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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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so bald! Schrecken durchzog ihn, und er fröstelte. Ich muß weglaufen, sagte er sich. Der Mann ist zu flink, zu geschmeidig. Ehe jemand, der sich für seine Seide interessieren könnte, ihn überhaupt bemerkt, ist er schon wieder fort. Es ist mein Tod, wenn ich ihm nicht irgendwie eine Falle stellen kann. Das herrliche Machtgefühl, das er gekostet hatte, erschien ihm jetzt so unbeständig wie der Mondschein.
    Und doch war ihm, als hätte er das alles schon einmal erlebt - er erinnerte sich an seine frühe Jugend, als er einmal mit seinen Freunden auf Abenteuersuche ins Labyrinth gekommen und dort gejagt worden war. Er war entkommen, indem ... Er blickte hoch und sah, daß auch dieses Haus eine Außentreppe hatte. Ohne sich Zeit zum Überlegen zu nehmen, ob es nicht schiefgehen könnte, eilte Lalo hoch.
    Die morsche Holztreppe schwankte beängstigend.
    Lalo griff nach dem Geländer und wäre fast hinuntergefallen, als sie unter seiner Hand nachgab. Er hörte laute Stimme im Haus - ein Fenster schwang auf und wurde wieder zugeschlagen, als man ihn sah, und eine Weile verstummte der Streit. Dann war er auf dem Dach, sprang über Tabletts mit dörrenden Früchten und duckte sich unter Wäscheseilen hindurch. Er sah die dunkle Gestalt hinter sich. Hastig riß er ein Ende eines Seils los, so daß die aufgehängte Wäsche sich feucht um seinen Verfolger schlang.
    Etwas flog wie ein Strahl weißen Feuers dicht an seiner Wange vorbei. Lalo warf sich über den Zwischenraum zum nächsten Haus, bekam das Sims einer Dachbrüstung zu fassen und zog sich daran hinauf. Keuchend starrte er auf die dort steckende noch zitternde Klinge, die der im Hals des getöteten Gardisten glich. Dann zog er sich den Rest der Brüstung in den zweifelhaften Schutz des Giebelendes.
    Zwei Höllenhunde rannten unten durch die Straße. An der Ecke blieben sie kurz stehen und pfiffen. Ein anderer Pfiff etwa zwei Straßen entfernt antwortete ihnen. Lalo fragte sich, was mit den Söldnern geschehen war. Da erhob sich ein Schatten auf dem gegenüberliegenden Dach und schimmerte silbrig, als der Mond voll auf ihn fiel.
    »Maler!« rief Zanderei. »Die Soldaten werden Euch töten, wenn sie Euch vor mir erwischen. Ergebt Euch jetzt mir!«
    Lalo dachte an die Klinge, die recht unbequem in seinem Gürtelbund steckte, und biß die Zähne zusammen. Sie nennen uns Winder, erinnerte er sich. Also werde ich zusehen, daß ich mich ganz schnell winde! Vorsichtig kroch er auf dem Bauch über die Dachplatten. Eine leichte Erschütterung unter ihm verriet ihm, daß Zanderei ebenfalls auf diesem Dach gelandet war. Hastig kletterte er zur hinteren Treppe.
    Doch da war keine. Aber Lalo konnte nicht mehr anhalten. Er landete krachend inmitten zerbrechender Tontöpfe auf einem Balkon, schwang sich über ein Geländer und sprang auf die Straße hinunter. Der Weg über die Dächer konnte ihn nicht retten, doch während er keuchend auf der Brüstung gelegen hatte, war ihm ein anderer Gedanke gekommen, dunkler und gefährlich, sowohl für seinen Verfolger als auch für ihn selbst.
    Tonscherben krachten und zersplitterten auf der Straße hinter ihm, als der Besitzer des Balkons Zanderei erspähte und ihn mit seiner zerbrochenen Ware bewarf. Lalo raste die Straße entlang, vorbei an einer Gruppe leicht torkelnder Zecher, die aus Richtung des »Wilden Einhorns« kamen.
    Ich wollte ein Held sein, dachte Lalo, während er seine Beine noch mehr anstrengte, aber wie erkennt man den Unterschied zwischen einem toten Helden und einem toten Toren? Das Grölen und Gejohle hinter ihm stockte, und jemand schrie. Ganz deutlich sah Lalo Zanderei kurz im Mondschein. Der Mann hatte sein graues Seidengewand ausgezogen, und sein Hemd war zerrissen. Er benahm sich, als wäre er auf den Straßen von Freistatt aufgewachsen. Er schien Lalos Blick zu spüren, denn er wandte sich in seine Richtung, und sein Zähne blitzten in einem flüchtigen Lächeln.
    Lalo holte tief Atem und schaute sich um. Er durfte jetzt nicht hasten, damit er die Stelle nicht übersah, obgleich alles in ihm danach schrie, zu laufen. Ah, dort am Ende der Gasse - ein hölzerner Deckel auf einem Ring bröckelnder Steine. Lalo zog ihn zur Seite - die Deckel wurden nicht befestigt, in der Hoffnung, daß die Leute die Abfälle selbst in den Schacht warfen. Dann biß er die Zähne zusammen und ließ sich hinunter.
    Der Schacht war nicht so tief wie der eines Brunnens. Lalo landete platschend im träge fließenden Abwasser, das glitschig

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