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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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Erinnerung an Euch verfolgt, das Verlangen, umzukehren und Euch zu suchen. Denn eine Schönheit wie die Eure blendet einen Mann, könnte ihn um den Verstand bringen und ist machtvoll genug, um seine Seele für immer zu stehlen.“
    Entschlossen befreite sie sich von der Umarmung. Am liebsten hätte sie die Hände auf ihre Ohren gepresst, um der gefährlichen Verführung zu entrinnen. Noch immer drehte sie sich nicht um. „Bitte, bedrängt mich nicht. Sonst bringt Ihr uns beide in Verlegenheit. Vielleicht habt Ihr Euch zu viel Punsch genehmigt, und ich sollte Euch empfehlen, heute Abend keinen mehr zu trinken. Höchstens, wenn Ihr ihn mit Wasser verdünnt …“
    Ohne ein weiteres Wort verließ sie ihn.
    Aber im restlichen Verlauf des Abends suchte ihr Blick ihn immer wieder. Christina beobachtete, wie freundschaftlich er sich mit den Gentlemen unterhielt. Ob sie Geschäftsmänner, Gelehrte oder Mitglieder des einheimischen Landadels waren – alle schienen die Konversation mit Lord Rockley zu genießen. Mehrmals erklang fröhliches Gelächter. Christina bezweifelte nicht, dass er ihnen mühelos entlocken würde, was sie über die Straßenräuber wussten und was seiner Untersuchung nutzen würde.
    Auch die jungen Damen waren sichtlich angetan von Seiner attraktiven, charmanten Lordschaft. Kichernd und schmachtend schwenkten sie ihre Fächer. Christina musterte sie erbost. Wie töricht sich manche Frauen aufführen, wenn ein hübscher Mann in der Nähe ist, dachte sie. Von Äußerlichkeiten darf man sich nicht blenden lassen, die können trügen. Und es ist immer die Frau, die für ihre mangelnde Voraussicht büßen muss …
    Doch ihr eigenes Herz pochte viel zu schnell, während sie ihn durch den Saal schlendern sah. Dann ermahnte sie sich zur Vernunft. In ihrem Leben gab es keinen Raum für mädchenhafte Träume und romantische Fantasien. Die Sehnsucht danach würde ihr Elend nur noch verschlimmern.
    Schließlich brachen alle Gäste auf und beteten um eine sichere, ungestörte Heimfahrt. Christina verabschiedete sie allein, weil ihr Bruder offensichtlich verschwunden war.
    „Gute Reise, Mrs Simmons“, wünschte sie einer älteren Dame, deren Gemahl ihr die Eingangsstufen vor dem Haus hinunterhalf. Die beiden wohnten nicht weit entfernt.
    „Danke, meine Liebe, ich hoffe inständig, diese widerwärtigen Wegelagerer werden uns nicht belästigen. Was wird denn gegen diese Schurken unternommen, die anständigen Leuten mit vorgehaltener Pistole Geld und Gut abnehmen? Nichts, sage ich Euch. Rein gar nichts. Wie üblich ruhen sich die Hüter des Gesetzes auf ihren Lorbeeren aus.“
    Christina lächelte mitfühlend. „Leider scheint das zu stimmen, Madam. Aber Ihr müsst nicht weit fahren, und Ihr werdet unbeschadet daheim eintreffen.“
    „Da bin ich mir nicht so sicher. Dieser Mark Buckley ist ein skrupelloser Verbrecher. Solange er frei herumläuft, müssen wir alle um unser Leben bangen. Ich erinnere mich sehr gut an seine Jugend. Schon damals war er ein Dieb und Betrüger. Kein Wunder, dass sein Vater nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte!“
    Nachdem die letzten Gäste das Haus verlassen hatten, zog Christina sich in ihr Schlafgemach zurück, ohne William zu suchen. Schweren Herzens und voller Gewissensqualen dachte sie an die Menschen, die in dieser Nacht den ruchlosen Straßenräubern zum Opfer fallen würden. Sie wagte nicht zu hoffen, alle ihre Gäste würden die Heimfahrt unversehrt überstehen. Denn Mark Buckley und seine Bande kannten keine Gnade.
    Erschöpft kleidete sie sich aus. Den ganzen Abend hatte sie gleichsam auf Messers Schneide verbracht, was an Lord Rockleys Anwesenheit und der grässlichen Begegnung mit Mark Buckley lag. Wie sie den Schurken verabscheute, wie sie sein höhnisches Grinsen und die lustvollen Blicke hasste, die er ihr zuwarf! Mit jedem Tag fand sie es schwieriger, sich so zu verhalten, als wäre alles in Ordnung, und ständig Spießruten zu laufen. So hoffnungslos, dachte sie verzweifelt, so gefährlich … Und ein Ende des Grauens war nicht abzusehen.
    Während des Balls hatte William wieder einmal zu viel getrunken – wie üblich, wenn ihn Ängste und Nöte plagten. Dass er sieben Jahre älter war als sie, konnte Christina wegen seines verantwortungslosen, leichtfertigen Verhaltens kaum glauben. Zwar verachtete er sich selbst für all das, was er seinen Freunden und Nachbarn antat, aber er sah keinen Ausweg. Deshalb betäubte er sich mit Alkohol und vergrub seinen Kopf im

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