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Verräterisches Profil

Verräterisches Profil

Titel: Verräterisches Profil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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Polizistin vor, die einige Details bezüglich einer laufenden Ermittlung mit ihm besprechen wollte. Doch niemand unterbrach die Aufzeichnung. Sie nannte ihre dienstliche Handynummer und bat um einen Rückruf. Mit ihrem Versuch, seine Mobilfunknummer zu erreichen, hatte sie ebenso wenig Erfolg.
    »Schade«, bedauerte Isabella. »Wäre schön gewesen, wenn es geklappt hätte. Trotzdem vielen Dank.«
    »Ach, nicht der Rede wert«, erwiderte Sylvia. Sie spürte jedoch, dass ihre Gastgeberin das anders sah.
    »Bestimmt kommt Ihnen die Frage seltsam vor«, sagte Isabella, plötzlich unsicher wirkend, »aber hätten Sie Lust, mal am Wochenende abends mit mir wegzugehen? Jetzt als Single bin ich ja wieder unterwegs, und da ich meine alten Freunde in den letzten beiden Jahren vernachlässigt habe, fehlt mir manchmal die richtige Begleitung.«
    Der Vorschlag kam wie gerufen für Sylvia. Auch ihr Freundeskreis hatte sich durch die Konzentration auf die Ausbildung ausgedünnt. Seit Monaten ging sie nur noch mit Kollegen aus. Da sprach nichts gegen eine neue Bekanntschaft. »Wirklich gern«, antwortete sie lächelnd.
    ***
    Als sie am folgenden Samstag gemeinsam durch Bochums Kneipen-Viertel zogen, erkundigte sich Isabella, ob ihr Ex sie inzwischen zurückgerufen hatte. Da erst wurde Sylvia bewusst, dass dies nicht geschehen war. Also beschloss sie, am nächsten Arbeitstag dafür zu sorgen, dass ihr dieser Peter Kleine Rede und Antwort stand. Falls sie zu diesem Zweck persönlich bei ihm vorstellig werden musste, konnte sie die CDs ja gleich mitnehmen.

15
    Hans Breidenbach und sein zehnjähriger Sohn Lasse waren mit ausgesprochen guter Laune auf dem Heimweg von einem Fußballspiel. Rot-Weiß Essen hatte ein abwechslungsreiches Testspiel gegen Schalke 04 mit drei zu eins gewonnen.
    Nun bog der Familienvater in ihre Straße ein. Sein Blick wurde unvermeidlich von dem leer stehenden Gebäude an der Straßenecke angezogen.
    Ein wahrer Schandfleck.
    In spätestens einem Monat sollte dieses mit Graffiti übersäte Haus abgerissen werden, um einem Gewerbeobjekt Platz zu machen.
    Plötzlich trat ein Mann aus der heruntergekommenen Immobilie auf den Bürgersteig.
    Auch das war eine Schande fürs Viertel, dachte Breidenbach. Vor Kurzem war seine Frau von einem dieser Penner aggressiv angebettelt worden. So konnte es nicht weitergehen. Sollte der versprochene Abriss verschoben werden, würde er einen Brief an die Stadtverwaltung schreiben.
    Überrascht stellte er fest, dass ihm der Mann bekannt vorkam. Beim Weiterfahren drehte er den Kopf, um ihn genauer zu betrachten.
    »Nach was hältst du Ausschau, Papi?«
    »Irgendwoher kenne ich diesen Mann.«
    »Woher?«
    »Das fällt mir grad nicht ein.«
    »Papi kennt einen Penner, Papi kennt einen Penner«, sang sein Sohn.
    Breidenbach schmunzelte. »Das bleibt unser Geheimnis, einverstanden? Wer weiß, was Mami sonst von mir denkt.«
    »Okay«, antwortete Lasse verschwörerisch und legte den rechten Zeigefinger auf seine Lippen.
    Während Breidenbach den Wagen in eine Parklücke manövrierte, war er in Gedanken bei dem Mann. Wieso kam ihm dessen Gesicht bloß so bekannt vor?
    ***
    Sylvia Schulte versuchte am Montagmorgen direkt um neun Uhr, Peter Kleine zu kontaktieren. Sie wusste von Isabella, dass er Semesterferien hatte und grundsätzlich keinen Job annahm, für den er vor zwölf Uhr aufstehen musste. Er vertrat die Auffassung, man sei nur einmal im Leben Student und müsse diese Phase genießen. Dabei war sein derzeitiges Studium bereits das zweite, das er angefangen hatte. Er schien dem Klischee eines faulen Studenten zu entsprechen, der es sich auf Kosten der Gesellschaft gut gehen ließ. Doch vermutlich besaß auch er angenehme Charakterzüge, die Isabella verschwiegen hatte.
    Sie wählte die Festnetznummer, aber nach dem fünften Freizeichen sprang wieder der Anrufbeantworter an. Diesmal hinterließ sie ihm eine nachdrückliche Aufforderung, mit ihr in Kontakt zu treten. Danach stellte sie fest, dass sein Handy weiterhin ausgeschaltet war.
    Als sie bis zum Mittag nichts von ihm gehört hatte, probierte sie es ein letztes Mal. Sie wollte ihm eine Ordnungsstrafe androhen, falls er sich nicht endlich bei ihr meldete. Statt seines Begrüßungsspruchs hörte sie jedoch nach einer Weile eine weibliche Computerstimme, die sie darüber informierte, dass das Gerät aus Kapazitätsgründen keine neuen Nachrichten mehr aufnehmen könne.
    Verwundert beschloss sie, Isabella bei der Arbeit anzurufen.

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