Verräterisches Profil
schlampige Arbeit vorwirft.«
»Das reicht. Bis dahin dürfte alles geklärt sein. Danke schön.«
Mark dachte nach. Das bedeutete, ihnen blieben wenige Tage, um Walthers Unschuld zu beweisen. Oder Uhlich zu verhaften. In der Hoffnung, ihn in einem Verhör zu einem Geständnis bewegen zu können.
26
Die Polizisten Nagler und Wuttke waren in dieser Nacht in einem zivilen Fahrzeug auf den relativ leeren Bochumer Straßen unterwegs, um alkoholisierte Verkehrsteilnehmer ausfindig zu machen.
Während sie an einer roten Ampel warteten, bog von rechts ein Kombi in ihre Fahrtrichtung auf die Straße. Wuttke deutete auf dessen defektes linkes Rücklicht.
Die Ampel sprang auf Grün. Rasch verkürzte Nagler den Vorsprung des grauen Pkws von hundert Metern auf etwa sechs Wagenlängen. Nach einer Weile, in der der Autofahrer vor ihnen keinerlei Auffälligkeiten zeigte, blinkte dieser und steuerte eine Tankstelle an.
»Gute Idee«, sagte Wuttke. »Du ermahnst ihn wegen des Lichts, ich besorge uns zwei Kaffee.«
Sie folgten ihm auf das Gelände und stellten ihr Fahrzeug vor seinem ab. Wuttke stieg im gleichen Moment wie der Fahrer des anderen Wagens aus. Die Blicke der beiden kreuzten sich.
»Das gibt’s ja gar nicht«, murmelte Wuttke. Erst einige Stunden zuvor hatte er sich das aktualisierte Fahndungsplakat angesehen.
Der Gesuchte schien seine Entdeckung zu wittern, denn er rannte plötzlich zur Straße. Wuttke sprintete hinterher und hörte dabei, wie Nagler ausstieg.
»Das ist dieser Uhlich«, schrie er.
Der Verdächtige überquerte die Straße, musste aber wegen eines herannahenden Lkws abbremsen. Nun hatte ihn Wuttke fast erreicht.
»Bleiben Sie stehen!«, brüllte er. Er griff zu seiner Waffe, um gegebenenfalls einen Warnschuss abzugeben.
Doch in diesem Augenblick geriet der Mann vor ihm ins Stolpern und stürzte zu Boden. Wuttke packte ihn, riss ihn hoch und legte ihm Handschellen an.
***
Nach einer Nacht in der Verwahrungszelle führte ihn ein Streifenpolizist wortlos in den Verhörraum. In der Mitte des Raumes befanden sich ein Tisch und drei Stühle. Der Polizist drückte ihn auf einen der Stühle, ehe er ihn allein ließ. Uhlich begutachtete den Spiegel, der in der linken Wand eingelassen war. Bestimmt beobachteten ihn die Bullen auf der anderen Seite.
Gefühlt dauerte es eine Viertelstunde, bevor sich die Tür öffnete. Zwei Personen kamen herein: ein attraktiver, gut gekleideter Mann, der Akten und ein Diktiergerät in den Händen hielt, und eine Frau in einem dunkelblauen Kostüm, die etwas zu trinken mitbrachte. Sie stellte sich und ihren Kollegen vor, dann schüttete sie Mineralwasser in ein Glas und schob es ihm hin.
Die Hauptkommissarin startete das Aufnahmegerät. Danach informierte sie ihn über seine Rechte und erkundigte sich, ob er einen Rechtsanwalt hinzuziehen wolle.
Uhlich verzichtete.
In der folgenden Stunde drehte sich alles um die Ermordung der Konrads, einer weiteren Familie und eines Ehepaars. Sie unterstellten ihm, für die Taten verantwortlich zu sein. Uhlich ging auf die einzig sinnvolle Art mit diesen Vorwürfen um: Er bestritt sie und gab lediglich zu, dass er den Tod von Wilhelm Konrads nicht bedauern würde, da sich dieser an ihm vergangen hätte.
»Wenn Sie nichts mit den Familienmorden zu tun haben, warum musste Thorsten Walther dann sterben?«, fragte die Kommissarin.
Uhlichs Herzschlag setzte vor Schreck aus. »Was?«, flüsterte er schockiert. »Thorsten ist tot?«
»Tun Sie doch nicht so scheinheilig«, brüllte der Kommissar, der bislang im Hintergrund geblieben war. »Sie haben ihn mit zweiundsechzig Messerstichen abgeschlachtet. Fast zwanzig davon haben tödliche Wunden hervorgerufen. Und das alles nur, weil er Sie rausgeschmissen hat? Oder gab es einen anderen Grund für diese Tat?«
Eine Träne kullerte Uhlichs Wange hinab. »Das war ich nicht«, sagte er. »Ja, er hat mich aus der Wohnung geworfen. Ja, ich war sauer. Aber ich habe ihn geliebt. Ich hätte ihm nie etwas antun können.«
»Bloß, dass Sie am Dienstagabend in seine Wohnung eingedrungen sind und ihn brutal niedergestochen haben. Eine tolle Art, seine Liebe zu demonstrieren«, verspottete ihn der Polizist.
»Dienstagabend? Da war ich bei einem Mann, der mich für vier Stunden gebucht hatte. Von zwanzig Uhr bis Mitternacht. Ich kann Ihnen seine Adresse geben.«
Die Polizeibeamten tauschten einen überraschten Blick aus.
»Warum sind Sie dann an der Tankstelle geflohen?«, fragte die
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