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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Wasser aus dem Hafen, das so lange in der Sonne stehen mußte, bis es zur Hälfte verdunstet war. Er tauchte die Klinge also in solches Wasser und war in dem aufsteigenden Dampf nicht mehr zu sehen.
    Die Klinge blieb heil.
    »Holt das alte Schwert!« rief Balustrus. Mit einem Nicken schickte Walegrin Thrusher danach.
    Sie verglichen die Klingen auf Gewicht und Gleichgewicht, dann, vorsichtig zunächst, probierten sie sie gegeneinander aus. Walegrin hielt das alte Schwert, und Balustrus schwang das neue. Die ersten Streiche waren fast sanft, und Walegrin spürte sie kaum, als er sie parierte. Dann wuchs die Zuversicht des Metallmeisters. Er führte das neue Metall mit zunehmender Kraft und unheimlicher Geschicklichkeit. Tiefgrüne Funken blitzten im Licht des Spätnachmittags, doch Walegrin machte sich plötzlich viel mehr Gedanken um den alten Mann, der auf einmal keine Krücken mehr zu benötigen schien. Walegrin wich aus seiner Reichweite. Balustrus hielt inne, seufzte und zog die Klinge durch den Staub.
    »Wir haben es geschafft, Junge!« flüsterte er.
    Er schickte die Lehrlinge nach Freistatt, um ein Faß Bier zu kaufen. Die Soldaten sowie die Lehrlinge sprachen ihm begeistert zu, doch nicht Balustrus. Er blieb, die neue Klinge quer über die verkrüppelten Beine gelegt, auf dem Hof sitzen. Es war schon dunkel, als Walegrin zu ihm hinaustrat.
    »Ihr seid wahrhaftig ein Meister der Metalle«, sagte der jüngere Mann lächelnd und stellte einen Krug Bier neben Balustrus.
    Der Metallmeister schüttelte den Kopf und lehnte das Bier wie auch das Lob ab. »Ich bin ein Schatten dessen, was ich einst war«, murmelte er zu sich selbst. »Jetzt werdet Ihr also Eure enlibrischen Schwerter bekommen, Sohn. Und was werdet Ihr mit ihnen tun?«
    Walegrin kauerte sich neben ihn ins Mondlicht. Das Bier hatte ihn unempfindlich gegen die nächtliche Brise und sowohl gesprächiger als auch optimistischer gemacht, als er üblicherweise war. »Da mir die Schwerter nun sicher sind, kann ich Männer anwerben - anfangs nur ein paar. Wir werden nordwärts reiten und uns als Trupp anbieten. Unterwegs will ich noch mehr aufnehmen. Wir werden voll beritten und gerüstet am Hexenwall ankommen, uns gegen die Nisibisi auszeichnen, zu Ruhm und Ehre gelangen und zum Elitetrupp und der Vorhut einer Legion werden.«
    Lachend den Kopf schüttelnd, nahm der Metallmeister endlich doch einen Schluck Bier. »Ruhm und Ehre, Walegrin, mein Junge - was wollt Ihr mit Ruhm? Was bringt Euch Ehre ein? Was wird aus Euren Männern, wenn der Hexenwall und die Nisibisi vergessen sind?«
    Ruhm und Ehre waren die Belohnung für einen rankanischen Soldaten, und was den Krieg betraf -ein Soldat konnte immer irgendwo Unruhen finden, wo er gebraucht und angeworben wurde.
    Bisher hatte er allerdings weder Ruhm noch Ehre erworben, und sein Militärdienst hatte daraus bestanden, Streife in Freistatt zu gehen, wo wahrhaftig weder Ruhm noch Ehre zu erwerben war. »Ich werde bekannt werden!« fuhr er nach kurzer Überlegung fort. »Man wird mich achten, solange ich lebe, und wenn ich tot bin, werde ich auf der Ehrentafel stehen ...«
    »Ihr seid bereits bekannt, Junge, oder habt Ihr das vergessen? Ihr habt den Enlibarstahl wiederentdeckt. Und deshalb könnt Ihr es nicht wagen, Euch sehen zu lassen. Wieviel Ruhm und Ehre, glaubt Ihr, werdet Ihr brauchen, ehe Ihr wieder durch die Straßen von Ranke spazieren könnt? Fünfundzwanzig Schwerter? Fünfzig Schwerter? Denkt Ihr, sie werden Euch glauben, wenn Ihr erzählt, daß wir den Stahl mit ein paar Stückchen einer alten Winderhalskette machten?«
    Walegrin stand auf und stapfte im Kreis um den sitzenden Krüppel herum. »Ich werde Erfolg haben! Ich werde es jetzt schaffen oder sterben!«
    Mit einer flinken, unmerklichen Bewegung einer Krücke brachte Balustrus Walegrin zum Sturz in den Staub. »Es ist unhöflich, zu meinem Hinterkopf zu sprechen! Euer Leben hat sich verändert und könnte sich wieder verändern. Das Reich hat Euch nie etwas gegeben und wird es auch in Zukunft nicht. Aber für Freistatt bedeutet das Reich nichts.
    Hier ist Macht, Junge, nicht Ruhm oder Ehre, nein, reine Macht! Macht, mit der Ihr Euch all die Ehre und allen Ruhm, die Ihr wollt, erkaufen könnt. Ich sage Euch, Walegrin - Jubal kehrt nicht zurück. Ihr braucht bloß zu übernehmen!«
    »Das sagtet Ihr schon mal. Also verwest Jubal unter seinem Landhaus. Wie viele blutige Falkenmasken wurden bereits an die Abwindbrücke genagelt? Selbst wenn ich

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