Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
Versuch, die zugehörige Steuereinheit zu manipulieren, ablenkten.
Achilles hatte die Argo mit einer jener brandneuen Zellen versehen. Ob nun aus emotionalen Gründen oder aus Faulheit hatte Nessus die Aegis unverändert gelassen, obwohl die Schwachstellen bekannt waren. Er war eben ein Narr.
Wäre Achilles ebenso sorglos gewesen, hätten die Laser der Pak während dieses endlosen Augenblicks, den er in Stasis eingefroren verbracht hatte, gewiss die Zelle der Argo zerstört. Dann befände er sich jetzt immer noch in Stasis. Für alle Zeiten würde er durch die interstellare Leere treiben ...
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, beharrte Nessus. »So wie es die Gw’oth geschafft haben.«
Baedeker, damals noch nicht der Hinterste, noch nicht einmal aktiv in der Politik, hätte die Gelegenheit gehabt, die Bedrohung durch die Gw’oth abzuwenden, bevor sie begonnen hatte. Stattdessen hatte er zugelassen, dass die Gw’oth an Bord seines Schiffes gekommen waren und das Geheimnis des Hyperantriebs entdeckt hatten. In ihrem Habitat-Modul hatten die Gw’oth heimlich einen Hyperantriebsshunt gebaut. Als sie diesen Shunt aktiviert hatten, hatte die schützende Normalraum-Blase Baedekers eigenen Shunt mit sich gerissen – und damit auch das Mittelstück der General-Products-Zelle seines Schiffes.
»Die Gw’oth haben es geschafft, eine Zelle zu zerreißen «, stellte Achilles den Sachverhalt richtig. »Der Teil der Zelle, in dem sich das Kraftwerk befand, ist dabei intakt geblieben. Der Schaden bleibt sich gleich, ganz egal, ob die Pak nun einen nach wie vor verstärkten Zellenteil finden oder eine vollständige verstärkte Zelle!«
Nessus blickte sich selbst in die Augen. »Dann nehmen wir das Kraftwerk des Wracks eben mit.«
Das war ... Wahnsinn. »Das Kraftwerk der Argo in unserer Zelle mitzunehmen wäre so, als würden wir mit einer Wasserstoffbombe herumspielen. Wenn das Kraftwerk instabil wird, wird die Druckwelle uns atomisieren!«
»Der Hinterste sagt, das Kraftwerk wird nicht instabil.«
Baedeker war ein Narr, und Nessus ein noch größerer, schließlich schenkte er Baedekers Worten Glauben. »Dann muss ich mit ihm persönlich sprechen.«
Baedeker und Nike sollten also die Diskussionsrunde bereichern, die über Hyperwellenfunk geführt wurde. Beide waren Achilles’ Rivalen – rivalisierten aber auch miteinander – um den Vorsitz der Experimentalistenpartei. Anscheinend hatten sie sich verschworen und – zumindest vorerst – gegen ihn zusammengefunden.
Die Radiowellen, die zwischen Hearth und dem Außenbereich der Singularität der Weltenflotte hin- und herkrochen, sorgten bei jedem Funkspruch für eine Verzögerung von zwei Minuten. Während sie noch Höflichkeiten austauschten, studierte Achilles bereits seine Gegner.
Baedeker war ein stämmiger Bursche. Seine Mähne war zu nichtssagenden Zöpfen geflochten; die darin eingeflochtenen Edelsteine waren teuer, aber eigentlich banal. Ursprünglich hatte die Mähne einen blassen Gelbbraun-Ton; jetzt hatte Baedeker sie goldblond gefärbt. Der Farbton biss sich mit seiner Amtsschärpe.
Die Frisur taugte nichts, nicht jedenfalls, um den Hintersten zu schmücken, und die Person taugte ebenso wenig für dieses hohe Amt.
Nike war sehr viel zierlicher; sein helles, cremeweißes Fell hatte keinerlei Zeichnung oder Schecken. In seiner lohfarbenen Mähne funkelten Edelsteine und filigrane goldene Ketten um die Wette. Doch am meisten blitzten und funkelten seine Augen: vor Ehrgeiz.
Er sah zumindest aus, wie ein Hinterster aussehen sollte; er besaß das Zeug dazu und war ja auch immerhin schon Hinterster gewesen – und wollte es auch wieder werden. Daran jedenfalls arbeitete er verbissen.
»Sie hatten um ein Gespräch gebeten«, leitete Baedeker die Unterredung ein.
»Ich danke Ihnen, Hinterster.« Dass er diesen Titel verwenden musste, ärgerte Achilles. Nike hatte beim Umgang mit Ministern und Kundschaftern auf derartige Förmlichkeiten verzichtet. Baedeker nicht. »Ich bezweifle, dass die so genannte Gw’oth-Methode zur Zerstörung der Überreste der Argo sinnvoll ist.«
»Ein entkoppeltes Zellenkraftwerk wird sich deaktivieren«, beharrte Baedeker. Untertöne und feine Nuancen seiner Körperhaltung riefen allen anderen noch einmal ins Gedächtnis zurück, dass er einst selbst ranghoher Ingenieur bei General Products gewesen war.
»Ach, wirklich?«, trällerte Achilles mit unverhohlener Skepsis. »Hat schon einmal jemand versucht, ein Kraftwerk
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