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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ist ziemlich verfahren«, sagte Reggie Vane. »Wenn die Anklagepunkte nicht so schwerwiegend wären – vielleicht Diebstahl oder Körperverletzung – dann könnte die Botschaft eventuell etwas ausrichten. Aber bei Mord? Tut mit Leid, da können wir uns diplomatisch nicht einmischen.«
    Sie saßen in Reggies Arbeitszimmer zu Hause, einem männlich wirkenden, dunkel getäfelten Raum, der Hughs Arbeitszimmer in Chetwynd ähnelte. In den Bücherregalen standen englische Klassiker, an der Wand hingen Jagdszenen mit Füchsen und Hunden und Reitern. Bei dem steinernen Kamin handelte es sich, so Reggie, um eine originalgetreue Kopie des Kamins aus seinem Elternhaus in Cornwall. Selbst der Geruch von Reggies Tabak erinnerte Beryl an zu Hause. Irgendwie war es tröstlich, dass es hier, am Stadtrand von Paris, einen Ort gab, der wie ein Stück England erschien.
    »Aber der Botschafter kann doch sicher etwas tun?« beharrte Beryl. »Wir reden schließlich von Jordan, nicht von irgendeinem Fußball-Hooligan. Außerdem ist er unschuldig.«
    »Natürlich ist er unschuldig«, sagte Reggie. »Glaub mir, wenn ich irgendetwas für ihn tun könnte, müsste Jordan keinen Moment länger in dieser Zelle sitzen.« Er setzte sich neben sie auf die Couch und nahm ihre Hände in seine. Dann sah er sie mit seinen gütigen blauen Augen an. »Beryl, mein Liebes, das musst du verstehen. Auch der Botschafter kann keine Wunder wirken. Ich habe mit ihm gesprochen, und er macht sich keine großen Hoffnungen.«
    »Also kannst du nichts tun und er auch nicht?« fragte Beryl niedergeschlagen.
    »Ich werde ihm einen Anwalt besorgen – einen, mit dem die Botschaft zusammenarbeitet. Das ist ein ausgezeichneter Mann, der auf solche Fälle spezialisiert ist. Und auf englische Mandanten.«
    »Dann können wir nur auf einen guten Anwalt hoffen?« Reggies Antwort war ein bedauerndes Kopfnicken.
    In ihrer Enttäuschung nahm Beryl nicht wahr, dass Richard dicht hinter ihr stand und ihr jetzt schützend seine Hände auf die Schultern legte. Wie sehr ich plötzlich von ihm abhängig bin, dachte sie. Er ist ein Mann, dem ich nicht trauen sollte, und ich tue es trotzdem.
    Reggie sah Richard an. »Was ist mit dem Geheimdienst?« erkundigte er sich. »Gibt’s schon was Neues?«
    »Der französische Geheimdienst arbeitet mit der Polizei zusammen. Sie nehmen die ballistische Untersuchung an der Waffe selbst vor. Man hat keine Fingerabdrücke darauf gefunden. Dank der Tatsache, dass er Lord Lovats Neffe ist, wird die Sache bevorzugt behandelt. Aber es ist nun mal eine Mordanklage, und das Opfer ist eine Französin. Wenn die Presse davon Wind bekommt, werden sie es so darstellen, als ob das verwöhnte junge Bürschchen aus England mit seinen Beziehungen einer Anklage entkommen will.«
    »Und gegen uns Briten haben sie sowieso etwas«, sagte Reggie. »Nach dreißig Jahren in Frankreich weiß ich, wovon ich rede. Ich sag’s euch, sobald mein Jahr bei der Bank abgelaufen ist, gehe ich zurück nach Hause.« Sein Blick wanderte sehnsüchtig zu dem Gemälde über dem Kamin. Es zeigte ein Landhaus, das von blauen Glyzinienblüten umrankt war. »Helena hasste Cornwall – sie fand das Haus zu primitiv. Aber für meine Eltern reichte es, und für mich reicht es auch.« Er sah Beryl an. »Es ist schrecklich, so weit weg von zu Hause Ärger zu haben. Da merkt man erst, wie verwundbar man ist. Und daran ändert weder eine gute Herkunft noch Geld etwas.«
    »Ich habe Beryl gesagt, sie soll nach Hause fahren«, sagte Richard.
    Reggie nickte. »Der Meinung bin ich auch.«
    »Das kann ich nicht«, erwiderte Beryl. »Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.«
    »Du wärst zumindest eine lebendige Ratte«, entgegnete Richard.
    Verärgert löste sie sich aus seinem Griff. »Aber immer noch eine Ratte.«
    Reggie nahm ihre Hand. »Beryl«, sagte er leise, »hör zu. Ich war der älteste Freund deiner Mutter – wir sind zusammen aufgewachsen. Daher empfinde ich eine besondere Verantwortung für dich. Du glaubst nicht, wie weh es mir tut, eins von Madelines Kindern in einer so schrecklichen Klemme zu sehen. Es ist schon schlimm genug, dass Jordan in der Patsche sitzt. Ich will mir nicht auch noch Sorgen um dich machen müssen …« Er drückte ihre Hand. »Hör auf Mr. Wolf. Er ist ein feinfühliger Mensch. Du kannst ihm vertrauen.«
    Du kannst ihm vertrauen.
Beryl spürte Richards Blick, er war so intensiv wie eine Berührung, und ihre Wirbelsäule spannte sich an. Sie konzentrierte sich

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