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Verrat in Freistatt

Titel: Verrat in Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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klang finster. »Hat die S’danzo sie dir nicht zurückgegeben?«
    »Das ist es wahrhaftig nicht, so etwas würde Mignureal nie tun. Es ist überall hier dasselbe. Keine Frau wagt sich mehr in diese Nähe von Abwind - und die meisten Kaufleute scheuen auch nicht davor zurück. Sie brauchen mich nicht, damit ich ihre Zukunft lese, wenn sie einem Heiligen Trupp in die Hände laufen.«
    »Und du brauchst das Geld wegen der Kinder?« folgerte Walegrin. Da wurde ihm erst bewußt, daß er noch kein Babyschreien gehört hatte.
    Illyra blickte zur Seite. »Nun, ja und nein«, antwortete sie bitter. »Wir brauchten eine Amme - und wir fanden eine. Aber hier ist es weder für sie noch die Babies sicher. Die Stiefsöhne sind schlimmer, als die Falkenmasken es waren. Jubals Leute blieben wenigstens in der Gosse, wohin sie gehörten. Arton und Lillis sind im Aphrodisiahaus.«
    Es war nicht ungewöhnlich, ein Kind zur Pflege in ein gutgeführtes Freudenhaus zu geben, wo junge Frauen ihre Milch verkauften. Myrtis, die Madame vom Aphrodisiahaus, hatte einen untadeligen Ruf. Selbst die Mütter aus dem Palast gaben ihre Kleinen in ihre Kinderstube. Aber es entsprach nicht S’danzoart, die eigenen Kinder in Pflege zu geben, und Walegrin spürte, daß Illyra es nur aus Angst getan hatte.
    »Hat man dich bedroht?« Seine Stimme klang wie die des Standortoffiziers, der er gewesen war.
    Illyra schwieg, doch Dubro antwortete. »Sie bedrohen sie jedesmal, wenn sie ihnen die Wahrheit liest. Sie sagt ihnen, daß sie Feiglinge sind - und ihre Drohungen beweisen es.
    Lyra ist zu ehrlich. Sie sollte die Fragen nicht beantworten, die die Männer nicht stellen sollten.«
    »Aber deine Frage werde ich jetzt beantworten, Walegrin«, erbot sie sich, ohne ihren Mann dabei anzusehen.
    Ihre Räucherschalen lagen noch über den Teppich verstreut, und ihre Karten waren offensichtlich gegen die Wand geworfen worden. Walegrin beobachtete seine Schwester, während sie Ordnung schaffte und sich hinter den Tisch setzte. Sie hatte sich von der Geburt der Zwillinge erholt, und ihr Gesicht wirkte auf angenehme Weise reifer, aber ansonsten schien sie die gleiche wie zuvor zu sein - bis sie nach den Karten griff.
    »Was möchtest du wissen?« erkundigte sie sich.
    »Man hat mich verraten, und ich befinde mich noch in Gefahr. Ich möchte gern wissen, wen ich am meisten fürchten muß und wo ich mich in Sicherheit bringen kann.«
    Illyras Gesicht entspannte sich zur ausdruckslosen Maske, und ihre Augen starrten ihn leer an. »Der Stahl bringt Feinde, nicht wahr?«
    Obgleich er sie beim Wahrsagen schon öfter in diesem abwesenden Zustand gesehen hatte, fröstelte Walegrin angesichts dieser Veränderung. Aber er glaubte felsenfest an ihre Gabe, seit sie ihm die Tonscherbe gelesen hatte, die ihn schließlich zum Erz führte. »Ja, der Stahl bringt Feinde. Wird er mein Tod sein? Ist er das letzte Glied einer von S’danzo geschmiedeten Kette?«
    »Gib mir dein Schwert!« forderte sie ihn auf.
    Er händigte ihr die Klinge aus Enlibarstahl aus.
    Illyra betrachtete sie eine Weile, dann fuhr sie mit der Hand über die Oberfläche und berührte die Schneide vorsichtig mit den Fingerspitzen. Nun legte sie die Waffe vor sich auf den Tisch und blieb reglos sitzen, so lange, daß Walegrin sich Sorgen um sie zu machen begann. Er stand auf, um zur Tür zu gehen, als ihre Augen sich plötzlich weiteten und sie seinen Namen rief.
    »Die Zukunft ist verschwommen, seit ich entband, Walegrin, aber deine Zukunft ist wie Nebel für die Sonne.
    Stahl gehört keinem Menschen, nur sich selbst -und dieser Stahl mehr als jeder andere. Er riecht nach Göttern und Magie, Orten, die S’danzo nicht zu sehen vermögen. Doch wenn deine Verräter nicht durch die Götter arbeiten, werden sie keine Macht über dich haben. Ich sehe Ränke und Verrat - doch weder die einen noch der andere vermögen dir oder dem Stahl etwas anzuhaben.«
    »Was ist mit den Rankanern? Haben sie mich vergessen? Wenn ich nordwärts ziehe ...«
    »Du wirst nicht nordwärts ziehen«, unterbrach sie ihn und griff nach dem Schwert.
    »Lyra, ich werde mit meinen Männern und den Schwertern in den Norden reiten.«
    »Du wirst nicht nordwärts ziehen«, wiederholte sie.
    »Unsinn!«
    Illyra legte das Schwert auf den Tisch zurück. »Seit über einer Woche habe ich nichts klarer gesehen, Walegrin. Du wirst nicht nordwärts ziehen, ja du wirst Freistatt nicht einmal verlassen.«
    »Wie kannst du dann sagen, daß mir nichts zustoßen

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