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Verrat in Paris

Verrat in Paris

Titel: Verrat in Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Das war die Geburtsstunde von Sakaroff und Wolf in Washington D.C.
    »Und deshalb war ich letzte Woche in London«, sagte er.
    »Diverse amerikanische Unternehmen forderten uns als Security an. Ich war der leitende Sicherheitsberater.«
    »Mehr hast du nicht gemacht in London?« hakte Beryl nach.
    »Mehr habe ich nicht gemacht in London. Bis ich Hughs Einladung nach Chetwynd erhielt.« Sein Blick traf sie.
    Seine Direktheit machte sie nervös. Ob er mir die Wahrheit sagt oder etwas erfindet? Oder ein Mittelding aus beidem? Sein routiniert heruntergespulter Lebenslauf kam ihr irgendwie einstudiert vor, aber wahrscheinlich war er sogar wahr. Diese Leute vom Geheimdienst hatten immer so einen akkuraten Lebenslauf, in dem sich Wahrheit und Erfindung zu einer 59
    perfekten Einheit verbanden. Was wusste sie wirklich über ihn?
    Nur, dass er gern und viel lachte. Dass er einen beeindruckenden Appetit hatte und seinen Kaffee schwarz trank.
    Und dass sie ihn wahnsinnig attraktiv fand.
    Nach dem Essen bot er an, sie zurück zum Ritz zu bringen.
    Jordan setzte sich auf den Rücksitz, Beryl nahm vorne neben Richard auf dem Beifahrersitz Platz. Sie sah ihn immer wieder an, als sie den Boulevard Saint-Germain in Richtung Seine entlangfuhren. Der starke und chaotisch wirkende Verkehr schien ihm nichts auszumachen. An einer roten Ampel drehte er sich zu ihr und sah sie an, und dieser eine Blick im Halbdunkel des Wageninneren ließ ihr Herz Purzelbäume schlagen.
    Er wendete seine Aufmerksamkeit wieder der Straße zu.
    »Es ist noch früh«, sagte er. »Willst du wirklich schon zurück ins Hotel?«
    »Wie lautet die Alternative?«
    »Wir könnten noch etwas spazieren fahren. Oder spazieren gehen. Was du willst. Schließlich sind wir in Paris. Das sollten wir genießen.« Seine Hand griff zum Schaltknüppel und streifte dabei ihr Knie. Ein Schauer durchfuhr sie – ein warmer, süßer, erwartungsvoller Schauer.
    Er will mich verführen. Er will, dass mir schwindelig wird in Anbetracht sämtlicher Möglichkeiten. Oder ob das vom Wein kommt? Ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft könnte nicht schaden.
    Sie fragte nach hinten: »Was meinst du, Jordie? Hast du Lust auf einen Spaziergang?« Ein lautes Schnarchen war die Antwort.
    Beryl drehte sich um und sah mit Erstaunen, dass ihr Bruder quer über der Rückbank lag. Eine schlaflose Nacht und zwei Gläser Wein zum Abendessen hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. »Ich schätze, das heißt nein«, sagte sie lachend.
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    »Dann eben nur wir beide?«
    Diese vorsichtig geäußerte Einladung ließ sie wieder sanft erschauern. Schließlich, dachte sie, war sie in Paris …
    »Ein paar Schritte gern«, sagte sie zustimmend. »Aber es ist besser, wenn wir Jordan vorher ins Bett bringen.«
    »Zu Ihren Diensten«, erwiderte Richard bereitwillig. »Erster Halt, das Ritz.«
    Jordan schnarchte den ganzen Weg zum Hotel.
    Sie spazierten durch die Tuilerien, auf einem geschotterten Pfad zwischen den streng angelegten Gärten und an Statuen vorbei, die im Licht der Straßenlaternen geisterhaft weiß schimmerten.
    »Da sind wir wieder«, sagte Richard, »bei einem
    Gartenspaziergang. Es wäre doch schön, wenn wir einen Irrgarten fänden, in dessen Mitte eine kleine steinerne Bank steht.«
    »Warum?« fragte sie lächelnd. »Hoffst du auf eine
    Wiederholung?«
    »Mit einem etwas anderen Ende. Weißt du eigentlich, dass ich fünf Minuten brauchte, bis ich den Weg aus dem Irrgarten heraus gefunden hatte?«
    »Ich weiß.« Sie lachte. »Ich stand an der Haustür und habe die Minuten gezählt. Aber fünf Minuten, das ist gar nicht so schlecht. Obwohl andere Männer schneller waren.«
    »Ach so, das ist deine Methode, einen Mann zu testen? Du als das Stück Käse, das im Irrgarten als Köder ausliegt …«
    »Und du die Maus.«
    Dann lachten sie beide, und ihre Stimmen hallten durch die Nacht.
    »Und war meine Leistung … annehmbar?« fragte er.
    »Durchschnitt.«
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    Er machte einen Schritt auf sie zu, sein Lächeln schimmerte in der Dunkelheit. »Nicht besser als Durchschnitt?«
    »Na gut, du hast Recht. Immerhin war es dunkel.«
    »Das stimmt.« Er kam noch näher, so dass sie ihren Kopf heben musste, wenn sie ihn ansehen wollte. Fast spürte sie die Hitze seines Körpers. »Sehr dunkel«, flüsterte er.
    »Vielleicht warst du ja auch ein wenig durcheinander?«
    »Sehr sogar.«
    »Das war aber auch ein gemeiner Trick von mir …«
    »Dafür sollte ich dich bestrafen.«
    Er streckte die Hände aus und

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