Verrat im Höllental
meine
ich.“
„Sie haben mit ihm gesprochen?“ fragte
Gaby.
„Noch gestern abend“, nickte Hubi. „War
ein teures Telefonat. Ich habe alles gebeichtet. Statt mich runterzuputzen, hat
er sich halbtot gelacht. Meine Angst sei Strafe genug. Im übrigen — er konnte
kaum reden, so hat er gelacht. Vor allem über die Folgen deines Einbruchs,
Tarzan. Wer hätte auch geahnt, was sich daraus ergibt.“
Und wie die Folgen weitere Folgen nach
sich ziehen, dachte der. Aber von der Aktion Puderdose, Hubi, verraten wir dir
noch nichts.
„Wir wollen Nicole Tepler besuchen“,
sagte Klößchen. „Und sie fragen, ob... äh... ob sie mir... also, mich
interessiert, wie das in der Manier der Kraniche... der Cranachs so geht. Ich
meine, vielleicht gibt sie mir Malunterricht.“
Hubi, der Klößchens einschlägige
Begabung kannte, drückte Zweifel wie Altersfalten in sein Gesicht. Vielleicht
wollte er seine Angebetene vor einem Nervenzusammenbruch bewahren.
„Tja, Willi, also ausreden will ich dir
das nicht. Aber vielleicht wäre Geigenunterricht oder Töpfern geeigneter für
dich. Zeichnerisch ist dein Talent nicht so ausgeprägt. Doch... ob oder nicht,
das mußt du entscheiden.“
Jedenfalls werde ich Nicole nicht vor
ihm warnen, setzte er in Gedanken hinzu. Wäre unfair.
Klößchen, den offenbar ein Formen- und
Farbenrausch erfaßt hatte, zeigte eine verbissene Miene. Jetzt erst recht! hieß
das. Ich werde lernen, wie man malt. Und wenn’s nur darauf rausläuft, daß ich
unser ADLERNEST tünche.
„In dieser Angelegenheit also“, ließ
sich Karl vernehmen, „hätten wir Nicole gern gesprochen. Sie wissen nicht
zufällig, wann sie zurückkommt — oder wo sie steckt?“
„Sie ist bei ihrer Mutter“, sagte Hubi.
„Olympia-Weg eins. Weiß nicht, wo das ist. Sie sagte nur, ihre Mutter wohne
dort. Und weil Samstag ist, fahre sie hin.“
Aha! dachten die vier. Also los! Aber
sie machten Gesichter, als könnten sie kein H 2 0-chen (H 2 O
= chem. Formel für Wasser) trüben.
„Ich will ja nicht indiskret (taktlos) sein“, meinte Gaby neugierig. „Mich interessiert nur: Wie läuft es denn so? Ich
meine, ist Nicole privat so nett, wie Sie glauben?“
„Sie ist entzückend!“ Hubi hätte fast
die Augen verdreht. „Aber sehr, sehr zurückhaltend. Vielleicht verübelt sie uns
doch, daß wir sie als freischaffende Künstlerin entlarvt und vernichtet haben —
ihre Fälscherei, immerhin. Um Franz-Anton Kläcksl, diese fette Kröte, ist es
nicht schade.“
Mitnichten wäre es schade um den,
stimmte die TKKG-Bande zu. Dann putzten die vier Freunde die Platte,
versammelten sich bei ihren Stahlrossen im Licht der Mittagssonne und tätschelten
Oskar, der brav dort gewartet hatte, angebunden natürlich.
„Olympia-Weg“, sagte Karl, „ist gebongt (geht in Ordnung). Weiß, wo das ist.“
Weil die andern das nicht wußten,
radelten sie hinter Karl her, zu dem Vorort hinaus, fast zum anderen Ende der
Stadt.
Klößchen wehklagte wie üblich über
bohrenden Hunger. Zu seinem Unglück kamen sie an zahllosen Gasthäusern vorbei,
die Küchendüfte verbreiteten wie frische Dunghaufen das andere Aroma (Duft).
„Grompf! Gulp! Haps-Haps! Krack!
Knabber! Knurps! Mampf! Schmatz!“ gab Klößchen Laute von sich, die er offenbar
für appetitanregend hielt, sie allerdings auch nicht zu den feinen
Tischmanieren zählte.
Seine Freunde ließen sich nicht
beeindrucken. Nur Oskar blickte jedesmal erstaunt und wedelte mit seinem
Stummelschwanz. In seinem schlauen Hundehirn dämmerte ihm, daß auch Klößchen
offenbar ganz versessen war auf — Hundekuchen.
Olympia-Weg Nr. 1 erwies sich als das
Eckhaus in einer Neuner-Reihe von Wohnschachteln, denen der Putz abfiel und die
Dachziegeln zerbröselten. Überall parkten Blechkutschen. Die Mittagsstille
wurde nur von 20 oder 30 Radios gestört, deren Programme — wegen geöffneter
Fenster und Überlautstärke — gut zu vernehmen waren. Immerhin hatten die
meisten Hörer denselben Pop-Musik-Sender eingeschaltet. Das klang nicht mehr
wie Vielfach-Stereo, sondern fast schon wie Platzkonzert.
Nette Gegend! dachte Tarzan. Wenn’s
dunkel wird, gehen sie wahrscheinlich mit Messern aufeinander los. Auf Nicoles
Mutter bin ich gespannt.
Dem Briefkasten-Schild entnahm er, daß
sie Magda hieß. Dann standen die vier vor der Haustür. Und Gaby wollte gerade
ihren schlanken Daumen bemühen, um auf die Klingel zu drücken.
Im selben Moment wurden Stimmen laut
hinter der Tür. Man näherte sich,
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