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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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haben?«
    »Warum sollten sie mir vertrauen? Schließlich ist das in der Akte mein Bericht. Nein, sie brauchen einen anderen Freund hier, Richard. Jemanden mit scharfen Augen und unfehlbaren Instinkten.«
    »Und an wen hast du da gedacht?«
    »Ich habe munkeln hören, dass du und Miss Tavistock euch ein bisschen näher gekommen seid?«
    »Sie ist zu reich für mich und ich zu arm für sie.«
    »Ich bitte normalerweise nie um Gefallen«, sagte Daumier gelassen. »Und Hugh auch nicht.«
    Aber jetzt bittest du mich um einen, vollendete Richard seinen Satz in Gedanken. Er seufzte. »Wie kann ich da nein sagen?«
    Nachdem er aufgelegt hatte, zögerte er kurz. Eigentlich ging es um einen reinen Babysitterjob – die Art von Auftrag, die er hasste. Aber dann dachte er daran, dass er Beryl Tavistock wiedersehen würde, und die Erinnerung an ihren Kuss im Garten ließ ihn vor Erwartung lächeln. Sie ist viel zu reich für mich. Doch man muss auch träumen dürfen. Und außerdem bin ich es Bernard und Madeline schuldig.
    Selbst nach all den Jahren verfolgte ihr Tod ihn immer noch.
    Vielleicht war es an der Zeit, dass alle Fragen beantwortet würden, die er und Daumier vor zwanzig Jahren gestellt hatten.
    Dieselben Fragen, die der MI 6 und der CIA immer unterdrückt hatten.
    Und jetzt steckte Beryl Tavistock ihre aristokratische Nase in diese Angelegenheit. Eine zugegebenermaßen sehr attraktive Nase, dachte er. Hoffentlich würde ihr ihre Neugier nicht zum Verhängnis.
    Er stand auf und ging unter die Dusche. Er hatte viel zu tun und wenig Zeit für die Vorbereitungen, bevor er sich auf den 45
    Weg zum Flughafen machte.
    Babysitten – wie er es hasste.
    Aber wenigstens in Paris.

    Anthony Sutherland starrte aus dem Flugzeugfenster und hoffte inständig, das Flugzeug möge bald landen. Es war schon ein verdammtes Pech, dass sie auf dieselbe Air-France-Maschine gebucht waren wie die Vanes! Und dann saßen sie auch noch genau auf den gegenüberliegenden Plätzen, nur durch den Gang von ihnen getrennt – es war unerträglich. Reggie Vane war für ihn ein ausgemachter Langweiler, vor allem wenn er betrunken war, und er befand sich gerade wieder auf dem besten Wege dahin. Zwei Whiskey Sour, und der Mann fing an zu jammern, wie sehr er das gute alte England vermisste, wo man das Essen kochte, wie es sich gehörte, und nicht in dieser grässlichen Butter anbriet. Wo man sich ordentlich in der Schlange anstellte, wo die Menschen nicht nach Zwiebeln und Knoblauch stanken.
    Er lebte jetzt schon zu lange in Paris, vielleicht sollte er seinen Job bei der Bank an den Nagel hängen und nach England zurückkehren? Er hatte so viele Jahre in der Pariser Filiale der Bank of London gearbeitet, jetzt könnte er doch eigentlich Platz machen für die vielen jungen, intelligenten Manager, die nachrücken wollten.
    Lady Helena, die von ihrem Mann offensichtlich ebenso genervt war wie Anthony, sagte einfach: »Halt den Mund, Reggie« und bestellte ihm einen dritten Whiskey Sour.
    Auch Helena interessierte Anthony nicht. Sie erinnerte ihn an ein unangenehmes Nagetier. Sie war der totale Gegensatz zu seiner Mutter! Die beiden Frauen saßen sich auf den Gangplätzen gegenüber, Helena adrett und bieder in ihrem Hahnentrittkostüm, Nina in ihrem aufregenden Hosenanzug aus weißer Seide. Nur eine Frau mit ausgeprägtem
    Selbstbewusstsein konnte weiße Seide tragen – so wie seine 46
    Mutter eben. Auch mit 53 war Nina noch eine aufregende Frau, ihr dunkles, frisch frisiertes Haar zeigte kaum Spuren von Grau, und ihre Figur ließ Zwanzigjährige vor Neid erblassen. Kein Wunder, dachte Anthony, sie ist meine Mutter.
    Und wie üblich stichelte sie.
    »Wenn du und Reggie Paris so sehr hasst«, fragte Nina Helena schnippisch, »warum bleibt ihr dann da? Ich finde, Menschen, die diese Stadt nicht vergöttern, verdienen es nicht, dort zu leben.«
    » Dir gefällt Paris natürlich«, sagte Helena.
    »Es ist eine Sache der Auffassung. Wenn man offen ist für …«
    »Dafür sind wir natürlich viel zu steif«, fiel Helena ihr ins Wort.
    »Das habe ich nicht gesagt. Aber ihr habt eben die typisch britische Denkweise. Gott ist ein Engländer, nach diesem Motto.«
    »Ist er das nicht?« fragte Reggie dazwischen.
    Helena lachte nicht. »Ich denke nur«, sagte sie, »dass die Welt ein gewisses Maß an Ordnung und Disziplin braucht, damit sie funktioniert.«
    Nina sah Reggie an, der laut schlürfend seinen Whiskey trank.
    »Ja, man merkt sofort, dass Disziplin euch

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