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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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von Dingen war, die er lieber nicht beim Namen nennen wollte. Gegen seinen aufbegehrenden Magen ankämpfend, wurde ihm bewußt, daß die Abfälle aus dem Statthalterpalast geradezu wohlriechend gewesen waren, verglichen mit den Abwässern hier, die seine letzte Hoffnung waren, gegen seinen Feind zu bestehen.
    Er watete grimmig voran, zählte die Schritte und streckte widerstrebend eine Hand zu der glitschigen Wand aus, um ihr besser folgen und sich daran abstützen zu können, und lauschte auf mögliche Geräusche, die ihm verraten würden, daß Zanderei ihm sogar hierher gefolgt war. Atemholend tastete er nach dem Messer, doch bei all der Kletterei hatte er es verloren.
    Auch gut, sagte er sich, ich hätte es sowieso nicht benutzen können!
    »Ihr - Maler, Ihr habt Euch gar nicht so dumm angestellt. Aber wie konntet Ihr glauben, Ihr kämt in diesem Spiel gegen mich an?« Die Stimme echote dumpf von den feuchten Wänden. »Ich habe Euch bald eingeholt - wäre es Euch denn nicht lieber gewesen, sauber zu sterben?«
    Lalo schüttelte den Kopf, auch wenn der andere es nicht sehen konnte. Was er getan hatte, war nicht genug gewesen, das erkannte er jetzt, doch wenn er nun sterben mußte, konnte er sich wenigstens sagen, daß er wie ein Mann gehandelt hatte. Er plagte sich weiter, und seine Finger suchten nach dem Spalt in der Wand. Was war, wenn er sich irrte? Hatte sein Gedächtnis ihn im Stich gelassen? Oder hatte sich in den vergangenen dreißig Jahren etwas am Abwassernetz geändert?
    »Ihr werdet staunen, wißt Ihr? Das war Eure letzte Zuflucht! Hier ist Euer Ende!«
    Ein Ende für uns beide, dachte Lalo stumpf. Mir macht es nichts mehr aus. Da fanden seine Finger den Riß in der Wand, und er tastete sich weiter, immer noch die Schritte zählend: Sechsundsechzig, siebenundsechzig ... Lieber Gott Ils, laß es hier sein ... Achtundsechzig ... Shalpa, hilf mir ... Neunundsechzig, siebzig!
    Seine Finger schlossen sich um einen rostenden Halbkreis aus Eisen. Ein Stöhnen der Erleichterung unterdrückend, zog er sich daran hoch, obgleich seine Hände auf den Sprossen ausrutschten. Das Platschen hinter ihm hielt kurz an - zweifellos war Zanderei stehengeblieben, um zu lauschen -, dann wurde es viel lauter, als sein Feind zu laufen anfing.
    Lalo kam oben an, schob den Holzdeckel zur Seite und rollte hämmernden Herzens über den Rand in die frische Luft. Aber er durfte sich nicht ausruhen, nicht jetzt, nicht bis die Falle geschlossen war. Mit aller Kraft - und er hatte schon befürchtet gehabt, er hätte keine mehr übrig - zog er den Deckel wieder über das Loch und schob den hölzernen Riegel in die Halterungen. Ohne zu warten, ob er auch halten würde, schwankte er zurück zum ersten Senkloch und tat dort das gleiche.
    Dann sank er daneben auf den Boden, seine letzte, gottgegebene Kraft war erschöpft, und er konnte nun nichts mehr tun. Diese Gasse hier war die einzige, wo zwei Gullys so dicht beieinander zur Kanalisation führten. Und dort saß Zanderei jetzt fest.
    Wie süß die Luft hier für seine Lungen war. Durch ein Fenster im Obergeschoß klangen Gitarrenklänge und das weiche Lachen einer Frau. Ein sanfter Wind, der Seewind, kühlte seine brennenden Wangen. Da erinnerte Lalo sich, was das bedeutete. In einem Zwiespalt aus Genugtuung und Schrecken wurde ihm bewußt, daß Zanderei nun doppeltem Verhängnis ausgesetzt war. Der Seewind würde eine Flut dunklen Wassers aus dem Sumpf der nächtlichen Geheimnisse mit sich bringen, verstärkt durch die brandende Flutwelle.
    »Ihr - Attentäter, Ihr habt Euch gar nicht so dumm angestellt. Aber wie konntet Ihr glauben, Ihr kämt in diesem Spiel gegen mich an?« wisperte Lalo durch aufgesprungene Lippen. Lachen kratzte in seinem Hals, und er saß schaudernd auf dem verschlossenen Gully, während der übelriechende Schmutz auf seiner Haut trocknete. Ein vorüberkommender Taschendieb machte hastig das Zeichen gegen den Wahnsinn und sah zu, daß er weiterkam.
    Lalo hörte ein Pfeifen und das flüchtige Klirren eines Schwertes, als ein Höllenhund kurz in die Gasse schaute, aber offenbar schien er ihn, so wie er hier kauerte, nicht für einen Menschen zu halten.
    »Maler, seid Ihr da?«
    Lalo zuckte heftig zusammen, als er die Stimme so dicht unter sich hörte. Der Deckel erzitterte, als von unten dagegen geschlagen wurde. Lalo lehnte sich auf den Riegel. Mit einer Hand an den Sprossen hängend, konnte Zanderei ganz gewiß nicht genügend Hebelkraft aufbringen, um den Deckel

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