur eine Sekunde davon zu verschwenden.“
Als das Telefon eine Minute nach zehn klingelte, entschuldigte Alicia sich bei Bronwen und George und zog sich wieder ins Arbeitszimmer zurück.
„Francesco?“, frage sie.
„ Davvero . Ich hoffe, du hast mit niemandem sonst gerechnet!“
„Nein, nur mit dir.“
Er seufzte. „Das zu hören, gibt mir große Befriedigung.“
Alicia lachte und atmete dann tief durch. „Ich habe einen Plan,
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