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Verrat im Höllental

Verrat im Höllental

Titel: Verrat im Höllental Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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will nicht, daß deine Kunden mich sehen.“
    Ihre schlanke Hand wies zur Bürotür. „Da
steht sogar ein Whisky für dich.“
    Sie gingen nach nebenan, wo der Laden
seine Schäbigkeit enthüllte — mit billigen Büromöbeln, einer defekten
Kaffeemaschine, Uralt-Tapeten und einem Tresor von 1920. Das Telefon stand auf
dem Schreibtisch.
    Lohmann schloß das Fenster.
    „Aha!“ sagte sie. „Da hast du
gelauscht, ja?“
    „Wo ist der Kies?“
    Widerwillig öffnete sie ihre
Handtasche.
    Er nahm den Umschlag und steckte ihn
ein, ohne nachzuzählen. Daß sie nichts abgezweigt und in der Bluse versteckt
hatte, verstand sich von selbst.
    „Also“, sagte sie, „wenn du...“
    Sie hielt inne. Die Ladentür wurde
geöffnet. Jemand trat ein.
    Die Oma! dachte Lohmann.
    Aber es waren Männerschritte — und
nicht nur von einem Mann.
    Nicole zuckte die Achseln. Als sie in
den Laden zurück ging, lehnte sie die Tür an.
    Lohmann griff nach der Whiskyflasche,
die neben der Kaffeemaschine stand und noch halb voll war. Er mochte Whisky.
Allerdings war der hier eine billige Marke.
    „Fräulein Nicole Tepler?“ fragte
nebenan eine heisere Männerstimme.
    „Ja“, antwortete sie.
    „Ich bin Kommissar Dolp“, stellte sich
der Mann vor. „Das ist Inspektor Schanarowski. Wir sind von der Kripo, Dezernat
elf. Wir haben einen Durchsuchungsbefehl. Hier! Wenn Sie sich bitte überzeugen
wollen.“

    Stille.
    Lohmann versteinerte.
    Seine Hand umklammerte die Flasche.
Nicht fallen lassen! Nicht fallen lassen! Halt sie fest, Ottmar!
    „Ei... ei... einen Durchsu...“,
stotterte Nicole. „Wen...was... wollen Sie denn durchsuchen? Dieser Laden hier
gehört mir doch nicht.“ Sie gewann ihre Fassung zurück. „Ich bin nur
Angestellte. Das Geschäft gehört Franz-Anton Kläcksl. Dem Inhaber der bekannten
Kunst-Galerie K. Wenn Sie ihm...“
    „Sie haben mich mißverstanden“,
unterbrach Dolp. „Der Laden hier interessiert uns nicht. Es geht um Ihre
Wohnung. Sie bewohnen ein Atelier in der Sperlings-Gasse. Das interessiert uns.“
    Ihre Stimme splitterte. „W... wa...
warum?“
    „Ein Kunsthändler hat Sie angezeigt.
Nein, natürlich nicht Ihr Chef Franz-Anton Kläcksl. Sondern jemand, dessen Name
im Moment nichts zur Sache tut. Offenbar wurden Sie von ihm beobachtet. Er
behauptet, Sie fälschen Gemälde. Sie sind doch Kunstmalerin?“
    „J... ja.“ Sie holte tief Luft. Sogar
Lohmann hörte, wie der Stoff ihrer Seidenbluse knirschte. „Aber... ich fälsche
nicht. Ich... male nur zu meinem Vergnügen.“
    Ihre Stimme strafte sie Lügen,
knispelte nämlich, als sähe sie sich bereits hinter Gittern.
    „Ich muß Sie bitten, uns zu Ihrer
Wohnung zu begleiten“, sagte Dolp formell.
    Sie kam nicht ins Büro. Sie ließ ihre
Tasche hier.
    Damit mich die Bullen nicht bemerken,
dachte Lohmann und dankte ihr das.
    Er hörte, wie die drei das Geschäft
verließen und wie Nicole die Eingangstür abschloß.
    Er trank aus der Flasche.
    Eine Kunstmalerin? Donnerwetter! Saß
sie jetzt in der Patsche? War was dran an der Beschuldigung?
    Das werde ich von Magda hören, dachte
er.
    Durch die Hintertür verließ er das
Geschäft. Er schloß von außen ab. Den Schlüssel warf er durch das zweite
Fenster, das noch spaltweit geöffnet war, hinein. Er fiel neben die Toilettenschüssel.
     
    *
     
    Porsche-Hubi beruhigte sich allmählich.
Sein Vater war bester Laune und redete über sein Lieblingsthema: den Schutz von
Wald und Umwelt und geschützten Pflanzen. Die TKKG-Freunde hörten aufmerksam
zu.
    „Um unsere Natur zu erhalten, müssen
alle Zusammenwirken in Staat und Gesellschaft“, sagte der Zahnarzt. „Um das
rechte Verständnis für den Naturschutz muß deshalb verstärkt geworben werden.
Wir alle sind aufgerufen, die natürlichen Lebensräume, Pflanzen und Tiere und
unsere Umwelt zu schützen. Sonst sieht es hier bald aus wie auf dem Mond.“
    „Beim Naturschutz könnte ich mich
einklinken“, meinte Tarzan. „Das wäre jede Anstrengung wert.“
    Seine Freunde pflichteten bei. Klößchen
fügte hinzu, besonders die Kakaobäume müßten geschützt werden.
    Dem Zahnarzt ging dieser Hintersinn
nicht auf. Er wußte weder von Klößchens Herkunft noch von dessen unseliger
Leidenschaft für alles, was Schokolade hieß — und aus Kakao hergestellt wird.
    Immerhin: Dr. Knoth nickte. Er hatte
nichts gegen Kakaobäume, fühlte sich aber auch für andere Pflanzen
verantwortlich — und erläuterte: „Kakaobäume — gut! Aber bleiben wir mal

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