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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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verständnisvoll Ihr seid, Miss Atherton …“
    Um ihre Verlegenheit zu überspielen, lachte sie leise. „Das muss ich sein. Was immer ich tue oder sage, William ist stets anderer Meinung.“
    „Das sind Brüder im Allgemeinen. Und Ihr seid eine begeisterte Leserin?“
    „O ja.“
    „Sicher schwärmt Ihr für Bücher mit einem glücklichen Ende – über Liebe und Romanzen. Eine solche Lektüre passt zu jungen Damen.“
    „Hin und wieder lese ich solche Romane – allerdings nicht nur … Die Bemerkung, die Ihr soeben gemacht habt, erwarte ich von jedem Mann.“
    Da lachte auch Simon. „Offenbar habe ich Euch beleidigt.“
    „In der Tat. So wie alle Männer stellt Ihr Euch die Frauen völlig falsch vor, Sir. Leider ist Euer Geschlecht überaus selbstgefällig und anmaßend.“ Christina glaubte, er würde ihr widersprechen. Doch er schaute sie nur verblüfft an. Boshaft fügte sie hinzu: „Ihr seid es wohl nicht gewöhnt, dass man Eure Ansichten in Zweifel zieht, Lord Rockley?“
    „Seit dem Tod meiner lieben Mutter nicht mehr.“
    Christina milderte ihren Tadel mit einem Lächeln. Voller Humor funkelten ihre Augen. „Wenn Ihr Euch einbildet, die Damen würden sich mit Banalitäten begnügen und die höheren Formen der Kunst nicht verstehen, irrt Ihr Euch ganz gewaltig. Unsereins ist genauso klug und imstande, anspruchsvolle Literatur zu würdigen, wie jeder Mann.“
    „Und Ihr, Miss Atherton, seid offenbar eine Dame, auf die diese Beschreibung passt.“
    Leicht benommen vom warmherzigen Klang seiner Stimme, fühlte sie erneut, wie sie errötete. „Zumindest möchte ich das glauben.“
    „Und ich schätze mich glücklich, weil ich eine so bezaubernde Gesellschaft genießen darf“, versicherte er.
    Unsicher erwiderte sie seinen Blick. In seiner Nähe gewann sie stets den Eindruck, über Eierschalen zu gehen. „Danke für das Kompliment.“
    „Es war mir ein Vergnügen.“
    „Übrigens, vorhin lernte ich Euren Kammerdiener kennen. Im Keller.“
    „Henry? Wir haben gemeinsam in den Spanischen Niederladen gedient.“
    „Entweder begeistert er sich für edle Weine, Lord Rockley, oder er hat herumgeschnüffelt.“ Wenn ja, überlegte Christina, in wessen Auftrag?
    Amüsiert zog er die Brauen hoch. „Was für ein interessanter Gedanke! Henry schnüffelt nie herum.“
    „Dann müssen wir annehmen, dass er ein vortrefflicher Weinkenner ist.“
    „Nun, hin und wieder weiß er einen guten Tropfen zu schätzen“, erklärte Lord Rockley. Dabei ließ er es bewenden.
    Mit dieser Antwort begnügte sie sich nicht. Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie ihn an. „Bei unserer Begegnung erschien er mir völlig nüchtern. Ganz bestimmt war er Herr seiner Sinne. Erlaubt Ihr Eurem Kammerdiener, ständig nach Belieben umherzuwandern?“
    „Ja, immer. Deshalb solltet Ihr Euch nicht beunruhigen, Miss Atherton, Henry ist völlig harmlos.“ Nach einer kurzen Pause fragte er: „Und Ihr fühlt Euch wohl auf Oakbridge? Findet Ihr die Londoner Zerstreuungen nicht verlockend?“
    „Eigentlich nicht. Ich habe einen ganz einfachen Geschmack, und ich bin zufrieden mit meinem Leben. Aber ich wohne nicht die ganze Zeit auf Oakbridge. Manchmal besuche ich meine Tante Celia in London. Eine wundervolle Frau, wir stehen uns sehr nahe. Wenn William heiratet – was bald geschehen wird – werde ich zu ihr ziehen.“
    „Aber Ihr werdet Oakbridge vermissen.“
    „Natürlich. Dieses Haus ist mein Heim. Doch als Williams Gemahlin wird Miranda die neue Herrin sein.“
    „Und das macht Euch nichts aus?“
    „Gar nichts. Ein junges Ehepaar muss sich ungestört in seinem neuen Dasein zurechtfinden. Und ich möchte keineswegs die Rolle der unverheirateten Schwester spielen, die sich in alles einmischt …“ In diesem Moment hörte Christina Schritte und Stimmen vor der Tür. Offenbar bereiteten sich die ersten Gäste auf den Heimweg vor. Sie stand auf und glättete ihre Röcke. „Jetzt muss ich gehen, William wird schon nach mir suchen.“

3. KAPITEL
    Simon folgte ihr zur Tür. „Wie sehr Ihr Eurem Bruder gleicht …“, bemerkte er und griff nach dem Türknauf aus Messing.
    „Tatsächlich? Auf welche Weise?“ Verwundert sah Christina zu ihm auf. Sein eigenartiger Blick bewog sie, sofort wieder wegzuschauen, und sie fühlte sich in einen Bann gezogen, für den sie keine Erklärung fand. Behutsam berührte er eine Locke, die in ihren Nacken hing. Als sie seine Finger auf ihrer Haut spürte, drohte ihr Herz zu rasen, eine

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