Verräterisches Profil
hin?«
»Nicht mein Problem.«
»Ich mache alles für dich. Was du willst!«
Walther hielt an der Türschwelle inne und drehte sich zu ihm um. »Mir geht schon seit Tagen durch den Kopf, dass du ausziehen solltest. Ich kann’s mir nicht erlauben, irgendwann Bullenschweine vor der Tür stehen zu haben, die anschließend meine Wohnung auseinandernehmen. Das vorhin hat nur das Fass zum Überlaufen gebracht. Wenn ich nachher wiederkomme, bist du verschwunden.«
Plötzlich übermannte Uhlich wieder einmal diese unbändige Wut. Unbeherrscht griff er zu einem neben ihm stehenden Glas und warf es in Walthers Richtung. Es traf den Türrahmen und zerschellte in tausend Stücke.
In Walthers Blick spiegelte sich nun ein Anflug von Panik wider aufgrund der Aggression, die sich aus dem Nichts manifestiert hatte. Uhlich wollte sich für den Wurf entschuldigen. Er hatte doch niemals vorgehabt, die Beherrschung zu verlieren. Aber ehe er ein Wort des Bedauerns aussprechen konnte, wurde er von Walther mit schneidender Stimme gewarnt: »Solltest du bei meiner Rückkehr noch hier sein, rufe ich die Bullen. Zerstörst du in meiner Abwesenheit irgendetwas, hetze ich sie ebenfalls auf dich.«
Er verließ das Schlafzimmer. Uhlich wollte ihm hinterherlaufen, ihn um Verzeihung bitten. Das Leben hatte ihn jedoch gelehrt, ein Ende als solches zu erkennen und zu akzeptieren. Es war vorbei. In diesem Moment zog Walther die Wohnungstür hinter sich zu.
Das Einzige, was ihn tröstete, war der Plan, den er für eine solche Situation ausgeklügelt hatte. Nun musste sich zeigen, ob dieses Vorhaben naiv war oder funktionierte.
17
Ich gehe ins Wohnzimmer und schaue mich um. Zwei Schränke, in denen ich die Fotoalben vermute, enttäuschen mich. Erst beim Sideboard werde ich fündig. Dort liegen drei Bücher voller Erinnerungen, die nicht mir gehören, obwohl ich mich danach sehne. Für eine Weile vertiefe ich mich darin.
In einer Schublade der Einbauküche finde ich die Geschirrtücher. In der oberen Etage staune ich, wie einfach sie es mir machen. An jeder Tür klebt ein Symbol: Bad, Fitnessraum, Kinderzimmer, Schlafzimmer.
Ich lausche an der Schlafzimmertür. Warte auf die verräterischen Geräusche eines Liebesaktes. Oder das Wispern einer leisen Unterhaltung.
Doch ich höre nichts.
Vorsichtig drücke ich die Türklinke hinunter, die Tür springt minimal knarrend auf. Der Mann liegt links, die Frau hat sich von ihm abgewandt. Beide schlafen in der Fötusstellung.
Ich schleiche zum Bett, bereite das Notwendige vor. Dann lege ich ihm das Küchentuch auf den Kopf, presse den Schalldämpfer gegen seine Schläfe. Er erwacht. Ich töte ihn. Lasse die Pistole fallen.
Und überwältige die Frau. Ihr Mund ist bereits zugeklebt, als sie mich anschaut.
Ich versuche, sie mit Versprechungen zu ködern. Aber sie glaubt mir nicht. Ohne den Anflug einer Chance kämpft sie und steckt dafür brutale Schläge ein. Mit roher Gewalt fessle ich sie ans Bettgestell. Ich schneide ihr Nachthemd auf und räche mich.
Jeden Schmerz der letzten Jahre zahle ich zurück. Meine Fäuste verunstalten ihr Gesicht, ihren Körper. Sie ist halb bewusstlos, als ich in sie eindringe.
Schließlich schütte ich das Sperma aus dem Kondom über ihr aus und drücke ihren Kehlkopf ein.
Ich stelle mich ans Bett der kleinen Tochter und schaue ihr beim Schlafen zu. Ihr Kopf liegt neben dem Kissen. Ich hebe es hoch, atme ihren Duft ein.
Dies ist der schwerste Teil.
Mit einem letzten Zögern drücke ich das Kopfkissen auf ihr Gesicht. Sie erwacht und stößt einen gedämpften Schrei aus. Sie strampelt, doch meine Hände bleiben ruhig, denn es ist nur zu ihrem Besten.
Ihre Gegenwehr erlahmt. Sie fügt sich. Ich lege das Kissen neben ihrem Kopf ab, mein Hass ist verraucht.
***
Eileen schreckte aus einem furchtbaren Traum auf. Sie hatte geträumt, ihr Kopfkissen würde sie ersticken. Aber es lag bloß auf ihrer Schulter.
Trotzdem rief sie weinend nach ihrer Mami. Die jedoch nicht zu ihr kam. Mit verquollenen Augen stand das Mädchen auf.
»Mami«, schluchzte Eileen, nachdem sie die Schlafzimmertür geöffnet hatte. »Ich hab einen bösen Traum gehabt.«
Als sich nichts regte, schaltete sie das Licht ein und sah ihre Eltern. Sie schrie auf und erkannte, dass der Albtraum nicht beendet war. Panisch wandte sie sich ab, stolperte aus dem Schlafzimmer hinaus, die Treppen hinunter. Wie durch ein Wunder stürzte sie nicht. Sie riss die Haustür auf und lief zum nächsten Haus, in dem
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