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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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schnell sein. Als Tempus kam, dachte ich, es wäre unser beider Ende. Doch Tempus ist grausam, grausamer als Jubal, grausamer als ich. Saliman kam eines Nachts hierher und sagte, sein Meister läge lebend zwischen den Kadavern am Schlachthof, mit einer Pfeilspitze in jedem Knie. Saliman fragte, ob ich seinem Herrn Unterschlupf bieten könnte, bis er sterben würde, wovon er überzeugt war. Selbstverständlich^ sagte ich. >Aber er muß nicht sterben. Wir schicken ihn zum Lizerener.<«
    Jetzt wärmte selbst das Bier Walegrin nicht mehr. Haß und Rache waren ihm nicht fremd. Und er konnte auch nicht behaupten, daß er den Sklavenhändler sonderlich mochte. Aber Balustrus’ Stimme troff vor Bosheit. Dieser Mann hatte sein eigenes Volk an Ranke verraten - und war seinerseits von Ranke betrogen worden. Er hatte Jubal seinen Sohn genannt, ihm die Wahrheit über sich erzählt und geglaubt, daß dieser »Sohn« ihn sofort verraten habe. Walegrin wußte, daß Balustrus nun ihn als »Sohn« sah. Erwartete der Metallmeister, verraten zu werden - oder würde zuerst er zum Verrat schreiten?
    Balustrus vertiefte sich in seine Befriedigung und sagte nichts, als Walegrin mit seinem Bierkrug über den Hof zu den Schatten ging, wo Thrusher saß.
    »Trusher - kannst du heute nacht noch in die Stadt gehen?«
    »So viel habe ich noch nicht getrunken, daß ich mich im Labyrinth nicht mehr zurechtfände.«
    »Dann geh. Schau dich nach Männern um.«
    Trusher schüttelte die leichte Bierbenebelung ab. »Was ist passiert? Ist irgendwas schiefgegangen?«
    »Noch nicht, aber Balustrus benimmt sich merkwürdig. Ich weiß nicht, wie lange wir ihm noch trauen können.«
    »Was hat dich dazu gebracht, ihn plötzlich so zu sehen wie ich?«
    »Er erzählte mir seine Lebensgeschichte. In zehn Tagen, wenn der Mond wieder zunimmt und sie sich vom Wochenbett erholt hat, wird Illyra mir die Karten lesen. Gleich danach, am folgenden Tag brechen wir auf, und wenn wir bis dahin die Schwerter noch nicht haben, nehmen wir zumindest das Erz und das Silber mit.«
    Trusher gehörte nicht zu jenen, die es einem ständig unter die Nase rieben, wenn sie recht gehabt hatten. Er holte sich seinen Umhang und stieg über die Außenmauer.
    Niemand außer Walegrin wußte, daß er sich in die Stadt begab.
5
    Der Metallmeister ging in seiner Innenhofschmiede mit militärischer Planung und Genauigkeit vor. Innerhalb von sechs Tagen nach dem erfolgreichen Tempern waren zehn weitere Schwerter hergestellt. Walegrin rechnete sich aus: Noch einmal so viele Tage, bis er Illyra besuchen konnte, und einen zusätzlichen Tag, bis die restlichen Schwerter fertig waren, dann noch einen, um sich mit den Männern zu treffen, die Thrusher in der Stadt ausgewählt hatte. Danach konnten sie aufbrechen. Er behielt Balustrus wachsam im Auge. Obgleich dem Metallmeister kein Verrat nachzuweisen war, wuchs Walegrins Besorgnis, Immer häufiger kamen Fremde, und der Krüppel besuchte Orte, die nicht einmal Thrusher finden konnte. Auf Walegrins Fragen sprach Balustrus von dem Lizerener, der Jubal pflegte, und von Bestechungsgeldern, die er bezahlen mußte.
    Am Morgen des achten Tages - ein regnerischer Tag, an dem die Männer froh waren, daß sie nicht schon im Morgengrauen aufstehen mußten - beendete Walegrin seine Planung. Er wollte gerade Thrusher aufwecken, als er Geräusche jenseits der Mauer hörte, wo sich eigentlich nichts rühren sollte.
    Mit dem Finger vor dem Mund weckte er Thrusher, und die beiden Männer schlichen zur Mauer. Walegrin zog sein Schwert - das erste aus Enlibarstahl seit fünfhundert Jahren.
    »Ihr habt das Geld und die Botschaft?« hörten sie Balustrus’ Stimme.
    »Ja, mein Herr.«
    Die Krücken des Metallmeisters schabten gegen den bröckeligen Stein. Walegrin und Thrusher drückten sich an die Mauer und ließen ihn vorbei. Von ihm würden sie die Wahrheit nie erfahren, bei dem Boten war es vielleicht etwas anderes. Sie krochen um die Mauer herum.
    Der Fremde trug dunkle Kleidung ungewohnter Machart. Er hantierte an seinem Steigbügel, als Walegrin sich auf ihn stürzte und ihn zu Boden warf. Die Hand fest auf dem Mund des Fremden und seinen Arm umklammernd, zerrte Walegrin ihn ein Stück vor seinem Pferd weg.
    »Was haben wir denn für einen Fang gemacht?« erkundigte sich Thrusher nach einer flüchtigen Untersuchung der Satteltaschen.
    »Noch zu früh zu sagen«, antwortete Walegrin. Er drehte dem Gefangenen den Arm um, bis der Mann stöhnte, dann rollte er ihn ganz

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