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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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endlosen Reichtum jenem brächte, der die Legende zur Wirklichkeit machte.
    Walegrin hatte den kaiserlichen Ratgeber pflichtbewußt über jeden seiner Schritte auf dem laufenden gehalten und ihm natürlich auch sofort von seinem Erfolg berichtet. Fluchend warf er den Pergamentfetzen ins Feuer. Er hatte Kilite seinen genauen Weg von Enlibar nach Ranke angegeben!
    Er hätte es eigentlich schon wissen müssen, nachdem sein erster Mann getötet worden war - oder spätestens nach dem zweiten. Die Bergstämme waren auf dem Hinweg durchaus friedlich gewesen, und sie konnten mit dem Erz ja auch nichts anfangen. Er zählte das Gold des Toten in seinen eigenen Beutel und rechnete aus, wie weit er und seine Männer damit wohl kämen.
    Aber die Dinge hätten schlimmer kommen können. Kilite mochte es zwar gelungen sein, die Bergsöhne zu bestechen, aber es war unwahrscheinlich, daß er die verlassene Mine finden würde. Dieses Geheimnis hatte Walgrin dem Papier nicht anvertraut. Und Kilite hatte nicht gewußt, daß sein Ziel nicht die Hauptstadt, sondern Freistatt war. Auch hatte er Kilite den Namen des häßlichen kleinen Metallkünstlers in den dortigen Hintergassen nicht genannt, der aus dem Erz den feinsten Stahl schmieden konnte.
    »Wir werden es schaffen!« erklärte er in der Dunkelheit, ohne zu bemerken, daß Thrusher herangekommen war und sich neben ihn gesetzt hatte.
    »Was werden wir schaffen?« fragte der kleine Mann. »Wir können es doch jetzt nicht mehr wagen, in die Hauptstadt zu reisen, oder?«
    »Von nun an geht es zurück nach Freistatt!«
    Thrusher konnte seine Verwunderung kaum verbergen. Daß Walegrin einen regelrechten Abscheu vor seiner Geburtsstadt empfand, war wohlbekannt. Nicht einmal seine eigenen Männer hätten vermutet, daß sie je wieder dort hinkommen würden. »Nun, ich nehme an, in Freistatts Gosse kann man sich geradezu vor allem und jedem verstecken«, sagte Thrusher, weil ihm nichts anderes einfiel.
    »Nicht nur verstecken, auch unseren Stahl können wir dort bekommen. Wir werden am Morgen gleich nach Süden aufbrechen.«
    »Durch die Wüste?«
    »Dort wird uns niemand auflauern.«
    Nachdem er seine Befehle erteilt hatte, von denen er sicher sein konnte, daß sie ausgeführt wurden, stapfte Walegrin durch die Dunkelheit. Er war schlaflose Nächte gewöhnt, ja er zog sie sogar dem alptraumgequälten Schalf vor. Und nun, da die Gedanken an Freistatt ihn so sehr beschäftigten, wäre der Schlaf ihm ohnehin unerwünscht.
    Thrusher hatte recht - in Freistatt konnte man sich verstecken. Walegrins Vater hatte es getan, aber das hatte auch nichts besser gemacht. Er hatte sein Leben schmachvoll in einer Stadt beendet, die fast alles zuließ, verstümmelt und verflucht von den S’danzo des Basars. Es war seines Vaters Tod und die Erinnerung an den Fluch, der Walegrins Nächte mit Alpträumen heimsuchte.
    Im Grunde genommen war es gar nicht sein Fluch, sondern der seines Vaters. Sein alter Herr war ständig mit irgendwelchen Weibern herumgezogen. Rezzel war lediglich die letzte einer langen Reihe von Frauen während Walegrins Kindheit gewesen - eine S’danzo-Schönheit, wild selbst nach ihren Zigeunermaßstäben. Ihre eigenen Leute hatten ihren gewaltsamen Tod vorausgesehen, als sie sie verließ, um vier Jahre in der Freistätter Garnison zu leben, wo Walegrins heftiges Wesen dem ihrem in nichts nachstand.
    Dann besoff sein Vater sich eines Nachts, und seine Eifersucht wurde noch schlimmer, als sie ohnedies üblicherweise war. Man fand Rezzel, oder vielmehr das, was von ihr übriggeblieben war, unter den Tierkadavern außerhalb des Schlachthauses. Die S’danzo holten sich zurück, was sie verstoßen hatten, und schlichen sich in finsterster Nacht in die Garnison. Sieben vermummte, messerstechende S’danzo zerstückelten seinen Vater bei lebendigem Leibe und besiegelten ihre Flüche mit seinem Blut. Zwei Kinder hatten sie vorgefunden - Walegrin und Rezzels Tochter Illyra -, die sich in die Ecke verkrochen hatten. Die S’danzo hatten auch sie mit Flüchen bedacht und mit Blut gezeichnet.
    Er war noch in derselben Nacht, lange vor Morgengrauen, davongerannt - und er rannte immer noch. Jetzt rannte er zurück nach Freistatt.
2
    Walegrin tätschelte sein Pferd und achtete nicht auf die ständige Staubwolke um sie herum, die von den Hufen stets aufs neue aufgewirbelt wurde. Jeder und alles war mit einer feinen Schicht Wüstensand überzogen, nur sein Haar schien davon nicht betroffen zu sein, aber es

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