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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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forderte sie ihn mit Entschlossenheit in der Stimme auf. »Jetzt finden wir es heraus.«
    Zusammen stiegen sie die Treppe hoch.
    Hugh war in seinem Arbeitszimmer; durch die geschlossene Tür hörten sie ihn hektisch sprechen. Ohne anzuklopfen stürmten sie in das Zimmer und bauten sich vor ihm auf.
    »Onkel Hugh?« begann Beryl.
    Hugh gab ihr ein Zeichen, still zu sein. Er drehte ihr den Rücken zu und telefonierte weiter: »Und das steht fest, Claude?
    Kein Leck in der Gasleitung oder so was?«
    »Onkel Hugh!«
    Dieser blieb stur. »Ja, ja«, sagte er ins Telefon, »ich richte es Philippe sofort aus. Ach Gott, das ist ein unpassender Moment, 36
    aber er hat wohl keine Wahl. Er muss heute Abend noch zurückfliegen.« Fassungslos legte Hugh den Hörer auf und starrte das Telefon an.
    »Hast du uns die Wahrheit gesagt?« fragte Beryl nun.
    »Über Mum und Dad?«
    Hugh drehte sich um und sah sie verwundert an. »Was?
    Wovon redest du?«
    »Du hast gesagt, sie wurden bei einem Einsatz getötet«, sagte Beryl. »Du hast nie was von einem Selbstmord gesagt.«
    »Wer hat euch das erzählt?«
    »Nina Sutherland. Aber Reggie und Helena wussten es auch.
    Wie offensichtlich alle hier! Alle bis auf uns!«
    »Diese verdammte Sutherland!« knurrte Hugh. »Dazu hatte sie kein Recht.«
    Beryl und Jordan sahen ihn schockiert an. Beryl murmelte leise: »Das ist doch eine Lüge, oder?«
    Hugh stand abrupt auf und ging zur Tür. »Wir sprechen später darüber«, sagte er. »Ich muss mich jetzt um etwas anderes kümmern …«
    »Onkel Hugh!« schrie Beryl. »Ist es eine Lüge?«
    Hugh blieb stehen. Langsam drehte er sich um und sah sie an.
    »Ich habe das nie geglaubt«, sagte er. »Keine Sekunde lang habe ich geglaubt, Bernard könnte ihr etwas antun …«
    »Was sagst du da?« fragte Jordan. »Dad soll sie getötet haben?«
    Die Antwort ihres Onkels war Schweigen. Mehr brauchten sie nicht. Einen Moment blieb Hugh im Türrahmen stehen. Dann sagte er leise: »Bitte, Jordan. Lass uns nachher darüber sprechen, wenn alle gegangen sind. Ich muss mich jetzt um Philippe kümmern.« Er drehte sich um und verließ das Zimmer.
    Beryl und Jordan sahen sich an. Der Schock der Erkenntnis 37
    stand beiden ins Gesicht geschrieben.
    »Um Himmels willen, Jordie«, sagte Beryl. »Dann stimmt es also doch.«

    Von der gegenüberliegenden Seite des Ballsaals hatte Richard beobachtet, wie Beryl hastig aus dem Raum stürmte und ein aufgebrachter Jordan ihr wenige Sekunden später genauso überstürzt folgte. Er fragte sich, was wohl passiert sein mochte, und folgte ihnen. Dann sah er Helena, die kopfschüttelnd auf ihn zukam.
    »Eine Katastrophe«, murmelte sie. »Zu viel Champagner heute Abend.«
    »Was war denn los?«
    »Sie haben eben die Wahrheit erfahren. Über Bernard und Madeline.«
    »Wer hat es ihnen gesagt?«
    »Nina. Aber es war eigentlich Reggies Schuld. Er ist so betrunken, dass er nicht mehr weiß, was er sagt.«
    Richard schaute zu der Tür, hinter der Jordan gerade verschwunden war. »Ich sollte mit ihnen reden und ihnen die ganze Geschichte erzählen.«
    »Ich denke, das ist Sache ihres Onkels, oder finden Sie nicht?
    Schließlich hat er es ihnen all die Jahre verschwiegen. Dann soll er es ihnen auch erklären.«
    Richard überlegte einen Moment, dann nickte er. »Sie haben Recht. Natürlich. Vielleicht sollte ich stattdessen Nina Sutherland erwürgen.«
    »Und wenn Sie dabei sind, meinen Mann gleich mit. Sie haben meine Erlaubnis.«
    Richard drehte sich um und entdeckte Hugh Tavistock, der gerade wieder den Ballsaal betrat. »Und jetzt?« murmelte er, als der Mann auf sie zueilte.
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    »Wo ist Philippe?« fragte Hugh.
    »Ich glaube, er wollte in den Garten gehen«, erwiderte Helena.
    »Ist was passiert?«
    »Der ganze Abend ist eine Katastrophe«, erklärte Hugh. »Ich erhielt gerade einen Anruf aus Paris. In Philippes Wohnung ist eine Bombe hochgegangen.«
    Richard und Helena starrten ihn schockiert an.
    »Oh Gott«, flüsterte Helena. »Ist Marie –«
    »Es geht ihr gut. Sie ist nur leicht verletzt. Sie ist jetzt im Krankenhaus.«
    »Ein Mordversuch?« fragte Richard.
    Hugh nickte. »Sieht ganz danach aus.«

    Lange nach Mitternacht erst fanden Jordan und Onkel Hugh Beryl. Sie hatte das alte Zimmer ihrer Mutter aufgesucht und hockte neben Madelines Überseekoffer. Der Deckel war aufgeklappt, und Madelines Habseligkeiten waren auf dem Bett und im Zimmer verstreut: seidene Sommerkleider, Blumenhüte, eine perlenbesetzte Abendhandtasche.

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