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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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näherte, bekundete seine Miene, dass auch er an die Begegnung im Wald dachte.
    Was hat er dort gemacht, überlegte sie.
    Er hatte erwähnt, er würde sich zum ersten Mal in dieser Gegend aufhalten und versuchen, sich zurechtzufinden. Wie lange war er schon hier? Wie viel wusste er? Kalte Angst krampfte ihr Herz zusammen. Woran dachte er, wenn er sie anschaute? Wieso fürchtete sie den eigenartigen Glanz in seinen Augen? Sein bewunderndes Lächeln beschämte sie – und sein durchdringender Blick erschreckte sie zutiefst.
    Besaß er die Fähigkeit, ihr Gehirn zu erforschen, alle ihre Gedanken und Geheimnisse zu ergründen? Sie fühlte sich immer unbehaglicher. Aber warum sollte sie sich fürchten? Weil ihr Bruder erklärt hatte, Rockleys Feinde würden ihn „für den Teufel höchstpersönlich“ halten? Ihre Beine zitterten. Doch dann redete sie sich ein, es gebe keinen Anlass zur Sorge. Nach außen hin wirkte er arglos. Nichts in seiner Haltung wies auf einen Verdacht hin, den er geschöpft haben mochte.
    Ihrer Fantasievorstellung von Lord Rockley glich er kein bisschen. Der Mann, der in diese Gegend gekommen war, um die Straßenräuber auszukundschaften und zu vernichten, war jünger, als sie vermutet hatte. Und unerwartet attraktiv …
    Jetzt blieb er vor ihr stehen. „Also treffen wir uns wieder, Miss Atherton – Miss Christina Atherton, nicht wahr? Diesmal in einer anderen Situation.“ Höflich neigte er den Kopf, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Ich hatte kaum gehofft, Ihr würdet Euch an mich erinnern.“
    Der Wohlklang seiner tiefen Stimme verschlug ihr die Sprache. Obwohl sie es versuchte – sie fand keinen Makel in den breiten Schultern, den schmalen Hüften, den langen Beinen. Die tadellos geschnittene Kleidung erschien ihr ebenso bewundernswert wie der Mann, der sie trug. Aber an einer weniger imposanten Gestalt hätten die üppigen Spitzenrüschen am Hals und an den Handgelenken, die elfenbeinfarbene Weste, die zu der Kniehose unter dem mitternachtsblauen Rock passte, viel von ihrem Flair verloren.
    Allmählich kehrte ihr Selbstvertrauen zurück. Irgendetwas an Lord Rockley forderte ihr Temperament heraus. Nein, vor diesem Mann würde sie nicht in Ehrfurcht erstarren, auch nicht vor der Gefahr, die William und ihr selbst in seiner Gegenwart drohte. Weil sie ihm endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, verflog ihre innere Anspannung. Doch sie musste wachsam bleiben – und diesen besonderen Gentleman mit ausgesuchter Höflichkeit behandeln.
    „Gewiss, ich bin Christina Atherton“, bestätigte sie, als ihr die Stimme wieder gehorchte, „und ich erinnere mich an Euch. Wie könnte ich Euch vergessen? Unsere Begegnung war – aufregend, um es milde auszudrücken. Wie geht es Euch, Sir?“
    Er hob die dunklen Brauen und lächelte wieder. Mit starken, warmen, unbehandschuhten Fingern umfasste er ihre Hand und hielt sie etwas zu lange fest, bevor er sie an die Lippen zog und dann losließ. „Danke, sehr gut, Miss Atherton. Nachdem ich Euren Namen erfahren habe, fühle ich mich erleichtert. Allerdings ahnte ich bereits, wer Ihr seid, denn ich sah, wie Ihr an Lord Athertons Seite die Gäste empfangen habt. Ich bin Lord Rockley – Simon Rockley.“
    „Ja, das dachte ich mir“, erwiderte sie, „da Ihr der einzige Gast seid, den ich nicht kenne – oder vielleicht sollte ich sagen, mit dem ich nicht formell bekannt gemacht wurde.“
    „Hoffentlich stört Euch das nicht, und Ihr verzeiht mir, falls ich Euch Unannehmlichkeiten bereitet habe.“
    Voller Unbehagen fühlte sie sich in die Enge getrieben, und sie beschloss, ihre Worte sehr sorgfältig zu wählen. „Nein, das habt Ihr natürlich nicht getan. Ihr seid uns hochwillkommen.“
    „Vor einigen Minuten war ich so frei, Euch zu beobachten. Wie ich Eurer Miene entnahm, erkanntet Ihr den Mann wieder, den Ihr im Wald getroffen hattet.“ In seinen Augen funkelte unverhohlene Belustigung. „Dass Ihr mich nicht vergessen konntet, beglückt mich.“
    Trotz seines zu offenherzigen Verhaltens – er war ein Gast in ihrem Haus, und Christina fand es ein bisschen peinlich, wie offen sie ihre Gefühle gezeigt hatte. Dann verließ sie sich auf das alte Sprichwort: Angriff ist die besten Verteidigung. Und am allerwichtigsten – sie musste sich gegen die Anziehungskraft wehren, die dieser schöne Mann auf sie ausübte. Höflich, aber kühl und entschieden antwortete sie: „Ich vergesse niemals ein Gesicht, Lord Rockley.“
    „Oh, ich auch

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