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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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erschien ihr sein Lächeln gefährlich – das Lächeln eines gnadenlosen Jägers, der ihr seine Macht zeigen wollte. Entschlossen straffte sie die Schultern und reckte das Kinn empor. Weder Mark Buckley noch seine Spießgesellen hatte sie jemals merken lassen, wie sehr sie sich vor ihnen fürchtete. Vielleicht zollten sie ihr deshalb größere Achtung als ihrem Bruder. Auch vor diesem Fremden würde sie sich keine Blöße geben.
    „Nach meiner Überzeugung gibt es in diesem Gebiet keinen einzigen Menschen, der noch nie von ihm gehört hätte“, betonte Lord Rockley. „Dank seiner Raubzüge ist er berühmt-berüchtigt. Vielleicht werdet Ihr mir versichern, er sei ein zivilisierter Gentleman, Miss Atherton. Aber irgendwie zweifle ich daran.“
    Bei der Erinnerung an das Verbrechen, das Buckley an seiner eigenen Familie verübt hatte, spürte Simon, wie sich seine Züge verhärteten. Als er die schreckliche Nachricht erhalten hatte, war der Wunsch, den Mörder seiner hübschen kleinen Nichte zu jagen und zu töten, übermächtig gewesen – wie eine heiße brennende Wunde. Seinen Bruder hatte der Schurke in die Brust geschossen. Seither war der arme Mann nur mehr ein Schatten seiner selbst.
    Doch zu jener Zeit hatte er seinen Militärdienst in den Spanischen Niederlanden geleistet, den Soldaten seines Kommandos verpflichtet. Hin und her gerissen zwischen seinem Wunsch nach Vergeltung und seinem Verantwortungsgefühl, hatte er widerstrebend auf die Stimme der Vernunft gehört. Allzu lange würde er dem Heer nicht mehr angehören. Bis zum Ende seiner Dienstzeit waren seine Männer von ihm abhängig, und er durfte sie nicht im Stich lassen, um einen zeitraubenden persönlichen Rachefeldzug zu unternehmen. Die Konfrontation mit Buckley musste warten. Aber je länger Simon sich geduldet hatte, desto gewaltiger waren Hass und Zorn in seiner Brust gewachsen.
    „Also, Miss Atherton? Kennt Ihr ihn?“ Langsam ging er zu ihr zurück, neigte sich vor, und der harte Glanz seiner Augen sandte einen Schauer über ihren Rücken. „Empfindet Ihr seinetwegen eine so schreckliche Angst?“
    Ohne es wahrzunehmen, hatte Christina die Luft angehalten. Jetzt atmete sie mühsam aus, fühlte sich zutiefst schuldig – und rettungslos in die Enge getrieben. Eine böse Ahnung stieg in ihr auf. Wusste Lord Rockley bereits, was in Oakbridge geschah? Sollte sie ihm eine Lüge auftischen? Nein, das widersprach ihrem Naturell.
    „Ja, ich kenne ihn – allerdings nicht besonders gut. Und … ich fürchte niemanden. Mark Buckley stammt aus dieser Gegend, er ist der Sohn eines ehrbaren Anwalts in Reading. Und es dürfte kein Geheimnis sein, dass der alte Mr Buckley sich von ihm losgesagt und ihn enterbt hat. Es stimmt, Sir, wenn Ihr sagt, hier würde es nur wenige Leute geben, die nie von ihm gehört haben. Doch man sieht ihn nur selten.“
    „Vermutlich, weil er sich hauptsächlich in der Nacht betätigt. Und falls man nicht nach Einbruch der Dunkelheit auf den Straßen unterwegs ist, wird man Buckley wohl kaum allzu oft gegenüberstehen.“
    „Wie auch immer, ich habe nichts mit ihm zu tun“, erklärte Christina in scharfem Ton und wich Lord Rockleys forschendem Blick aus.
    „Vielleicht haltet Ihr ihn für einen zweiten Robin Hood, der sein Diebesgut edelmütig unter den Armen und Bedürftigen verteilt“, meinte er und lächelte ironisch. „Leider trifft das nicht zu, Miss Atherton, denn Mark Buckley ist einfach nur ein niederträchtiger, grausamer Verbrecher.“ Aufmerksamer denn je beobachtete er ihr Mienenspiel. „Ich nehme an, gestern konntet ihr ihn aufspüren, um ihm seinen Hund zurückzuerstatten?“ Als alle Farbe aus ihrem Gesicht wich, nickte er zufrieden. „Also habe ich recht – der Hund gehört Buckley.“
    „Ja … aber ich brachte ihn nicht zu ihm. Das übernahm einer der Reitknechte.“
    „Offenbar wisst Ihr, wo der Schurke zu finden ist.“
    „Er ist so schwer zu fassen wie ein Schatten, Lord Rockley. Wo er wohnt, weiß niemand – oder wo er sich befindet, wenn er nicht gerade Reisekutschen überfällt.“ In diesem Punkt sagte Christina die reine Wahrheit. Sie hatte keine Ahnung, wo Buckley sein mochte, wenn er nicht in der Höhle weilte. William hatte ihr erzählt, man könne ihn des Öfteren im Black Swan Inn in Wakeham begegnen. Doch der Gasthof wurde nur für die Versammlungen der Diebe benutzt. Der Anführer musste sich woanders einquartiert haben.
    „Dann wäre Euer Reitknecht möglicherweise imstande, mir

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