Verraeterisches Herz
und weiter nach dir suchen sollen.“
„Oh, ja“, entgegnete sie spitz. „Vor allem, weil ich mich ja, wie schon mal gesagt, nicht versteckt habe.“
„Du kannst ihm kaum vorwerfen, irgendwann aufgegeben zu haben, nachdem du dich so lange geweigert hast, überhaupt mit ihm zu sprechen“, mischte Gareth sich ein.
Alicia verdrehte die Augen. „Vorhin hast du Francesco noch für den Bösen gehalten.“
Er zuckte die Schultern. „Ich versuche nur, fair zu sein.“
„Ich begleite dich am Ende deiner Ferien nach Cardiff. Dann können wir allen unsere Geschichte erzählen“, sagte Francesco und schaute in Alicias blasses Gesicht. „Und jetzt, contessa , ist es Zeit, wieder zu Bett zu gehen.“
„Er hat recht, Lally“, sagte Gareth mit einem schiefen Grinsen in Francescos Richtung. „Du siehst aus, als bräuchtest du dringend deinen Schlaf.“
„Was nicht verwunderlich ist“, meinte Francesco und betastete sein Kinn.
Alicia stand auf, wobei sie sämtliche hilfreich ausgestreckten Hände ignorierte.
„Nachdem ich auf dich gefallen bin, ist es nur gerecht, wenn ich dich jetzt trage“, meinte Francesco, aber sie winkte ab.
„Wenn die Gentlemen mich rechts und links die Treppe hinauf geleiten, reicht das völlig aus“, versicherte sie ihm. Auch wenn Francesco schon wieder in der Lage war, Heldentaten zu vollbringen, war es von Gareth doch ein bisschen viel verlangt, mit ansehen zu müssen, wie ihr Ehemann sie ins Schlafzimmer trug.
12. KAPITEL
Am nächsten Morgen hätte Alicia am liebsten Francescos Drängen nachgegeben und wäre mit ihm im Bett liegen geblieben. Stattdessen gönnte sie sich eine lange heiße Dusche und schlüpfte in Jeans und T-Shirt. Während sie mit ihren Haaren beschäftigt war, machte auch Francesco sich frisch. Kurz darauf gesellten sie sich zum Frühstück zu ihrem Gast auf die Terrasse.
Schon bald entspann sich zwischen den Männern eine lebhafte Diskussion über den von Francesco gegründeten Rugbyverein von Montedaluca und die Erfolgsbilanz von Gareths Club. Schließlich stand Gareth auf, entschuldigte sich noch einmal für sein Verhalten und bedankte sich für die freundliche Aufnahme. Alicia küsste ihn auf die Wange und trug ihm Grüße an seine Eltern auf.
„Und jetzt, sposa mia , geht es für dich zurück ins Bett“, sagte Francesco in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ.
„Aber es geht mir gut. Du bist derjenige, der sich wieder hinlegen sollte.“
„Das werde ich auch. Heute Nachmittag. Mit dir“, versprach er und küsste sie.
„Na gut, aber nur bis zur Mittagszeit“, erklärte sie gähnend. „Heute Morgen musste ich einfach aufstehen, sonst hätte Gareth sich das nie verziehen.“
„ Davvero . Genau das hat Gareth mir auch gesagt, als du kurz zu Zia Luisa und Bianca gegangen bist. Außerdem hat er mich gebeten, seiner Familie nichts von seinem Besuch zu verraten.“
Alicia stöhnte auf. „Und mir sagt er natürlich nichts davon, weil er genau weiß, dass ich dagegen gewesen wäre. Ich bin die Geheimnisse so leid.“ Sie warf ihm einen hoffnungsvollen Blick zu, als sie das Schlafzimmer erreichten. „Magst du nicht bei mir bleiben, Liebling?“
„Führe mich nicht in Versuchung …“ Er küsste sie zärtlich. „Ich würde wirklich gerne, aber ich muss mich um ein paar geschäftliche Dinge kümmern.“
Die geschäftlichen Dinge bestanden darin, die Arbeit an seine Mitarbeiter zu delegieren, sodass er jede Minute der verbleibenden Tage von Alicias Urlaub ganz mit ihr verbringen konnte. Getrennt waren sie nur, wenn Alicia mit ihrer Mutter oder Megan telefonierte oder wenn sie ihre tägliche Italienischstunde bei Bianca nahm, auf die sie, sehr zu Biancas Freude, bestand. Er fuhr mit ihr in die Stadt, weil sie Mitbringsel für ihre Familie kaufen wollte, machte einen Ausflug mit ihr in die Weinberge, zeigte ihr den kleinen Marmorsteinbruch, den er besaß, und präsentierte ihr auch noch den idyllisch gelegenen Rugbyverein mit seinem jungen enthusiastischen Team.
Bei jeder sich bietenden Gelegenheit stellte er sie entweder als „ la mia sposa “ oder – falls es angemessener war – als „ la mia contessa “ vor, was Alicia jedes Mal ein Prickeln über den Rücken sandte.
Am Abend vor der Abreise nach England liebten sie sich mit einer gewissen traurigen Verzweiflung. Später, als sie erschöpft einander in Armen hielten, sah Francesco ihr besorgt in die Augen.
„Che cosa, amore?“
„Ich habe Angst“, bekannte sie leise und
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