Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
Haltebucht. »Mir fällt schon was ein. Irgendwo.«
    Irgendwo.
Sie starrte hinaus auf die Lichter von Paris. Eine Stadt von ungeheurer Ausdehnung, ein Lichtermeer. Eine Million Orte, an denen man sich verstecken konnte.
    An denen man sterben konnte.
    Sie erschauderte und sank tief in den Sitz. »Und dann was?« flüsterte sie. »Was passiert als Nächstes?«
    Er sah sie an. »Wir verlassen Paris. Und das Land.«
    »Du meinst – wir fahren nach Hause?«
    »Nein. In England ist es auch nicht sicher.« Er richtete den Blick wieder auf die Straße. Das Auto raste durch die Dunkelheit. »Wir fliegen nach Griechenland.«
    Daumier nahm nach dem zweiten Klingeln ab. »
Allo?
«
    Eine ihm bekannte Stimme fragte ihn ungehalten: »Was zum Teufel ist los?«
    »Richard?« sagte Daumier. »Wo bist du?«
    »An einem sicheren Ort. Du wirst verstehen, dass ich ihn dir nicht nenne.«
    »Und Beryl?«
    »Ihr ist nichts passiert. Obwohl ich das über deine beiden Männer leider nicht sagen kann. Wer wusste von der Wohnung, Claude?«
    »Nur meine Leute.«
    »Wer sonst noch?«
    »Ich habe niemandem davon erzählt. Ich hielt sie für einen sicheren Ort.«
    »Offensichtlich hast du dich getäuscht. Jemand hat uns gefunden.«
    »Ihr habt heute Morgen beide die Wohnung verlassen. Vielleicht hat man einen von euch verfolgt.«
    »Mich jedenfalls nicht.«
    »Dann Beryl. Du hättest ihr nicht erlauben sollen, das Haus zu verlassen. Vielleicht wurde sie am Nachmittag in der Galerie Annika gesehen und ab dann verfolgt. Warum seid ihr nicht in der Wohnung geblieben?«
    »Es war mein Fehler, du hast Recht. Ich hätte sie nicht allein lassen sollen. Ich kann es mir nicht erlauben, noch mehr Fehler zu machen.«
    Daumier seufzte. »Du und ich, Richard, wir kennen uns so lange. Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um einander das Vertrauen zu kündigen.«
    Einen Moment lang blieb es am anderen Ende der Leitung stumm. Dann sagte Richard: »Es tut mir Leid, aber ich habe keine andere Wahl, Claude. Wir tauchen unter.«
    »Dann werde ich euch nicht mehr helfen können.«
    »Da müssen wir allein durch. Ohne deine Hilfe.«
    »Richard, warte …«
    Aber Richard hatte schon aufgelegt. Daumier starrte den Hörer an, dann legte er ihn langsam auf die Gabel. Es hatte keinen Zweck zu versuchen, den Anruf zurückverfolgen zu lassen; Richard hatte mit Sicherheit aus einer Telefonzelle angerufen – und sicher aus einer anderen Gegend als der, in der sie wohnten. Der Mann war mal Profi gewesen; er kannte die Tricks.
    Vielleicht – aber nur vielleicht – würden die beiden deshalb überleben.
    »Viel Glück, mein Freund«, murmelte Daumier. »Ich fürchte, du wirst es brauchen.«
    Richard riskierte einen weiteren Anruf von der Telefonzelle, diesmal nach Washington, D.C.
    Sein Geschäftspartner nahm den Anruf in seiner üblichen uncharmanten Art entgegen. »Hier Sakaroff.«
    »Niki, ich bin’s.«
    »Richard? Ist es schön in Paris? Lässt du’s dir gut gehen?«
    »Es ist beschissen. Pass auf, ich kann nicht lange reden. Es gibt Schwierigkeiten.«
    Niki seufzte. »Warum überrascht mich das nicht?«
    »Es geht um den alten Delphi-Fall. Erinnerst du dich? Paris, 1973. Das Leck bei der NATO.«
    »Ach ja.«
    »Delphi ist wieder zum Leben erwacht. Ich brauche deine Hilfe, um ihn zu identifizieren.«
    »Ich war beim KGB, Richard, nicht bei der Stasi.«
    »Aber du hattest Kontakte in die DDR.«
    »Nicht direkt. Ich hatte nicht viel mit den Stasi-Agenten zu tun. Die DDR-Leute, weißt du … die agierten lieber eigenständig.«
    »Wer
hat
denn dann Ahnung von Delphi? Es muss doch einen alten Kontakt geben, an den du dich wegen Informationen wenden kannst.«
    Es folgte eine kurze Pause. »Vielleicht …«
    »Ja?«
    »Heinrich Leitner«, sagte Sakaroff. »Er kann dir möglicherweise weiterhelfen. Er hat die Stasi-Operationen in Paris betreut. Aber er war kein Feldspieler – er hat Ostberlin nie verlassen. Vielleicht weiß er dennoch, worum es bei Delphi ging.«
    »Okay, mit diesem Mann muss ich reden. Wie komme ich an ihn ran?«
    »Das ist das Schwierige. Er ist in Berlin …«
    »Kein Problem. Da fahren wir hin.«
    »… in einem Hochsicherheitsgefängnis.«
    Richard stöhnte. »Das
ist
ein Problem.« Frustriert drehte er sich um und schaute aus der Telefonzelle auf die U-Bahn-Station. »Ich muss ihn treffen, Niki.«
    »Du brauchst eine offizielle Erlaubnis. Das dauert Tage. Papiere, Unterschriften …«
    »Das muss ich eben in Kauf nehmen. Wenn du ein paar Anrufe

Weitere Kostenlose Bücher