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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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…«
    »Er ist in Sicherheit«, sagte Daumier schnell. »Ich versichere Ihnen, er ist nicht in Gefahr.«
    »Aber wenn man sie getötet hat, könnten sie …«
    »Er wurde festgenommen«, klärte Daumier sie auf. Sein leicht mitleidiger Blick ruhte auf der schockierten Beryl.
    »Wegen Mordverdachts.«
    Lange nachdem alle anderen gegangen waren, saß Helena noch bei Marie im Krankenzimmer. Eine Zeit lang schwiegen sie; gute Freundinnen müssen nicht immer viele Worte machen. Aber dann hielt es Helena nicht länger aus. »Es ist unerträglich«, sagte sie. »Das kannst du nicht zulassen.«
    Marie seufzte. »Was soll ich denn machen? Sie hat so viele Freunde, kennt so viele Leute, die sie gegen mich aufstacheln könnte. Und gegen Philippe …«
    »Aber du musst etwas tun. Irgendwas. Weigere dich, mit ihr zu sprechen.«
    »Ich habe keine Beweise. Nie habe ich Beweise.«
    »Du brauchst keine Beweise. Benutz deine Augen! Sieh dir doch an, wie sie miteinander umgehen. Immer schwirrt sie um ihn herum, lächelt ihn an. Vielleicht hat er dir gesagt, dass es vorbei ist, aber man sieht, dass es nicht so ist. Wo ist er denn überhaupt? Du liegst im Krankenhaus und er besucht dich fast nie. Und wenn doch, gibt er dir einen Schmatz auf die Wange und verschwindet gleich wieder.«
    »Er hat so viel zu tun. Der Wirtschaftsgipfel …«
    »Natürlich«, schnaubte Helena verächtlich. »Männer haben immer so furchtbar wichtige Dinge zu tun!«
    Marie begann zu weinen, sie schluchzte nicht, sie weinte lautlos, bemitleidenswert. Still zu leiden – das war typisch für sie. Nie beschwerte sie sich oder protestierte, ihr Herz brach im Stillen. Für die Liebe der Männer ertragen wir diesen Schmerz, dachte Helena bitter.
    Marie flüsterte: »Es ist noch schlimmer, als du denkst.«
    »Was kann denn noch schlimmer sein?«
    Marie antwortete nicht. Sie sah ihre Schürfwunden auf dem Arm an. Es waren nur ein paar kleine Kratzer, aber in ihrem Blick spiegelte sich echte Verzweiflung.
    Das ist es also,
dachte Helena erschrocken. Sie glaubt, sie wollen sie umbringen. Warum wehrt sie sich nicht? Warum kämpft sie nicht?.
    Aber Marie hatte nicht den nötigen Willen. Das sah man schon an ihren herabhängenden Schultern.
    Meine liebe, arme Freundin, dachte Helena und sah Marie mitleidig an, wie sehr wir uns ähneln. Und wie verschieden wir doch sind.
    Ein Mann saß auf der Bank gegenüber von ihm und beäugte Jordans Kleidung, seine Schuhe und seine Uhr. So wie der riecht, hat der ganz schön getankt, dachte Jordan angewidert. Oder ging dieser fürchterliche Gestank nach billigem Wein und Schweiß vielleicht von dem anderen Zelleninsassen aus? Jordan sah zu dem Mann hinüber, der selig schnarchend in der anderen Ecke lag. Ja, das war wahrscheinlicher. Der Mann auf der Bank starrte ihn immer noch an. Jordan versuchte, ihn zu ignorieren, aber der Blick des Mannes war so aufdringlich, dass Jordan irgendwann die Beherrschung verlor. »Was glotzen Sie so?«
    »
C’est en or?
« fragte der Mann. »Wie bitte?«
    »
La montre. C’est en or?
« Der Mann deutete auf Jordans Uhr. »Natürlich ist das Gold!« antwortete Jordan.
    Der Mann grinste und entblößte dabei einen Mund voller verfaulter Zähne. Er stand auf und schob sich auf den Platz neben Jordan. Genau neben ihn. Dann deutete er auf Jordans Schuhe. »
C’est italienne?
«
    Jordan seufzte. »Ja, italienische Schuhe.«
    Der Mann beugte sich rüber und befingerte die Jackentasche von Jordans Leinenjackett.
    »Also gut, es reicht«, sagte Jordan. »Behalten Sie Ihre Finger bei sich!
Laissez-moi tranquille!
«
    Das Lächeln des Mannes wurde breiter. Er zeigte auf seine eigenen Schuhe, einer Kreation aus Plastik und Pappkarton. »Gefallen?«
    »Sehr hübsch«, grunzte Jordan.
    Schritte näherten sich, und man hörte einen Schlüsselbund klimpern.
    Der Mann, der in der Ecke schlief, wachte plötzlich auf und fing an, lauthals seine Unschuld zu beteuern. »
Je suis innocent! Je suis innocent!
«
    »Monsieur Tavistock?« rief der Wachmann. Jordan sprang auf. »Ja?«
    »Mitkommen.«
    »Wohin gehen wir?«
    »Sie haben Besuch.«
    Die Wache führte ihn über den Gang, vorbei an überfüllten Zellen. Ach du liebe Güte, dachte Jordan, der seine Zelle schon schlimm genug fand. Er folgte dem Wärter durch eine Tür in den Eingangsbereich. Sofort drangen alle möglichen Geräusche an sein Ohr. Überall Telefonklingeln, Stimmengewirr. Mehrere Häftlinge warteten darauf, dass sie verhört wurden, ein Frau schrie, es

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