Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
haben.«
Die Erkenntnis traf Louis wie ein Blitzschlag: Ich bin sein Publikum. Ein Ersatz für Nessus. Achilles möchte, dass ich verstehe, was er tut. Ich bin stellvertretend für Nessus das Ziel seiner Gehässigkeit.
»Sind Sie jetzt zufrieden?«, fragte Enzio spitz.
Krankhafte Neugier, faszinierter Abscheu trieb Louis dazu, auch noch den letzten Rest erfahren zu wollen. »Das Feld muss abgeschaltet werden, ehe die Remembrance das Gebiet erreicht. Sonst werden unsere Reaktoren auch offline gehen.«
Wieder hüpften Achilles’ Köpfe enthusiastisch vor Zustimmung auf/ab, ab/auf. »Wir sind fertig mit ihnen, lange bevor sie ihre Reaktoren wieder hochgefahren haben. Das ist bereits getestet.«
Louis ging das nächste Licht auf: der Angriff auf Jm’ho. Der Fusionssuppressor war in diesem Fall tief innerhalb eines Gravitationstrichters zum Einsatz gebracht worden. Der Projektor für dieses Feld musste Funksignale benutzt haben wie in der ursprünglichen Pak-Version. Aber Louis hätte sein Wissen über den Jm’ho-Angriff nur von Sigmund haben können. Also behielt er es schön für sich. »Ich merke, Sie haben an alles gedacht.«
Das Schlimmste war, dass Louis fürchtete, es könnte stimmen.
34
Einzeln und in kleinen Herden suchte ein endloser Strom von Bürgern Baedekers Gehör. Es waren Fraktionsführer der Parteien darunter, Verwaltungsbeamte, Wissenschaftler, Prominente, Akademiker, Räte, Mitglieder der gesetzgebenden Körperschaften, Hinterste aus der Industrie ...
Baedeker hörte zu und gab seine Beurteilungen kund, delegierte Entscheidungen, entschied selbst oder schob die Entscheidung auf. Dabei waren ihm alle Probleme, die ihm während der Audienzen vorgelegt wurden, ganz und gar gleichgültig. Die ganze Zeit über sinnierte er deprimiert darüber, warum gerade jetzt so viele derart dringend seine Aufmerksamkeit suchten. Die Antwort war nur zu offensichtlich: Für den Fall, dass die Gw’oth sich doch über die Weltenflotte hermachten, wollten sie zu den Auserwählten gehören, die in die sagenumwobene Zuflucht des Hintersten eingeladen würden.
Millionen waren an Bord von Getreidefrachtern zu den Naturschutzwelten und nach New Terra geflohen. Es mochten Tausende sein, die an Bord gestohlener Schiffe der Weltenflotte ganz den Rücken kehrten. Wer wusste schon, wie viele genau geflohen waren, wenn sich Milliarden in ihrer Heimstatt versteckten und sich vor Furcht zu einem kleinen Ball zusammenrollten? Weitere Milliarden drängten sich auf den großen Plätzen überall auf der Heimatwelt. Manche verlangten die präventive Kapitulation vor den Gw’oth. Andere riefen nach Achilles und verlangten, er solle das Ruder übernehmen und ... etwas unternehmen, irgendetwas . Da überall Arbeiter ihre Arbeitsstellen verließen, um noch den vielleicht letzten Tag ihres Lebens mit ihren Familien zu verbringen, konnte jeder Schätzwert darüber, wie viele geblieben und wie viele geflohen waren, nur sehr vage ausfallen.
Doch eine Zahl war nicht bloß ein Schätzwert: Er, Baedeker, der Hinterste, spielte gerade mit dem Leben aller Bürger – Billionen Leben!
Ein ranghoher Konfident und Berater erschien, um den Hintersten auf eine weitere Verabredung hinzuweisen. »Machen Sie einen neuen Termin aus!«, entschied Baedeker, dem ganz egal war, wer der betreffende Bittsteller war. »Ich schnelle zur Residenz hinüber, Minerva. Sorgen Sie dafür, dass Nike sich zu mir begibt, sobald er kann!«
Ehrerbietig neigte Minerva die Köpfe. »Jawohl, Hinterster.«
Die Privatresidenz des Hintersten war tief in den seewärtigen Berghang an der Küste hineingebaut. Von der langen, schmalen Terrazzo-Veranda aus blickte Baedeker, im Schutze einer schulterhohen Steinbalustrade, auf den schäumenden Ozean hinaus. Wie ein Vollmond stand Naturschutzwelt Eins über dem Horizont. Sie spiegelte sich auf den bewegten Wassern, die das Abbild verzerrten und in Stücke rissen.
In Stücke gerissen oder unbeschadet? Wie sah die Zukunft von Hearth aus?
Vom Vestibül drang Stimmengewirr zu Baedeker hinaus. Einen Augenblick später kam Minerva auf die Veranda getrottet. »Hinterster, Nike ist Ihrem Wunsch entsprechend hierher geeilt und soeben eingetroffen.«
»Ich danke Ihnen«, antwortete Baedeker. »Führen Sie ihn doch zu mir!«
Nike trabte durch den großen Salon, durchquerte das Kraftfeld, das jeder Witterung trotzte, und betrat die Veranda. Trotz der Krise war er makellos frisiert. »Hinterster, wie kann ich dienen?«
Baedeker
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