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Verrat und Verführung

Verrat und Verführung

Titel: Verrat und Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: HELEN DICKSON
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Gefahr, in der sie schwebte – in ihrem Bett, bis auf ihren Verstand waffenlos, einem Mann ausgeliefert, der zehnmal stärker war als sie … Von schierem Selbsterhaltungstrieb beflügelt, rollte sie sich blitzschnell zum Rand der Matratze und sprang aus dem Bett, bevor Buckley sie packen konnte.
    Geistesgegenwärtig ergriff sie ihren Morgenmantel und stürmte zur Tür hinaus, ehe ihr Angreifer auch nur um das breite Bett zu eilen vermochte.
    „Geht weg!“, schrie sie und fürchtete, er würde sie verfolgen. „Lasst mich in Ruhe!“
    „Wenn Ihr wisst, was Euren Interessen nutzen würde, kommt Ihr zurück, Miss Christina!“, rief er ihr nach. Seine Stimme hallte von den Wänden des Flurs wider, durch den sie flüchtete.
    „Niemals!“, keuchte sie.
    Buckley stand auf der Schwelle ihres Zimmers und wartete, bis sie aus seinem Blickfeld verschwand. Eines Tages würde er sie besitzen, das schwor er sich. Welch ein süßer Trost wäre sie in seinen einsamen Nächten …
    Mit einer solchen Frau hatte er sich noch nie vergnügt, und er war die abgebrühten Schlampen, die sich für ein oder zwei Münzen hingaben, gründlich leid.
    Während er sich in die Schatten des Korridors zurückzog, überlegte er, wie es wohl wäre, mit Christina Atherton zu schlafen. Würde sie jenen Teil von ihm zu neuem Leben erwecken, um den sich all die erfahrenen Huren trotz ihrer erprobten Liebeskünste vergeblich bemühten hatten?
    Nur vom Mondlicht geleitet, eilte Christina wie ein geisterhafter Schatten durch das schlafende Haus zu Williams Zimmer. Immer wieder irrte ihr Blick in alle Richtungen, während sie mühsam nach Fassung rang. Im Laufen streifte sie sich den Morgenmantel über. Nur ein einziges Mal wagte sie über ihre Schulter zu spähen, gerade noch rechtzeitig, um ihren Angreifer lautlos die Treppe hinabsteigen zu sehen.
    Erleichtert seufzte sie auf und huschte ins Zimmer ihres Bruders, schloss die Tür hinter sich und sank gegen das harte Holz. Nur teilweise waren die Vorhänge geschlossen. Durch das Fenster warf der Mond seine Silberstrahlen herein. Sekundenlang schloss sie die Augen und zwang sich zur Ruhe, bevor sie zum Bett ging.
    Darin lag niemand, das Bettzeug war unbenutzt. Neue Angst stieg in ihr auf. Wo mochte William stecken? Warum schlief er nicht da, wo er hingehörte? Atemlos eilte sie aus seinem Schlafgemach, die Treppe hinab zur Halle, wo wenige Stunden zuvor so fröhliches Leben und Treiben geherrscht hatte.
    Über dem Ticken der hohen Standuhr glaubte sie jemanden schnarchen zu hören. Als sie einen Lichtstreifen unter der Bibliothekstür sah, ging sie darauf zu und hoffte inständig, Mark Buckley würde das Haus mittlerweile verlassen haben und ihr nicht in der Bibliothek auflauern.
    Vorsichtig stieß sie die Tür auf. Der Anblick, der sich ihr bot, erfüllte sie mit bitterer Enttäuschung.
    Zusammengesunken saß ihr Bruder auf dem Ledersofa, die Augen geschlossen, den Kopf an die Armstütze gelehnt. Das Hemd war am Hals geöffnet, die ganze Kleidung unordentlich. Auf dem kleinen Tisch an seiner Seite stand eine leere Karaffe. Seinen schlaffen Fingern entglitten, lag ein Brandyglas auf dem Boden. Tiefe Schnarchlaute wiesen Christina beklemmend auf ihr Versäumnis hin. Bevor sie sich zurückgezogen hatte, wäre es ihre Pflicht gewesen, für William zu sorgen. Ein vertrauenswürdiger, diskreter Dienstbote hätte ihn in sein Zimmer bringen müssen.
    Von Mark Buckley war nichts zu sehen. Also musste er sich aus dem Haus entfernt haben.
    Was sollte sie mit William machen? Sie war versucht, ihn einfach hier zu lassen. Nein, unmöglich – die Dienerschaft durfte ihn am nächsten Morgen nicht in diesem beklagenswerten Zustand sehen. Seufzend packte sie ihn an den Schultern und tat ihr Bestes, um ihn wach zu rütteln. Aber sie strengte sich vergeblich an. Er röchelte nur ein bisschen, dann schnarchte er weiter. Schließlich schob sie die Hände unter seine Achselhöhlen und rümpfte angewidert die Nase, als sie starken Schnapsgeruch wahrnahm. Mit aller Kraft versuchte sie ihn aufzurichten. Ebenso gut hätte sie sich bemühen können, einen Sack voller Steine hochzuheben.
    Der Erschöpfung nahe, fiel sie vor ihm auf die Knie. Beinahe brach sie in Tränen aus, so unfähig und elend fühlte sie sich. Sollte sie einen Diener wecken, der ihr beistehen würde, oder William seinem Schicksal überlassen?
    „Braucht Ihr meine Hilfe, Miss Atherton?“
    Die wohlklingende Männerstimme schien aus dem Nichts heranzudringen.

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